Flucht oder Angriff?
Nichts anderes sind das Streben nach Nähe und Distanz
in den Extremen.
Beides kann ungesund sein.
Der Clou ist, dass beidem sehr ähnliche Emotionen zugrunde liegen. Nur die Reaktionen sind unterschiedlich.
Selbstredend spricht es für Bindungsprobleme, wenn jemand grundsätzlich Gemeinsamkeit oder Verbindlichkeit vermeidet. Das ist "Ich schubse dich weg, bevor du mir wehtun kannst." hat aber weit weniger mit Wohnungen zu tun als mit einer Haltung.
Es äußert sich vielmehr darin, Emotionen nicht zu zeigen, Gesprächen auszuweichen und keine Schwächen oder Ängste zu offenbaren.
Bei denjenigen, die sich
nicht darauf beschränken, zu sagen, dass LAT für sie nicht das Richtige ist und dass sie eine gemeinsame Wohnung brauchen, um eine Beziehung als sicher und harmonisch zu empfinden, habe ich den Eindruck, dass ihnen das fehlende rosa Blümchendekor beim bewussten Befürworten von LAT fehlt.
Wie kann man denn bereits einkalkulieren, dass eine Beziehung vielleicht irgendwann wieder endet?!
Wie kann man denn irgendetwas an seinem Partner nervig oder unattraktiv finden?!
Wie kann man denn glauben, dass jemand einen wirklich liebt, wenn er nicht immer alles teilen will?!
Vorsicht mit solchen Denkmustern! Denn auch die Erwartung, dass der Richtige Partner immer alles an einem zu lieben und zu akzeptieren hat ist (ebenso wie der Anspruch an sich selbst, alles an einem Menschen, den man liebt tolerieren, ihm alles zu verzeihen und ihm immer nah sein zu wollen) Zeichen eines ungesunden Bindungsverhaltens.
Elena66:
Das lässt für mich ja den Schluss zu:
Die allermeisten Menschen verbiegen sich innerhalb ihrer Beziehung und spielen eine Rolle, von der sie meinen, dass sie dem anderen genehm ist, statt einfach authentisch zu sein und bei sich selbst zu bleiben.
Das ein solches Unterfangen irgendwann zu Unbehagen und schlussendlich auch oft genug zum Scheitern führt, ist für mich irgendwie ... die logische Konsrquenz.
Und ebenso kann das Scheitern logische Konsequenz des Anspruchs sein, dass der Partner mich gefälligst 24/7 ganz "authentisch" toll findet.
Das Verlangen nach Bestätigung dafür, immer gut genug, liebenswert genug, "richtig" genug zu sein, das aus Zweifeln eben daran resultiert.
Das kann ganz schnell zu einem perfiden Test werden.
"Wenn du mich wiiiiiiirklich liebst, dann auch, wenn ich launisch und zickig/besoffen/nervig/ungeduscht bin."
"Akzeptiere, dass ich Birkenstocklatschen und Jogginghose trage, solange wir unter uns sind, dass ich vor dir rülpse, furze, kotze, grundsätzlich direkt aus der Milchtüte trinke, alles mit Fanartikeln vom FC XY pflastere/mit Strass verziere.
Das Leben ist kein Disney-Film.
Hier geht's nach dem "Und wenn sie nicht gestorben sind..." weiter.
Nach fünf Jahren mag es dem Prinzen unsäglich auf den Sack gegangen sein, dass Aschenputtel ständig überall ihre Schuhe herumfliegen ließ.
pokemar:
So funktionieren wir Menschen doch gar nicht. Wir entwickeln uns, wir haben unsere Schwächen und ich kenne nahezu keinen Menschen der sich zu jeder Sekunde in seinem Leben an seine eigenen Grundsätze und Werte hält und dann können sich diese im Laufe eines Lebens ja auch verschieben. Wenn wir nicht tolerant gegenüber unserem Partner sind, wie sollen wir denn tolerant gegenüber ganz anderen Menschen sein und wie kann ich dann auch nur ansatzweise hoffen, dass jemand auch mir gegenüber tolerant ist?
Eben. Menschen, deren Sichtweisen, Einstellungen und Wünsche ändern sich.
Genau das führt dann, wenn die Lebensmodelle nicht mehr miteinander in Einklang zu bringen sind, zu Trennungen. Egal, welche Art von Beziehung zuvor gelebt wurde.
Beziehungen im Kohabitationsmodell vertragen so etwas emotional keineswegs besser. Da wird nur länger aufs Aushalten gesetzt, weil eine Trennung noch folgenschwerer und angstbehafteter ist.
Abgesehen davon erwarte
ichvon einer Beziehung mehr, als meinen Partner dulden oder hinnehmen zu können, ihn nur irgendwie auszuhalten.
Das ist ja gruselig!
Aber vielleicht hat dieses märtyrerhafte "Da muss man halt durch" derjenigen, die hier immer von Kompromissen sprechen, aber den Kompromiss zwischen Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit einerseits und der Akzeptanz der Andersartigkeit des Partners andererseits, die im LAT-Modell stecken kann, nicht erkennen, ja auch einen Reiz.
sensual_kisses:
...hier habe ich eher den Eindruck, das es sich bei Männlein und Weiblein die Waage hält
Nun ja, allgemein entsprechen die Beiträge im Joyclub Forum nicht immer Meinungen, Verteilungen und Realitäten im Bundesdurchschnitt. (Und dieses Wissen finde ich oft sehr beruhigend. -Wir sprachen darüber,
MK2 )
Bedenke, dass ansonsten der Durchschnittsdeutsche im Leben ca. 60-80 Sexualpartner hätte, der Durchschnittspenis mindestens 18 cm lang und ca. jede zweite Frau bisexuell wäre. Außerdem würden wir es uns alle durchschnittlich fünfmal am Tag selbst machen, Frauen die nicht durch pure Penetration zu multiplen Orgasmen kämen, wären irgendwie kaputt und Männer, die zur Kontaktaufnahme die Hose zu lassen, total verklemmt.