*******ive:
Es wird sehr genau hingeschaut, ob jemand, der sich selbst als Veganer bezeichnet, auch wirklich alles richtig macht, die Regeln der veganen Lebensweise einhält, oder auch, ob er Lederwaren trägt, in den Zoo geht, oder Katzen und Hunde streichelt, respektvoll zu Tieren allgemein ist... Bei einem, der keine Regeln hat, wird man keinen Regelverstoß finden, da er sich selber keine auferlegt hat. Ist das verständlich?
Verständlich ist bestenfalls, dass jemand, der sich keine Regeln auferlegt schwerlich dagegen verstoßen kann. Bei jemandem, der mit seinen selbst auferlegten Regeln hausieren geht wird man ihn aber daran messen, ob er diese Regeln auch einhält. Ist das nicht klar? Jemandem, der sich als Christ bezeichnet wird man also natürlich auch vorwerfen, wenn er sich nicht christlich verhält und ihm das Christ sein absprechen (da mag er sich noch so sehr selbst für einen Christen halten). Und natürlich hat der Papst eine Null-Toleranz-Politik gegen Kinderschänder in kirchlichen Ämtern ausgesprochen, sie daraus entfernt und entsprechende Geistliche den Strafverfolgungsbehörden überantwortet (man nimmt offensichtlich nur all zu gerne selektiv das wahr, was einem in den Kram zu passen scheint). Ich möchte aber vorschlagen, dass die Diskussion diesen off topic Bereich wieder ausklammert, denn er gehört nicht hierher (Achtung: Policy).
*******ive:
Wenn man weiß, wie es um die Bedingungen für Tiere auf Bauernhöfen steht, Milchkühe immer mehr (Milch-)Leistung bringen müssen, auf Biohöfen fast identische Bedingungen für die Tiere herrschen usw. Ist es dann nicht fahrlässig, im Wissen um diese Zustände den Konsum nicht zu stoppen? Das nenne ich übrigens auch inkonsequent im Handeln! Man weiß es besser, tut aber nichts!
Es gibt sehr viele Graustufen und nicht nur s/w.
Natürlich: stoppen wir am heutigen Tag jede Art von Milchkonsum und stellen auf Ersatzprodukte um. Welche entsprechenden Ersatzprodukte sollten das sein und wie werden sie dann produziert? Ohne Einschränkung für andere Lebewesen, Wildtiere, denen man aufgrund dann notwendig bleibender, großer Anbauflächen genauso wie für Futterflächen (womöglich geringer als für Viehwirtschaft, aber doch letztlich in gleicher Weise) den Lebensraum wegnimmt? Veganer geniessen mir da doch all zu sehr den Luxus einer privilegierten Minderheit, die sich noch im Nimbus der vermeintlichen moralischen Unbeflecktheit sonnt, so lange Milchersatzprodukte nicht in großen, die Weltbevölkerung ernährenden Industriemaßstäben produziert werden müssen.
*******ive:
Ein Veganer kann aber, das ist meine persönliche Ansicht, sich so gut wie möglich versuchen, vegan zu ernähren. Und es wird ihm nicht zu 100 % gelingen. Für Dich hat er demnach nicht das Recht, sich so zu nennen. Meiner Ansicht nach schon. Und ich meine damit nicht, wie in Deinem hoffentlich scherzhaft gemeinten Beispiel, einer täglich wechselnden Laune zu frönen und trotz ausreichend vorhandener Alternativen den Hamburger oder das Eisbein zu verzehren. Der Entschluss, sich vegan ernähren zu wollen oder sogar vegan zu leben entspringt einer gewissen tiefen inneren Überzeugung! Den Anspruch auf Perfektion erhebt er nicht selbst, sondern das sozial/gesellschaftliche Umfeld.
Was du damit beschreibst ist für mich bestenfalls ein etwas veganer lebender Omnivore und kein Veganer. Wann ist man denn dann nach deiner Meinung "Vollveganer": wenn man 10, 20, 50, 90 Prozent der Ernährung auf vegane Lebensmittel umstellt? Natürlich misst das soziale Umfeld Veganer an diesen Ansprüchen. Einem Veganer, der "in Notfällen" ein Schnitzel verzehrt fehlt einfach die definierende Eigenschaft. Er mag dabei ein schlechteres Gewissen haben, aber warum ist er dann nicht einfach nur ein Omnivore, der nicht täglich oder unreflektiert tierische Produkte verzehrt?
*******ive:
Und in der Mongolei gibt es zu bestimmten Jahreszeiten weitab von Zivilisation KEINE oder UNGENÜGEND Alternativen. Die Menschen verhungern oder essen/trinken nur Tee mit Butter, Hammelfleisch und vergorene Milch. Ich würde nicht den Tod wählen, nur um Dir zu beweisen, dass es mir ernst mit meinen Überzeugungen ist! Das Leben ist kostbarer als Anerkennung eines "veganen Status". (Vor ein paar Jahren sind auch sehr viele Tier-Herden an Hunger gestorben, wenn ich das richtig in Erinnerung habe)
Ich erlaube mir, zu behaupten, dass sich ein Mongole über die Vorstellung, er sollte bei seiner Ernährung auf tierische Produkte verzichten bestenfalls nur köstlich amüsiert. Und ich behaupte, dass ein Mongole in der Steppe jeden Teil seiner Nahrung mehr wertschätzt als so mancher Veganer, der seinen Tofubratling in Deutschland einfach aus dem Supermarktregal konsumiert.
*******ive:
Das ist in Großstädten wie Berlin ohne Weiteres möglich und etwas einfacher, da es zahlreiche Shops und Restaurants gibt. Hofbräuhaus wäre natürlich nicht die erste Adresse, gelle?
Es ist zu Beginn nicht einfach und falls Du es versuchen willst, gibt es eine Challenge auf der Peta-Webseite, auf der Du Dich ja schon rumgetummelt hast. 30 Tage vegan. Schaffst Du es?
Tatsächlich bietet das Hofbräuhaus drei vegetarische (davon mindestens ein erkennbar veganes) Gerichte auf der aktuellen Karte an und wirbt sogar damit. Warum sollte jemand eine Challenge annehmen, sich vegan zu ernähren, wenn er das gar nicht von sich behaupten will?
*******ive:
Du willst darauf hinaus, dass es Veganer gibt, die sich alles so zurechtbiegen, wie sie es gerade brauchen, oder? Veganer sind nur Menschen und Beweggründe gibt es wie Sand am Meer. Ich denke aber schon, dass viele von ihnen nicht "hip" sind und jeden Tag ihre Überzeugungen mit ihrer Unterhose ablegen. Außerdem sehe ich es tatsächlich als Fortschritt, wenn sich Menschen ihrer Ernährung, des Klimawandels und des Hungers in der Welt bewusst sind und weniger Fleisch verzehren. Die müssen sich dafür kein Label verpassen lassen. Die quatschen eben nicht, sondern machen einfach.
Das einzig wahre Wort. Warum muss man der ganzen Welt auf die Nase binden, dass man moralisch überlegen ist und macht nicht einfach? Reicht das nicht? Man kann auch Fleisch höchst verantwortlich und spärlich konsumieren und mir ist jeder Mensch lieber, der nicht jede Woche den halben Inhalt seines Kühlschranks (egal ob Gemüse oder Fleisch) wegwirft, weil er zu viel eingekauft hat, sondern bewusst mit jedem Lebensmittel umgeht, weil er um den Produktionsaufwand weiß.
Was mir gefällt ist verantwortlicher Umgang mit jeglicher Art von Lebensmitteln, Wissen um deren Produktion, Wertschätzung über den Einkaufspreis und deren ökologischem Footprint. Das gilt nicht automatisch ab dann, wenn man sich selbst das Label "ich bin Veganer" gibt.
Darum fordert die bloße Behauptung: "ich bin Veganer" für mich Widerspruch heraus und das Threadthema ist eine überspitzte, satirische Art, mit diesem Widerspruch umzugehen. Sind sich Veganer wirklich immer aller Konsequenzen ihres eigenen Handelns bewusster, als jeder andere Mensch? Beim oralen Geschlechtsverkehr mit Spermaaufnahme denkt sicher kein Mensch an seine Ernährungsgewohnheiten und das ist auch richtig so. Aber aushalten, dass man ihn daran erinnert, sich zu jedem Zeitpunkt selber zu reflektieren, das sollte jeder Mensch können.