Ich kann nur aus meiner sehr unerfahrenen Perspektive schreiben, da ich Bondage weder "professionell" betreibe, noch einen wirklichen Fetisch dafür habe, sondern erst seit Kurzem auf den Geschmack gekommen bin.
Ich habe einen flüchtigen Bekannten, durch den ich zum ersten Mal mit Shibari in Berührung gekommen bin. Ich fand das Ganze wahnsinnig faszinierend und optisch einfach wunderschön, habe mich aber ganz lange Zeit nicht mehr damit beschäftigt. Erst vor ein paar Monaten habe ich wieder darüber nachgedacht, mir ein Seil gekauft und einfach angefangen, etwas damit herumzuspielen.
Zum einen gefallen mir die schier endlosen Möglichkeiten, einen Körper mit Seil zu schmücken. Es gibt so viele verschiedene Knoten, so viele Designs, einen Körper zu betonen und Emotionen einzufangen, festzuhalten, Gefühle und Momente zu "fesseln". Vom ästhetischen Aspekt her ist ein Seil auf nackter Haut für mich pure Schönheit. Wenn ich es an mir selbst ausprobiere, geht es mir auch weniger um die Fixierung, sondern mehr um diesen technischen Kram und die Ästhetik, aber auch um das Tragegefühl.
Zum Beispiel habe ich mir mal ein einfaches Karada - eine Art Bodyharness - geknüpft, Kleidung drüber angezogen und bin dann damit rausgegangen. Bei jeder Bewegung spürt man das Seil an seinem Körper, bei dieser speziellen Knüpfung auch besonders zwischen den Beinen. Zum einen fühlte es sich sehr interessant an, da man durch den punktuellen Druck des Seils bestimmte Körperregionen und Muskeln intensiver wahrnimmt, über die man ansonsten im Alltag gar nicht nachdenkt. Man spürt den eigenen Körper auf eine ganz intensive Weise. Zum anderen war es natürlich aufregend, dass niemand wusste, was ich unter meiner Kleidung getragen habe. Niemand konnte es sehen, aber man hat sich immer gefragt, ob es vielleicht jemand erahnt, wenn er einen ansieht. Mein kleines Geheimnis unter meiner Kleidung.
Besonders schön empfand ich dann aber den Moment zu Hause, wo ich das Seil wieder aufgeknüpft habe. Es war schon recht straff geschnürt und hat somit deutliche Abdrücke auf der Haut hinterlassen. und erst da habe ich festgestellt, dass das Seil meinen Körper praktisch "zusammengeschnürt" hat und als das Seil sich gelockert hat, war das ein wahnsinnig angenehmes, erleichterndes Gefühl. Wie ein entspannendes, warmes Bad nach einer Stunde Sport. Die Abdrücke zu betrachten erinnerte mich immer daran, dass mein Körper kurz zuvor noch in Seil gespannt war. Das bringt mich immer ein wenig zum Lächeln. ^^
Mittlerweile nutze ich das Seil aber auch mit meinem Partner beim Sex, aber nicht als separate Spielart. Also es ist nicht so, dass er mich fesselt und wieder befreit und das war's, sondern wir bauen das Seil und Fesseln mit ein, während wir Sex haben. Als Vorspiel nutzen wir es nicht.
Aber zum Beispiel benutzt er es manchmal, wenn ich ihm einen blase. Dann legt er es in meinen Nacken und zieht mich langsam, aber sehr stramm, an sich heran. Oder wenn er mich von hinten nimmt, legt er es um meinen Hals und zieht mich hin und wieder daran zu sich. Er nutzt es auch, wenn ich ihn reite und zieht es stramm um meine Hüfte. Er fesselt mir die Hände auf den Rücken oder bindet sie an die Haken in der Wand, oder fesselt meine Hände an meine Oberschenkel oder die Füße. Manchmal legt er meine Füße auch in eine Schlinge und zieht das Seil durch Haken an der Decke, sodass die Beine dauerhaft angehoben werden.
Mir geht es dabei, wie bereits vielfach beschrieben, um das Gefühl, hilflos und ausgeliefert, aber dennoch in guten Händen zu sein. Wenn man Teile seines Körpers - oder den ganzen Körper - für eine Weile nicht kontrollieren kann, nimmt man ihn später völlig anders und viel bewusster wahr. Manchmal ist es sogar richtig anstrengend, eine bestimmte, vielleicht etwas unbequeme Haltung über einen gewissen Zeitraum einzuhalten. Es kostet Kraft, aber wenn diese Anspannung dann abfällt, sobald man entknotet wird, ist das ein super Gefühl und für mich etwas sehr Intimes.