Alter & Altern
Der Film hat ein geteiltes Echo hervor gerufen.
Es gibt Leute, die im selben Alter sind wie die Protagonisten,
ein eigenes Sex-Leben haben, aber dennoch nicht in den Film hinein gehen würden (zB meine Mutter: O-Ton "Wer will das denn sehen?" ), es gibt junge Menschen, die finden, dass es einmal an der Zeit war, Sex im Alter derart unverblümt darzustellen.
Ich denke, in dieser Aussage Deiner Mutter steckt einer der Kerne für die Ambivalenz bezüglich des Themas.
Alter und Altern sind für uns keine einfachen Themen. Wir müssen uns auseinander setzen mit dem Verfall unseres Körpers, damit, dass der Tod näher rückt, und auch schon vor unserem Ableben seinen Tribut in Form von Krankheit, Einschränkungen, verlorenen Lebensbereichen fordert.
Damit setzt sich kaum jemand gern auseinander - tatsächlich versuchen viele Menschen, Alterungsprozesse aufzuhalten, abzumildern und zu negieren. Ästhetische Chirurgie, Kosmetik, Sportbranche, Pharmazie - ganze Branchen leben von unserer Angst vor dem Alter(n) - und da sollen wir uns freiwillig in unserer Freizeit ins Kino setzen und uns ungeschminkt anschauen, was uns blüht?
Es ist eine Konfrontation mit unseren Ängsten und Vorbehalten.
Ich behaupte mal ganz frech, dass jeder Mensch, der älter wird, in einer Ambivalenz lebt, die sich bisweilen sehr seltsam anfühlt: Mental altern wir langsamer als physisch. Gemäss Ausweis sind wir 38, 45, 60 aber wir FÜHLEN uns nicht so. Und unser Gesicht im Spiegel kann uns dann auch schon mal fremd sein, weil das, was wir im Geiste als "ich" definieren, von dieser Spiegelung der nackten Tatsachen abweicht.
Mit all diesen Aspekten konfrontiert uns dieser Film.
Ich möchte ihn mir gern ansehen, aber auch ich empfinde dabei gemischte Gefühle.