Ich sehe es so:
Man kann es mathematisch mit den Begriffen der Mengenlehre ausdrücken. Dann ist es entweder eine Schnittmenge oder eine Vereinigungsmenge. Also, bei letztem macht man schon BDSM, wenn man Elemente des BDSM praktiziert. Bei ersterer Definition müssen einige "Teilmengen" zusammenkommen, damit das Ziel - BDSM - erreicht wird.
Ich hänge der "Vereinigungsmenge" an und halte es mit Forrest Gump: "... ist der, der ... tut." Und das ... ergibt sich aus den Buchstaben B, D, S und M, setze die Übersetzung als bekannt voraus. Man muss aber nicht alles davon praktizieren, das tun die wenigsten. Wer fesselt, macht Bondage, also B. Wer (im erotischen, also nicht z.B. beruflichen Kontext) Befehle gibt und Gehorsam erwartet, macht D, im umgekehrten Sinn S, da verschieben sich also Macht und Kontrolle zum D hin. Wer Lust daraus bezieht, anderen Schmerz zuzufügen, ebenfalls S, wer Schmerz in Lust umwandeln kann, M. Und viele machen nicht nur eines davon, sondern kombinieren nach Lust und Laune ...
Für mich genügt es, zu einer dieser Gruppen zu gehören, damit man BDSM praktiziert, und das, was man dabei konkret macht, ist eben BDSM. (Am schwersten tu ich mir bei Spielen wie sensual deprivation, die würde ich aber eher bei D/S einordnen.)
Für mich gibt es auch keine Grenze, ab der es BDSM ist und bis dahin nicht. Wer es macht, der macht es. Ob er es will und überhaupt weiß, ist unerheblich. Wie oft, wie viel, wie sehr - völlig egal. Ob nur gelegentlich zu terminisierten Spieletreffen oder 24/7 ... es gibt keine vorgeschriebene Mindestmenge.
Wer raucht, ist ein Raucher. Ob er nun 100 Zigaretten am Tag raucht oder eine am Tag oder eine in 4 Wochen. Dann ist er eben in dem Moment, wo er raucht, ein Raucher. Ich bezeichne mich auch als Radfahrer, wenn ich auf meinen Drahtesel steige und für eine Besorgung ein paar hundert Meter weit radle. Hat aber nicht viel mit dem zu tun, was Arbeitskollegen von mir praktizieren, die monatlich ein paar hundert km im Renngewand abspulen. Trotzdem, Radfahren ist, wenn man auf einem Rad sitzt und in Pedale tritt.
Ich denke gern an einen bestimmten Kollegen zurück, den ich auf einen Handschellenschlüssel an seinem Schlüsselbund ansprach. Ob er vielleicht BDSMler sei. Er zählte auf, was er gern mit seiner Freundin machte: Augen verbinden, fesseln, auf den Po schlagen, hart ficken ...
Aber BDSM? Nie! Das sei doch krank.
Forrest Gump ...
Er von Drachenliebe schrieb