...bedenklich
Also zu allererst finde ich es bemerkenswert, dass hier eine angeblich geschulte Person die Fruchtwasseruntersuchung erst mit Amnioskopie bezeichnet -was etwas völlig anderes und auch total aus der Mode ist, da nicht aussagekräftig- und dann Amniozentese auch noch falsch schreibt.
Leider wird die Pränataldiagnostik heute missbraucht -von Seiten der Gynäkologen- um bei den Eltern ein schlechtes Gewissen hervorzurufen, wenn sie es nicht tuen, nicht alles für die Gesundheit ihres Kindes zu tun und zweitens um sich forensisch abzusichern.
Dies verurteile ich.
Frauen, die mitte zwanzig sind bekommen heutzutage meist die Broschüren vorgeworfen nur um die möglichen Untersuchungen mal angesprochen zu haben und damit auf der sicheren Seite zu sein.
Dass bei einer so jungen, gesunden Frau so eine Untersuchung gar keine Indikation findet, das bleibt außenvor.
Zurück bleiben meist sehr verunsicherte Schwangere, die gar nicht genug und keine eingehende Beratung finden.
Jede Untersuchung in der Schwangerschaft und ist es nur die Bestimmung des Röteln-Titers, sucht nach einer möglich aufgetretenen oder auftretenden Behinderung des Kindes.
Es wird schlichtweg eine Selektion durchgeführt.
Desweiteren ist den meisten Paaren gar nicht klar, dass es nicht darum geht die Schwangerschaft zu bewahren, wenn Untersuchungen wie Amniozentese, Chorionzottenbiopsie oder Nackenfaltentransparenzmessungen durchgeführt werden, sondern es zieht einen langen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich.
Und es geht hier um leben lassen oder töten und um nichts anderes, um nichts weniger.
Kritisch hinterfragen sollte man auch, dass die Indikation zur Abtreibung, zum Töten des Ungeborenen immer aus Sicht der Mutter gestellt wird, weil diese es psychisch nicht verkraftet ein behindertes Kind zu gebären oder weil sie aus sozioökomomischen Gründen nicht dazu in der Lage wäre.
Die Abtreibung aus Indikation des Kindes heraus und ich meine damit aufgrund dessen Behinderung ist in Deutschland verboten.
Man darf kein Kind abtreiben, weil es behindert ist.
Das ist die größte Heuchelei überhaupt.
Wir sind achso sozial und soooo tolerant, aber die gesundheitlich beeinträchtigten Menschen in unserer Gesellschaft bringen wir um die Ecke.
So sieht es doch aus.
Ein Fetozid aus mütterlicher Indikation ist möglich bis zum Ende der Schwangerschaft. Dann wird dem Kind unter Ultraschall eine Kaliumchloridspritze ins Herz gejagt und man sieht dabei zu wie es seinen letzten Schlag tut, nur um zu gewährleisten, dass es bei einer mit dem Leben vereinbaren Behinderung nicht doch lebend zur Wlet kommt.
Ich sehe die kleinen Menschen, die mit 300 oder 500 Gramm wimmern, während sie ausgestossen in einer Nierenschale liegen, sehe wie ihre Händchen zucken und sie um Atem ringen.
Notiert wird ein Abort, obwohl das nicht rechtens ist.
Sie sind fertige kleine Menschen, mit Händen, Fingern, winzigen Öhrchen, Nasen, Fußnägeln...
Und wenn so ein Kind zu früh kommt -ein gesundes- dann wird alles dafür getan, damit es am Leben bleibt, es wird in den Inkubator gepackt, mit Medikamenten vollgepumpt und beatmet und die Eltern wissen gar nicht, ob ihr Kind dadurch keinen Schaden nimmt.
Ich verurteile die Menschen nicht, die sich dazu entschließen ihr Kind abzutreiben, aber dann sollen sie auch sagen, dass sie sich gegen ihr Kind entschieden, weil es behindert, weil es krank war, dass sie wollten, dass es stirbt und nicht sagen, dass sie nicht damit leben könnten, es mit ihrem Leben nicht vereinbar wäre.
Mal eine Frage: Ist es erst euer Kind, wenn es auf der Welt ist und ihr es sehen könnt? Und was macht ihr, wenn euer gesund geborenes Kind dann mit vier Jahren einen Unfall hat und danach schwerstgeschädigt ist? Tötet ihr es dann?
Gar keine so verwerfliche Frage, denn in den Niederlanden wird aktive Sterbehilfe bei Frühchen angewandt, die aufgrund der Beatmung o.ä. schwere Schäden davon trugen.
Bei einer Amniozentese können nur wenige Prozent der möglichen Behinderungen erkannt werden und wir sprechen in dem Zusammenhang meist von Trisomien wie 21 "Down-Syndrom" oder Trisomie 13 und 18.
Dabei ist die Trisomie 21 noch eine meist recht leichte Form der Behinderung.
Ein Kind mit Trisomie 13 oder 18 ist zum Tode verurteilt nachdem es geboren ist. Kann man diesen Kindern dann nicht die wenige Zeit lassen, die sie im Bauch der eigenen Mutter haben?
Wir feiern gerade die Paralympics, heucheln eine Gesellschaft, die Behinderte akzeptiert, in denen auch Andersartige Akzeptanz finden und im gleichen Atemzug meinen wir ein Anrecht auf ein gesundes Kind zu haben und lesen aus, was uns zuviel Arbeit macht oder womit man unangenehm auffallen könnte.
Ich spreche sicherlich nicht für viele Menschen, aber ich sprech als Frau, die in der Geburtshilfe tätig ist, die Leben schätzt.
Ein Kind von mir und meinem Partner ist unser gemeinsames Kind, unser Fleisch und Blut und ich werde seine Lebensberechtigung nicht infrage stellen, indem ich irgendwelche Untersuchungen durchführen lasse.
Es darf so lange in mir und bei uns leben wie es kann und wenn es nach der Geburt aufgrund einer Behinderung sterben muss, dann aber in meinen Armen.
Nun habe ich ziemlich weit ausgeholt... aber wie gesagt, jede Art der Pänataldiagnostik zieht einen Rattenschwanz nach sich. Was mache ich wenn? Hat es für mich eine Konsequenz und wenn ja, kann ich dann mit dieser Konsequenz leben?
Die meisten Frauen verkraften eine Abtreibung nicht leichtfertig, sie ist eine sehr, sehr große psychische Belastung und ich verabscheue es hier lesen zu müssen, dass über Untersuchungen, die derlei nach sich ziehen könnten, geredet wird, als nähme man seinen Partner bei der Hand, während eines Kaffeekränzchens.
Ich betreute Frauen, die aufgrund der Amniozentese ihr Kind verloren, wegen eines Infekts oder auch einem Blasensprung.
Unsere Gesellschaft achtet nicht jedes Leben, sie achtet nur gesundes Leben, wie auch immer dies definiert wird, denn keiner kann mir sagen, ob das Leben eines Down-Kindes nicht lebenswert ist.
Wer maßt sich das an?
Und Paare die gesunde Kinder abtreiben: warum nicht austragen und zur Adoption freigeben? -Weil man sich dann eingehender mit seinem Kind auseinandersetzen muss und dem was man tut, was man ist?
Es scheint vielleicht der einfachere Weg und das "Problem" ist aus der Welt geschafft, aber das kann doch von der Gesellschaft nicht goutiert werden, dass so mit Menschenleben umgegangen wird.
Ein nachdenklicher Gruß,
D.