Ich finde auch, dass hier immer noch ein paar grundlegende Fragen nicht geklärt sind.
• Will er seinen Fetisch überhaupt mit dir ausleben?
• Wie viel von dem, was ihr ausprobiert habt, hat dir überhaupt gefallen, worauf könntest du dich noch einlassen und wo ziehst du deine Grenzen?
• Braucht er diesen Fetisch, um sexuelle Lust zu empfinden und hätte er dabei überhaupt Sex?
Wenn es gewisse Dinge gibt, auf die du dich einlassen könntest und die dir vielleicht sogar Spaß machen, könntet ihr zumindest einen Teil seiner Vorlieben miteinander teilen, was ich persönlich immer ganz beruhigend finde, weil der Partner dann nicht alles außerhalb der Beziehung ausleben muss und man immer noch eine Rolle im sexuellen Leben des anderen spielt. Man hat dann nicht so das Gefühl, dass man selbst seinem Partner so überhaupt nicht genügt. Diese Dinge müssen ja nicht Hardcore sein. Es reicht schon, wenn man mal etwas anzieht, worauf der Partner wirklich steht. Nur selbst sollte man auch ein wenig Spaß daran haben, sonst wird das ganze mehr Arbeit als Vergnügen.
Wenn er die harten Dinge, die dir Angst machen, überhaupt nicht mit dir ausleben will, verstehe ich die Sorge um die Praktiken an sich nicht so ganz. Hast du Angst, er könnte sich dabei etwas tun, sich verletzen? Dann stellt gemeinsam sicher, dass er es nur mit jemandem tut, der Erfahrung hat und etwas von seinem Handwerk versteht. Du könntest diesen Jemand für ihn oder gemeinsam mit ihm aussuchen, dann weißt du, dass er in guten Händen ist. Obwohl manche sich damit leichter tun, wenn sie gar nicht erst wissen, mit wem ihr Partner was genau tut. Womit man besser zurecht käme, müsste man dann schon selbst herausfinden (mich zum Beispiel interessiert es nicht, was genau mein Partner mit anderen Frauen so treibt. Ich weiß, dass er es treibt und mehr will ich eigentlich auch nicht wissen).
Wenn es dir um Sex außerhalb der Beziehung geht, den du nicht würdest tolerieren wollen, dann ist es sehr wichtig zu wissen, wie viel Sex sein Fetisch letztendlich beinhaltet. Denn wenn klassischer Sex (Penetration, Oral, etc) dabei überhaupt keine Rolle spielen, dann kann man das Ganze doch eigentlich mehr als eine Art Hobby betrachten, welchem der Partner eben für sich nachgeht. Man muss nicht alles als Paar gemeinsam machen. Mein Freund geht regelmäßig allein zum Tennis, ich gehe regelmäßig allein in die Oper. Ich mag kein Tennis, er mag keine Opern. Kein Thema. Abgesehen davon haben wir nicht überall denselben Geschmack und teilen nicht alle Interessen miteinander. Manches probiert man auch einfach nur eine Weile aus, um dann festzustellen, dass es einem gar nicht gefällt.
Für viele wird die Sache natürlich schwierig, sobald Sex im Spiel ist. Da kommt es darauf an, wie wichtig dir sexuelle Exklusivität in einer Beziehung ist. Ist es für dich ein Grundpfeiler der Beziehung, finde ich nicht, dass du dich deswegen verbiegen musst. Also ich finde nicht, dass man alles allein der Höflichkeit wegen tolerieren muss, wenn es um eine persönliche Regel geht, die einem wichtig ist und man sich ohne sie nicht wohl fühlt. Bedenken sollte man dabei aber auch, dass das auch für den Partner gilt. Auch er ist nicht dazu verpflichtet, zurückzustecken, um seinen Partner glücklich zu machen, wenn es ihn dabei selbst unglücklich macht. Individuelles Glück hat jeder verdient und es darf sich auch jeder nehmen und es verteidigen. Ich selbst denke allerdings, dass man durchaus zuerst darüber nachdenken sollte, welche Kompromisse man eingehen könnte, bevor man das Handtuch wirft.
Es sei denn, du würdest es dir erstmal eine Weile ansehen, wie es so läuft, wenn dein Partner seinen Fetisch woanders auslebt. Vielleicht kämst du überraschend gut damit zurecht, solange ihr zwei als Paar immer noch Gemeinsamkeiten habt, die ihr auch pflegt.
Bei seinem Fetisch, beziehungsweise bei den Dingen, die er so ausprobieren möchte, wäre ich persönlich ganz froh, wenn er kein Interesse dabei hätte, das mit mir zu probieren. Nichts davon wäre auch nur ansatzweise mein Ding und ich könnte ihn guten Gewissens raus in die Welt schicken, um seine Neugierde zu befriedigen, solange er zurückkommt und auch mich immer noch will - denn sobald ich das Gefühl habe, ich reiche ihm nicht mehr aus, er verliert das Interesse, schenkt mir keine Aufmerksamkeit mehr, schwärmt nur noch von seinen tollen neuen Erlebnissen, hätten wir ein Problem.
In unserer Beziehung bin ich diejenige, die von etwas fasziniert ist, das ich nie mit meinem Partner ausleben könnte, selbst wenn er mitmachen würde. Und das liegt einfach daran, dass ich erstens weiß, dass es überhaupt nicht sein Ding wäre (und es aus Gefälligkeit mitzumachen, ohne es selbst wirklich zu genießen, ist für mich absolut nicht zufriedenstellend), und ich es zweitens nie mit jemandem machen könnte, dessen Toilettengewohnheiten ich kenne oder den ich jeden Tag mit unserem Kind spielen sehe. Ich könnte es nur mit jemandem machen, den ich, ganz egoistisch, nur auf diese eine Sache reduzieren darf und den ich ansonsten im Alltag gar nicht sooo gut kenne. Höchstens als Freund, mehr aber auch nicht.
Darum finde unbedingt heraus, wie wichtig genau ihm sein Fetisch ist. Ob es nur ums Ausprobieren geht, oder ob er ohne gar kein sexuelles Lustempfinden hat. Ob es dabei überhaupt um klassischen Sex geht. Wie viel Platz das Ganze in seinem Leben einnehmen soll. "Ihn zu einer Domina ziehen lassen" liest sich für mich nämlich erstmal merkwürdig, so als ob das ein 24/7 Ding wird und damit käme ich persönlich auch nicht zurecht. Solche Grenzen darf man sich abstecken.