Bitte nicht übel nehmen, ist einfach meine Sicht....
Hallo Liebe Joyclub Community
Ich bin noch ziemlich neu hier – in diesem Sinn ein freundlichen Gruß in die Runde. Ich hoffe nicht dass sich jemand durch meinen Beitrag angegriffen fühlt, wenn doch tuts mir leid ist einfach nur meine Meinung.
Ich finde es sehr schön dass dieses Thema aufgegriffen wurde und so rege daran teilgenommen wird. Besonders auch dass die Frauen ihre Sicht der Dinge erläutern.
Es ist ein Thema mit welchem ich mich selber seit mehreren Jahren beschäftige. Grund: meine Vorhaut wurde im Vorschulalter entfernt und ich bin alles andere als froh darüber. Der Eingriff führte bei mir zu Problemen (fehlende Haut) bzw. macht es teilweise immer noch (Sport).
Daher ganz klar: Mit Vorhaut!
Die Vorhaut ist ein natürlicher Bestandteil des männlichen Körpers und hat ihre Funktionen und somit auch ihre Berechtigung. Alleine schon die Vorstellung dass das Hauptorgan für sexuelle Empfindung schlechthin entfernt wird, finde ich krank.
Eingriff und die damit verbunden Risiken werden allgemein fast immer weit unterschätzt!
Wer sich für meine etwas ausführlichere Begründung interessiert, hier bitte (betrifft vorallem die unfreiwillige Beschneidung an Kindern:
Die Phimose, also die Entfernung der VH kann nur in sehr seltenen Fällen mit einer medizinischen Notwendigkeit begründet werden. Mit dem Eingriff werden sehr häufig den finanziellen Interessen der Ärzte und Spitäler Rechnung getragen. Mehr nicht. Dies Analog zu Uterus-Entfernungen, Knie OP‘s usw. Die finanziellen Anreize spielen dabei für die Kliniken eine sehr grosse Rolle.
Wird der Eingriff am Erwachsenen durchgeführt, ist es eine Sache. Der urteilsfähige Erwachsene entschliesst sich somit selber dazu, wenn auch zu einer fragwürdigen Handlung.
Wird der Operation jedoch am Kind durchgeführt, was in den allermeisten Fällen der Fall ist, ist dies sehr viel kritischer zu bewerten. Denn durchgeführt wird die Beschneidung meistens bei Jungen im Alter zwischen sechs und neun Jahren. Dies ist alleine schon aus rechtlicher Sicht ein Problem. Jeder Mensch sollte das Recht auf körperliche Unversehrtheit haben. Dieses Recht wird klar verletzt. Im Unterschied zum Erwachsenen ist es beim Kind fast immer ein Eingriff der gegen den Willen des Patienten geschieht.
Vor ca. 3 Jahren wurde daher auch darüber diskutiert, ob eine gesetzliche Grundlage geschaffen werden soll damit der Eingriff an Kindern nicht mehr durchgeführt werden darf ohne triftigen Grund (Schweiz).
Selbst wenn die Vorhaut tatsächlich zu eng sein sollte, gibt es heute längst Möglichkeiten diese zu weiten, so dass diese nicht entfernt werden muss.
Wie erwähnt, wird der Eingriff und dessen Tragweite oft unterschätzt. Wird gar die komplette VH entfernt, besteht das Risiko dass das Frenulum beschädigt wird oder später beim Sex einreisst weil es bei der OP beschädigt wurde. Je nach OP-Variante wird die komplette Entfernung des Frenulums auch bewusst vorgenommen! Dies kann zu erheblichen Orgasmusschwierigkeiten führen oder diesen gar verunmöglichen weil keine genügende Stimulation mehr erzielt werden kann. Alleine schon der Verlust der VH kann in dieser Hinsicht ein grosses Problem darstellen. Dies fällt mit zunehmendem Alter umso mehr ins Gewicht weil die ungeschützte Glans „abstumpft“. Die empfindliche Haut wird gefühlstaub bedingt durch den fehlenden Schutz/die ständige Stimulation. Als Folge und wie von anderen erwähnt, verändert sich die Haut.
In meinem Fall wurde die komplette Vorhaut entfernt, das Frenulum ist glücklicherweise intakt. Durch den fehlenden Hautbalg am Schaft, hatte ich während der Erektion jahrelang mit starken schmerzen in Form von Spanngefühlen zu kämpfen. Es war einfach nicht mehr genügend Haut da.
Man muss in diesem Zusammenhang bedenken, dass es den „Fleischpenis“ und den „Blutpenis“ gibt. Wie ihr bestimmt wisst, kann letzterer bis zum ca 3-fachen an seiner Grösse wachsen. Das Nichtvorhandensein der VH kann in diesem Fall sehr viel stärker zum tragen kommen und zu den beschriebenen Penisschmerzen führen.
In den Jahren in welchen ich viel Ausdauersport trieb, kam aber auch durch die mechanische Einwirkung der Textilien immer wieder zu Problemen (Badehose mit Innennetz welche die Eichel einreissen, scheuern in der engen Rennradhose usw.).
Probleme kriege ich zudem in der klassischen, heissen Sauna. Eichel/Glans werden so heiß, dass es brennt/schmerzt und ich vorzeitig die Session beenden muss.
Die Begründung mit der Hygiene finde ich nicht glaubhaft. Mann denke nur an die Zeit 200 Jahre zuvor. Hatten damals alle Männer ein Problem mit Entzündungen o.ä.? Wohl kaum.
Bezüglich des Erkrankungsrisikos durch eine vorhandene Vorhaut: Einerseits weiss man dass es bei der Vorhaut sehr gering ist. Die Wahrscheinlichkeit beim Mann an Prostatakrebs zu erkranken ist um einiges höher. Es kommt zum Glück trotzdem niemand auf die Idee, die Prostata präventiv zu entfernen. Oder den Busen der Frauen, um auszuschliessen dass irgendwann vielleicht ein Brustkrebs entsteht…Oder die Wirbelsäule zu versteifen, weil wir alle früher oder später Bandscheibenschäden erleiden.
Dass in unseren Breitengraden kein Grund gefunden wurde, weshalb das entfernen der weiblichen Klitoris oder Teile davon sinnvoll sein soll, grenzt beinahe schon an ein Wunder finde ich. Zum Glück nicht, jedenfalls bei uns. In anderen Teilen der Welt sieht es ja anders aus.
Interessant ist auch die geschichtliche Entwicklung, welche aufzeigt wie man auf die Idee mit der Beschneidung gekommen ist.
Weiteres Beispiel medizinischer Brillianz: Der Erfinder der Lobotomy hatte auch das Gefühl eine bombastische Methode gefunden zu haben und behandelte mehr als 3500 „Patienten“ damit.
Bezüglich geannter Studien: Ich finde, dass im allgemeinen doch das Interesse den Verlauf der Dinge bestimmt. Das wird auch bei Studien nicht anders sein, sprich, es kommt immer darauf an wer was in Auftrag gibt und an welchem Resultat interessiert ist.