Ich kenne die andere Seite
Ich war mal der Mann "auf der anderen Seite eines Problems", sozusagen. Und kenne da sehr viel Reue, weil:
Vor einigen Jahren freundete ich mich mit einer Frau an. Dies war rein freundschaftlich, allerdings nahmen wir bei Sexthemen kein Blatt vor den Mund.
Ihr Wunsch nach einer richtigen Familie ging dann auch recht bald in Erfüllung, d.h. sie hatte aus einer Beziehung zu Studentenzeiten bereits eine 12jährige Tochter, wollte aber mit bald 40 noch ein zweites Kind und eben "richtige Familie".
Dummerweise hat sie einen Hang zu etwas älteren Männern und wie es halt so geht, ihr Auserwählter war Mitte 50 und hatte dann nicht mehr so ganz Interesse an Sexualität. Er wollte nochmal ein Kind und auch richtige Familie, aber ein reichhaltiges Sexleben stand scheinbar nicht mehr auf seiner Wunschliste. Zumal er zu den Leuten gehört, die aus einer 65 Stunden Woche und Führungsverantwortung große Befriedigung ziehen.
Stattdessen schlug er einen Hausfreund vor und diese Rolle war mir zugedacht. Das war recht naheliegend, da wir halt ständig über Sex, unsere Erfahrungen und Vorlieben plauderten und sie gerne damit kokettierte, nach außen hin so brav zu sein und aber innen ein brodelnder Vulkan. Man könnte auch sagen, sie hatte Spaß daran mich in unseren Chats scharf zu machen.
Gute zwei Jahre gab es dann phasenweise (wir schrieben und sahen uns teilweise für Monate mal nicht) ein hin und her, eigentlich wollte ich das auch gewissen Gründen nicht, dann wurde aber binnen 24 Stunden eine Verabredung getroffen.
Hätte ich mir sparen können. Dass es mich eine Freundschaft gekostet hat, das kann ich noch verschmerzen. Das passiert immer wieder mal im Leben, dass alte Freunde gehen und neue Freunde kommen. Vielmehr ärgere ich mich darüber, mich auf ein im Grunde ziemlich peinliches Spiel eingelassen zu haben.
Peinlich weil ich aus purer Geilheit und dem Wunsch endlich die ein oder andere Phantasie, die sie in mir geweckt hatte "live" umzusetzen, darüber hinweg gegangen bin, dass die beiden zwar ein Arrangement getroffen hatten, dies aber auf absolut tönernen Füßen stand. Diese Verabredung hat die beide dann ziemlich in die Sch..., sorry, eine tiefe Krise geritten.
Anstatt ihre Probleme anzupacken und ihre Beziehung für die Zukunft zu festigen, versteckten die beiden sich hinter den Rolle der unbefriedigten Hausfrau und Mutter (der Sohn war da anderthalb) und des Mittfünfzigers im mittleren Management, der vor lauter Stress gute Teile seiner Libido verloren hat.
Natürlich kann es mir egal sein, wenn ein Ehepaar Mist baut, ich habe aber durch mein Verhalten einer Freundin ernsthafte Probleme bereitet. Und das widerspricht meinen Grundsätzen und meiner Lebenseinstellung. Ich habe gewusst, dass die beiden nicht zu 100% dahinter stehen, es war mir in dem Moment aber egal. Ich bereue das zutiefst.