*********Seil:
Nun laufen mir allerdings bei Stammtischen oder beim Gesprächskreis immer wieder Andere (vor Allem BDSM-Einsteiger) über den Weg, die sich diesbezüglich eher nicht festlegen wollen, die der Meinung sind, dass es besser sei, sich da erstmal "alle Optionen offen zu halten".
Was ich einem Einsteiger, der gerade von der Flut an Informationen, Gesprächen und Eindrücken überfahren wird, absolut nicht verdenken kann. Sich selbst zu finden kann ein schwieriger Prozess sein.
Ich kenne solche Personen z.B. auf unserem Stammtisch auch, die gar nicht so recht definieren können was sie sind. Das gestaltet sich, wenn man es für
SICH auf den Punkt bringen möchte, aufgrund der vielen Möglichkeiten mitunter auch recht schwierig.
"Ich bin dominant und sadistisch."
In der Kernaussage durchaus richtig aber bin ich selbst mit dieser Aussage zufrieden? Beschreibt sie das was ich bin und wie ich mich fühle?
Ich kann aber gerade auf Stammtischen und in manchem Gespräch verstehen, wenn man versucht sich möglichst kurz zu fassen und dabei vielleicht zu wenig über sich preisgibt.
Auf dem letzten Treffen hatten wir jemanden der seit längerem kommt, der mittlerweile aber mit "ich habe das Gefühl meine Neigung(en) sind zu komplex um zu sagen was ich bin" eröffnet. Da wir beim letzten mal eine kleine Runde waren hat er das etwas ausformuliert was ihm gefällt. Wir haben ihn dann irgendwann abgebrochen. Er hat halt wirklich wirr durcheinander Top und Bottom Vorlieben, je nach Thema, je nach Situation. So hat er sich bei uns zu Anfang nicht vorgestellt, wahrscheinlich weil er sich selber gar nicht so recht darüber im klaren war.
*********Seil:
Für mich schien das immer so, dass man sich erst einmal über die eigene Neigung im klaren sein sollte umd das dann auch im Rahmen einer Kontakt-Aufnahme klar und deutlich kommunizieren zu können. Der Andere soll schließlich wissen, woran er ist.
Ich kann jetzt nur für mich sprechen:
Ich dachte eigentlich, ich wüsste recht gut wie es um meine Neigungen steht, was mir gefällt, was mich kickt und auch was ich von meinem Gegenpart erwarte. Ich lebe BDSM in steigender Intensität seit mehr als 10 Jahren aus. Davor habe ich mich schon wesentlich länger mit Fantasien und dem Thema an sich beschäftigt, soweit das zu der Zeit über das Internet halt möglich war.
Nach der letzten gescheiterten Beziehung (in der BDSM ein Kernpunkt war, die Trennung aber nichts damit zu tun hatte) und darauf folgenden, menschlich enttäuschenden Kontakten, hab ich die letzten 1-2 Jahre so etwas wie eine Pause von allem im Bereich Beziehung, Sex & BDSM eingelegt. Das hat nicht nur dazu geführt, dass andere Projekte wie meine Fotografie weiter Fuß gefasst haben, sondern auch, dass ich mich, bevor ich mich selber wieder aktiv auf die Suche mache, erst einmal mit mir selber auseinandersetze.
Kann ich für mich selber, wenn ich mir die Zeit nehme, zu Papier bringen wie es um meine Neigungen steht und was ich von meinem Gegenüber erwarte?
Es hat mir gut getan mich mit dieser Frage zu beschäftigen und tut es immer noch in Form von Texten die ich zur Selbstreflexion und Erfahrungsbericht dieser Reise verfasse.