Manchmal denke ich, das Begehren hört da auf, wo ich den anderen als eine Art Erweitertes "Ich" sehe. Ich würde nicht auf die Idee kommen, das meine Nachbarin mir essen kochen soll, oder der Nachbar mir seinen Lohn bringt, ebenso wenig wie ich auf die Idee käme, er könne mir Sex schulden!
Was ist das, das wir einen Menschen, der uns jahrelang fremd war plötzlich vereinnahmen. Weil er gesagt hat er würde uns lieben? Weil man zusammen wohnt? Kinder gemeinsam hat?
Das alte Konzept von Ehe und Beziehung funktioniert nicht mehr. In all den Jahren waren Frauen von Männern abhängig, jahrhundertelang mit wenigen Ausnahmen.
Und nun ist alles anders, eine Frau bleibt oder geht, und sie wird überleben mit oder ohne Mann...das gesamte Gefüge hat sich verändert.
Und wir stehen ein bisschen hilflos davor, denn wir können auf keine Erfahrungen von anderen zurückgreifen, wie müssen probieren und testen wie es gehen kann...
Ich erkenne, ich "habe" keinen Partner, da ist nichts Sicheres, da bleibt die Konkurrenz auch wenn wir Ringe getauscht haben...er hat mich auch nicht... es gibt kein Ruhekissen, wer solcherart Beziehung führt, muss wachsam bleiben, muss bereit sein daran zu arbeiten, an sich, am Gesamten...
"wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!" hat meine Oma immer gesagt, es gibt kein Recht auf Nahrung, einfach so...und man könnte ebenso sagen, "wer nicht arbeitet, der kann auch nicht poppen!"
Wer sich nicht mühen will, bei dem wird niemand bleiben wollen oder das gemeinsame Leben ist immer nur so gut, wie man sich darum bemüht hat...
Und, das habe ich schon oft geschrieben, ich fürchte eine Symbiose zweier Menschen, macht jedes Begehren kaputt... das zwei Menschen auch immer zwei Menschen bleiben belebt die Lust.
Khalil Gibran schreibt darüber sehr schön, wenn er die Ehe beschreibt:
Lasst Raum zwischen euch.
Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.
Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel:
Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.
Füllt einander den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher.
Gebt einander von eurem Brot, aber esst nicht vom selben Laib.
Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber lasst jeden von euch allein sein,
So wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.
Gebt eure Herzen, aber nicht in des anderern Obhut.
Denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen.
Und steht zusammen, doch nicht zu nah:
Denn die Säulen des Tempels stehen für sich,
Und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen.
@*******lose
vielen Dank!