Ich verstehe nicht, warum der Wunsch nach getrennten Wohnungen teilweise regelrecht mit Bindungsunfähigkeit gleichgesetzt wird.
Um das klarzustellen: Für mich heißt das nicht, dass man sich wochenlang nicht sieht oder in Konfliktsituationen einfach verschwindet.
Was spricht dagegen, je nach Situation mal eine komplette Woche gemeinsam in einer der Wohnungen zu verbringen? Ich hätte auch sicher nichts dagegen, dass er eine Zahnbürste und ein paar Klamotten bei mir hat, aber wenn er zu Hause arbeiten muss oder ein wenig kränkelt und ich eine Freundin einladen und die halbe Nacht kichern und tratschen möchte, ist es doch perfekt, das in getrennten Wohnungen tun zu können und am nächsten oder übernächsten Tag bewusst und gewollt wieder Zeit mit dem Partner zu verbringen.
Es gab Zeiten, wo unter der Woche morgens um kurz nach sieben das Haus verlassen musste und erst gegen 22:00 Uhr nach Hause gekommen bin. Klar war es dann auch schön, den Anderen noch sehen zu können, aber wenn man nur ca. drei Stunden abendliche Freizeit hat, will man da gerne etwas Ruhe.
Für ihn ätzend, wenn ich beim Nachhausekommen nur noch im "Lass mich bitte in Ruhe."-Modus war, für mich ätzend, dann womöglich in einer Bandprobe oder auf einem Grillabend zu landen.
Da wäre es sehr schön gewesen, stimmungs- und situationsabhängig entscheiden zu können.
Soukie_3:
ABER - mal im Ernst :
Wer kann sich das dauerhaft leisten? Da geht man dann für 2 Wohnungen arbeiten, wo man das Geld bestimmt auch anders gut brauchen kann, oder sind hier nur Superreiche?
Etwas Ähnliches stand schon an anderer Stelle.
Ich verstehe die Argumentation nicht. Ich kann mir meine Wohnung doch auch jetzt als Single leisten. Was ändert sich daran, wenn ich in einer Beziehung bin?
Ich suche weder einen Mann, der mich finanziert, noch einen, der aus Gründen der Mietkostenoptimierung mit mir zusammen sein will.
Mille_Feuille
Ich sehe das als ein " Kneifen" vor Offenheit, fehlendes Einbringen der eigenen Person und die Unfähigkeit, sich wirklich mit EINEM Menschen sozusagen in ALLEN Lebenslagen einzulassen. Dann ist das eben eine recht gute enge Freundschaft, aber keine Ehe, eheähnliche Beziehung in meinen unmaßgeblichen Augen
Kann man so sehen. Muss man nicht.
Ich z.B. empfinde das bei dem hier so beliebten und glorifizierten Modell so, bei dem Sex aus der Partnerschaft ausgelagert wird.
Fakt ist doch, dass viel mehr Beziehungen an Alltagsquerelen und aufsummierten Kleinigkeiten scheitern als an "großen" Problemen.
Es erscheint mir absurd, dass einerseits die Meisten sich nicht "verbiegen" oder ändern wollen und andererseits offensichtlich die Erwartung haben, dass eine Beziehung völlige symbiotische Verschmelzung bedeuten muss, um gut zu sein.
Es gab da den Ex, der immer ein Messer mit Nutella oder Marmelade auf die Küchenarbeitsplatte klebte, falls er im weiteren Tagesverlauf auf den Gedanken käme, sich noch ein Brot zu schmieren. (Zur Info:Wir hatten eine Spülmaschine und eine ganze Schublade voll Messer.) Mir völlig Latte, und höchstens ein Grund zum Schmunzeln, solange das in seiner Wohnung passiert. In meiner Wohnung und in dem Wissen, dass es da klebt, bis ich es wegräume, trieb's mich auf die Palme. -Und, nein, da brachte alles Reden nichts.
Ich kann einen Mann lieben, dessen Musikgeschmack ich grauenhaft finde und mit jemandem zusammensein wollen, der irgendetwas Spleeniges sammelt oder keine Notwendigkeit sieht, die Dusche zu putzen, bevor der Kalk mit Hammer und Meißel entfernt werden muss.
Ich glaube daran, dass jemand mich lieben aber es hassen kann, dass ich auch in Räumen, in denen ich mich gerade nicht aufhalte, das Licht brennen lasse, irgendwelche Kosmetika im Kühlschrank lagere oder wenn mich Freundin XY besucht.
Wer der
m.E. extremistischen Erwartung anhängt, dass es den hundertprozentig perfekten Partner gibt, dessen Eigenarten durchweg und
dauerhaft charmant und liebenswert sind und meint, dass jemand nur "der/die Richtige" ist, wenn man jede Minute ohne ihn/sie als verlorene Zeit betrachtet, dem wünsche ich aufrichtig, genau das zu finden.
Für mich sehe ich das nicht. Dazu bin ich selbst nicht ausreichend kantenfrei.
Ich will weder feststellen, dass ich irgendwann anfange, an meinem Partner herumzubiegen, noch dass er versucht, mir irgendetwas ab- oder anzugewöhnen, was mit der rosaroten Brille schlicht ausgeblendet wurde.
Das Modell mit den getrennten Wohnungen bietet da meiner Meinung nach für viele Situationen die ideale Lösung, den geliebten Menschen mit allen Macken und Eigenheiten akzeptieren.
Generelle Konflikte und Probleme muss man so oder so klären, aber warum soll ich, nach einem ätzenden Tag, wenn das Teufelchen auf meiner Schulter schon ganz aufgeregt am Eskalationsschalter wackelt, meinem Partner, der beste Chancen hat, mich durch pures Atmen zu nerven, diese Zeitbombe vor die Füße werfen?