Ein bisserl Theorie dazu ....
Heleyn hat sich mehr wissenschaftliche Hintergründe zum Thema gewünscht (die es natürlich gibt). Dann will ich diesem Wunsch einmal nachkommen:
Im Verlauf einer Begegnung zweier Personen findet unterbewusst, ein sogenannter Austausch von Botschaften statt. Es werden verschiedenartige biochemische Substanzen vom Körper ausgeschüttet. Einige dieser Substanzen haben eine Kurzstreckenwirkung, andere wiederum wirken im Fernbereich.
Hormone sind die Botenstoffe, die für die Langstreckenwirkung zuständig sind.
Diese Hormone werden in der Hirnanhangdrüse, Nebennierenrinde, oder der Bauchspeicheldrüse erzeugt. Sie werden im Blut transportiert, um die Botschaft zu übermitteln: „Hier ruft jemand außergewöhnliche Gefühle hervor“. Die Stoffe, die bei der Entstehung der Liebe besondere Bedeutung haben, sind Insulin, Cortison als auch die Geschlechtshormone. Östrogen sowie Testosteron sind für die Stimulation der Lust verantwortlich.
Neurotransmitter sind die Botenstoffe der Kurzstrecke. Dopamin, Serotonin, Pheromone und Noradrenalin sind die allgemein geläufigsten Arten dieser Stoffe. Sie fungieren als eine Schnittstelle zwischen den einzelnen Nervenzellen und sind deshalb in der Biochemie der Liebe von großer Bedeutung.
Neurotransmitter sorgen für das Hochgefühl und die Schmetterlinge im Bauch bei frisch verliebten Menschen. Im Vordergrund stehen, sexuelle Anziehung, Hingabe und der Reiz des Neuen, welche die gegenseitigen Verhaltensweisen charakterisieren. Bei Neuverliebten zeigt sich ein hoher Dopamin-und Noradrenalinspiegel, der die Hochgefühle auslöst. Diese beiden Neurotransmitter verursachen einen rauschartigen Zustand. Weil dieser Zustand nicht von Dauer ist, und mit der Zeit nachlässt, vergeht das Hochgefühl früher oder später wieder. Verantwortlich dafür ist ein Selbstschutz des Gehirns, der dieses permanente Hochgefühl wieder abstellt.
An diesem Punkt ist dann entscheidend, wie sehr die Beziehung bis dahin schon auf „andere Beine“ (also Vertrauen, Nähe usw.) gestellt wurde, um auch den Übergang in eine nächste Phase zu ermöglichen.
Darüber hinaus gibt es auch noch andere Erkenntnisse zum generellen „Paarungsverhalten“ (wenn man so will), die zu folgendem (sehr verkürzt formulierten) Ergebnis kommen: Männliche Sexualität ist lust-, weibliche reproduktionsbezogen. Oder noch besser: bei Männern ergibt sich die Beziehung aus der Sexualität, bei den Frauen die Sexualität aus der Beziehung.
Da gibt es natürlich eine Langversion, die ungefähr heißt: Männer wollen ihre Gene so breit wie möglich verteilen, Frauen wollen sich die besten aller Gene sichern. Auch das scheint mir möglicher Weise relevant zu sein.
Und dann steuere ich noch kurz meine persönliche Erfahrung / Meinung bei: Ich kenne diese Phasen und mir ist es noch nie gelungen (in sexueller Hinsicht) die Spannung vom Anfang zu erhalten oder gar zu verbessern. Ich persönlich bin aber auch der Meinung, dass der Mensch für sexuelle Monogamie (in dem, in unseren Kreisen von christlicher Werthaltung geprägten, normierten und über Jahrhunderte sanktionierten Sinn) nicht gemacht ist. Maximal für serielle, sexuelle Monogamie. Und das genau aus den oben genannten Gründen. Daher habe ich für mich auch nicht den Anspruch oder die Erwartungshaltung, die sexuelle Spannung vom Anfang über Jahrzehnte zu erhalten und sehe – bei der Wahl eines Lebenskonzeptes, dass das zulässt – auch keine Notwendigkeit dafür.