Warum mussten jetzt schon mehrere Beiträge mit einem "Das ist jetzt nicht wertend/böse/als Angriff gemeint, aber..." eingeleitet werden und sinngemäß mit einem ..."aber ihr seid einfach Egozentriker und nicht zu echten Gefühlen fähig" enden?
Teilweise ist es fast schon wieder auf dem Niveau von „Wer nicht polyamor lebt, ist nur nicht fähig, wahre, selbstlose Liebe zu empfinden.“
Niemand der hier geschrieben hat, dass er das LAT-Modell angenehm findet oder bevorzugt, hat es zur ultimativen Wahrheit erklärt.
Alle haben sich darauf beschränkt, zu sagen, warum es für sie angenehmer/praktikabler ist.
Grundsätzlich erlebt eine sehr große Gruppe von Menschen das gleiche.
Nur noch sehr, sehr Wenige treffen irgendwann ihren ersten Partner, gehen eine Beziehung ein, ziehen zusammen und..."und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute".
Die Allermeisten leben serielle Monogamie in Form von kennenlernen > verlieben > Partnerschaft eingehen> zusammenziehen > Trennung...kennenlernen > verlieben > Partnerschaft eingehen > zusammenziehen > trennen...
Da der letzte Punkt einer ist, den niemand sich zu den Zeitpunkten 1-4 wünscht, hinterfragen wohl viele spätestens beim zweiten Mal, was eigentlich schief gelaufen ist.
• Manche kommen dann zu dem Schluss, dass sie nur einfach noch nicht die Richtige/den Richtigen
getroffen haben und probieren es weiter nach dem gleichen Konzept.
• Andere beschließen, dass das Konzept der verbindlichen Beziehung per se völlig überholt ist und
beschränken sich auf „nur vögeln“.
• Einige kommen zu der Erkenntnis, dass es bei ihnen die völlige Selbstverständlichkeit, eine
ungesunde Art von Gewöhnung oder anfangs belanglose Kleinigkeiten waren, die das
Zusammenleben irgendwann zur Farce gemacht haben.
Dann gibt es drei Interpretationsansätze:
1. Es war bis jetzt einfach nicht der/die Richtige. Mit dem/der Richtigen läuft das ganz anders.
→ Weiter wie oben.
2.
Ich kann anscheinend nicht dauerhaft und permanent mit einem Menschen
zusammenleben, ohne dass sich meine Gefühle für ihn negativ verändern.
→ Der oder die denkt dann über LAT nach.
3. Dauerhaftes, permanentes Zusammenleben belastet die Partnerschaft
generell, indem es
eine Wunschgemeinschaft zur mit zusätzlichen Stressoren aufgeladenen Zweckgemeinschaft
macht und zu starken „Abnutzungseffekten“ führt.
a) Weiter wie oben + Flucht. → Exzessives Betreiben alleiniger Hobbys, möglichst viel arbeiten...
b) Weiter wie oben + Ablenkung. → Swingen, fremdgehen, saufen, Kind als Verzweiflungstat ...
c) Nachdenken über LAT.
Und, ja, es werden auch Menschen dabei sein, die es einfach nicht ertrügen, mit Ende der Partnerschaft noch einmal auch auf die eine oder andere Weise ihr Zuhause zu verlieren und völlig bei Null zu landen.
Gerade wer es bereits einmal erlebt hat, gefühlt alles zu verlieren (z.B. Tod des Partners oder unerwartetes Ende einer langen Ehe/Beziehung) oder plötzlich allein mit Kindern da stand, weil Ex-Partner/Partnerin komplett verschwand, der oder die möchte vielleicht nicht mehr neben seinem Herz auch noch Heim und Geld (Umzug, Möbel etc.) aufs Spiel setzen.
Das finde ich nachvollziehbar und völlig legitim.
Wer beim Roulette alles auf eine Zahl setzt, erscheint auch nur so lange cool, bis er verliert. Hat derjenige, der wenigstens noch genug Geld fürs Taxi nach Hause zurückbehalten hat, nicht genug eingesetzt? Ich denke schon.
Ja, früher war alles besser. Da wurde geheiratet zusammen- und das bis zum (evtl. bitteren) Ende durchgezogen.
Da ging der Mann das Geld verdienen und die Frau hatte es neben der Kinderaufzucht als Lebensinhalt, dem Gatten ein schönes, gemütliches Heim zu schaffen und ihn bestmöglich zu versorgen.
Viele andere Möglichkeiten hatten Frauen lange Zeit auch nicht. Während man denen ewig nicht zutraute oder zugestand, ihr Leben selbst zu finanzieren, traute man Männern noch bis vor wenigen Jahrzehnten nicht zu, alleine einen Haushalt zu führen. Es wurde vorausgesetzt, dass beide aufeinander angewiesen sind.
Nun haben sich die Zeiten aber geändert.
Für Paare mit gemeinsamen Kindern dürfte ein gemeinsamer Haushalt meist immer noch die in jeder Hinsicht günstigste Alternative sein (Obwohl wir ja auch da schon mindestens ein Gegenbeispiel hatten.), aber sonst?
Es wurde mehrfach argumentiert, dass jemand, der getrennte Haushalte dem Kohabitationsmodell vorzieht, sich nicht wirklich festlegen wolle und quasi immer schon mit einem Fuß auf der Flucht sei.
Da könnte man aber auch fragen, ob jemand, der aufs Zusammenleben beharrt, nicht mit einer gewissen „Deckel drauf!“-Mentalität den Wert der Beziehung künstlich zu erhöhen versucht, indem er/sie den Preis für eine mögliche Trennung hochtreibt.