Wenn der andere nicht so viel und so oft körperliche Nähe mag, muss das nicht bedeuten, dass er Dich ablehnt oder nicht liebt. Das dekst Du doch z. B. auch nicht, wenn Du gerne Volleyball spielst und er eben nicht. Und man kann sich auch wunderbar ohne körperliche Berührung nahe sein. Du doch sicher auch, oder nicht?
Ich habe nie daran gezweifelt, dass er nicht genauso verliebt in mich war wie ich in ihn. Wenn ich mich jemandem aber emotional nah fühle, dann äußert sich das nicht nur darin, dass ich mich mit meinen Gedanken ihm zugeneigt fühle, sondern auch körperlich. Nur wenn meine Zuneigung lediglich geistig wäre, könnte ich auf die körperliche Nähe verzichten. Ich kann Sex ohne Gefühle haben, aber ich kann keine Gefühle für jemanden haben, ohne Sex von ihm zu wollen, das widerspricht meinem persönlichen Empfinden. Er kann das anders sehen und das ist genauso richtig, aber in dem Fall bleibe ich auf der Strecke mit meiner Art, mich auszudrücken.Und noch etwas: Man muss seine Gefühle und Wünsche doch nicht gleich verleugnen, nur weil sie nicht erfüllt werden. Sie zu unterdrücken, das hieße ja, dass Du Dich selbst verleugnen musst. Warum? Nur kannst Du nicht erwarten, dass der andere immer die gleichen Wünsche hat oder Dir Deine jederzeit und überall erfüllen mag. Oder meist Du, der andere ist dafür da, Dir Deine Bedürfnisse zu erfüllen?
Irgendwann läuft es auf Verleugnen hinaus, um nicht ständig Unverständnis und Unbehagen in den Augen des anderen zu sehen. Ich bin im Gegensatz zu dir schon der Meinung, dass jeder bis zu einem bestimmten Grad für die Bedürfnisse des Partners zuständig ist, denn jeder Wunsch entspringt einem Bedürfnis und wenn ich jemanden liebe, achte ich auf diese. Wenn die Bedürfnisse des einen natürlich für den anderen nur unter Opfern erfüllbar sind, hat man ein Problem. Deswegen glaube ich nicht, dass Partnerschaften einen Sinn machen, bei denen die Varianz zu groß ist.Und sich enttäuscht zu fühlen (was bedeutet, dass man sich getäuscht hätte) und sich emotional zurückzuziehen, das wäre in meinen Augen vielleicht ein bisschen kindisch. Oder es wäre die Angst davor, wieder verletzt zu werden. Aber der andere verletzt Dich doch gar nicht (es ist nur so, dass Du Dich verletzt fühlst - mehr nicht), er funktioniert nur nicht immer so, wie Du es gerne hättest.
Es geht hier nicht um Bestrafung. Und was Verletzungen betrifft: nur weil er nicht aktiv verletzt, heiß das nicht, dass es nicht schmerzt.Es ging mir darum, mich durch das Zurückziehen auf eine ruhigere Ebene zu bringen, auf der der Sex mir nicht mehr so wichtig ist und dadurch den Druck aus der Beziehung zu nehmen: Einerseits den Druck, der sich bei mir wegen der ständigen Abweisungen aufbaute und andererseits den Druck, dem er sich ausgesetzt fühlte, weil ich nicht zufrieden war.
Auch hier könnte man es wieder umdrehen: ich funktioniere auch nicht, wie er will, aber er will, dass ich mich seinem Maß anpasse.
Man kann das im Grunde auf alle anderen Gebiete ausweiten. Wenn ich bei etwas immer wieder auf fehlende Resonanz stoße, ziehe ich mich zurück, weil weitere Vorstöße für beide Seiten frustrierend sind. Je nachdem, ob es ein wichtiges Thema ist oder nicht, verschlechtert es die Beziehung.