*******enig:
Andererseits mag man einwerfen, dass die WAHREN Supersados eine so kleinliche Herabwürdigung ihrer Großartigkeit, wie es ein Safeword doch ist, überhaupt nicht zulassen und ein solches Wort, selbst wenn es denn vereinbart wäre, geflissentlich ignorieren würden.
Also Smart ist das nicht gerade, aktive BDSMer mit Straftätern auf eine Stufe zu stellen.
Ich zumindest empfinde das als Beleidigung.
Deshalb hier mal ein kleiner Exkurs ins Formal-Juristische:
BDSM-Handlungen bedürfen grundsätzlich der ausdrücklichen Einwilligung des Passiven (also dessen, an dem die Handlung verübt wird). Diese Einwilligung kann nicht durch den Aktiven vorweg genommen oder als stillschweigend gegeben angenommen oder gar unter Druck erpresst werden.
Diese Einwilligung ist auch nur dann wirksam, wenn der Passive diese Einwilligung jederzeit (also auch während der BDSM-Handlung) widerrufen kann, es sei denn, der Passive hat vorher ausdrücklich auch darauf verzichtet.
D.h. auf die Verwendung eines Safewords (oder einer anderen "Exit-Strategie") kann nur auf ausdrücklichen Willen des Passiven verzichtet werden.
Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, dann ist jede Verletzung der persönlichen Rechte und der Unversehrtheit des Passiven wie ganz normale Gewaltverbrechen zu betrachten, d.h. dann liegt eine Straftat vor.
Wenn der Aktive gegen den Willen des Passiven darauf besteht, auf ein Safeword (oder eine andere "Exit-Strategie") zu verzichten, dann sind eigentlich beide "schön blöd", denn bei so einem Spiel steht im Grunde schon von vorn herein die Überschreitung der Grenze zwischen BDSM und einer Gewalttat auf dem Programm.
D.h. in einem Satz:
Wenn der Passive ein Safeword will, dann gilt ein Safeword!
... grundsätzlich und völlig unabhängig von der ursprünglichen Intention des Aktiven!
... und wenn der Passive das Safeword ausspricht, dann ist die BDSM-Session zuende!!!
... auch grundsätzlich, immer und völlig unabhängig von der ursprünglichen Intention des Aktiven!
Wenn der Aktive danach trotzdem weiter macht, dann ist das keine Fortsetzung der BDSM-Session, sondern der Anfang einer Gewalttat... und auch als solche zu behandeln!
Der Haken an der Sache: Es gibt keine BDSM-Polizei, die auf die Einhaltung der Regeln achtet und selbst wenn es Eine gäbe könnte sie nicht verhindern, dass auch die "weniger informierten" miteinander BDSM-Sessions verabreden. D.h. die BDSM-Polizei würde dann eben (so wie die Verkehrspolizei) nur noch den Schaden aufnehmen, wenn mal wieder die Falschen aufeinander getroffen sind.
Wenn jetzt Einer zurück blättert und feststellt, dass ich trotzdem weiter vorn Einwände gegen ein Safeword gebracht habe, dann ist das kein Widerspruch, sondern eher in Ergänzung zu vorherigen Beiträgen.
Meiner Erfahrung nach sind es nämlich eher die Passiven (Subs/Masos), die lieber auf ein Safeword verzichten möchten (was deren gutes Recht ist), damit sie sich besser "fallen lassen" können.
Und meiner Erfahrung nach birgt die Vereinbarung eines Safewords die trügerische Sicherheit für den Aktiven, er sei noch auf der "grünen/sicheren" Seite, solange der Passive das Safeword nicht gesagt hat.
Und noch ein Hinweis zum Safeword selbst:
Ich würde ausdrücklich dazu raten "
Mayday" als Safeword zu verwenden und auch als solches zu interpretieren, wenn Keines vereinbart war, d.h. auch wenn Spiel ohne Safeword vereinbart war würde ich zumindest im Rahmen öffentlicher/halböffentlicher Veranstaltungen bei "Mayday" sofort abbrechen.
"Mayday" ist das Standard-Safeword in der internationalen BDSM-Szene und wenn man trotz "Mayday" weiter spielt (z.B. weil man bei der Wahl des Safeword mal kreativ sein wollte), dann könnte das zu recht unangenehmen Überraschungen führen, weil ggf. Andere aus gutem Grunde beherzt eingreifen könnten.