Bedürfnisse - so flexibel und speziell wie ihr Subjekt
Es gibt Phasen im Leben, da kann Sex, also der Austausch von Körperlichkeiten zwischen mindestens zwei Individuen - wenn man einmal die Sebstbefriedigung sprich autosexuelle Handlungen außen vor lässt -, zudem von Gefühlen und zuweilen auch von menschlichen Säften, eine durchaus hohe Position in der persönlichen Prioritätenrangliste eines Subjekts einnehmen. Dieses gleiche Subjekt vermag dann allerdings unter anderen (widrigen) sozialen und/oder persönlichen (z.B. gesundheitlichen, finanziellen) Umständen dem Sex gleichsam eine geringe Bedeutung zuteilwerden lassen, da das eigene oder/und gemeinschaftliche Überleben bzw. zumindest das Überstehen von aktuellen, brisanten Konflikten im Vordergrund steht, wobei das sexuelle Bedürfnis unter wiederum moderater werdenden Gegebenheiten eine erneut hohe, individuelle Wertigkeit einehmen kann.
Und gewiss spielen ebenso der Grad der Befreiung von falscher Moral (Doppelmoral), als Prozess des Sich-Selbst-Bewusstwerdens und somit der Herausbildung selbstbestimmter Präferenzen jeglicher Art, und die persönlichen (positiven als auch negativen) Erfahrungen im Felde des geschlechtlichen Aktes eine Rolle, ob Sex als höherrangig oder zu vernachlässigen für das entsprechende Subjekt gelten kann.
Der biologische Phasenzyklus des Menschen hat nicht minder einen großen Einfluss auf die Relevanz sexueller Begierden. Heute öfter noch als vor knapp 20 Jahren, bereits kurz vor der Mitte des 1. Lebensdrittels beginnend, kann sich das Bedürfnis nach Sex bis ins 3. Lebensdrittel hinein als von großer Lebensbedeutung zeigen. Denn selbst wenn man aus altersbedingt-biologischen Gründen nicht mehr kann, so vermag das Verlangen nach Sex immer noch riesenhaft erscheinen - nicht zu können oder zu dürfen (mangels geneigter Sexualpartner) trotz großen Wollens. So war beispielsweise der alte Giacomo bis ins 7. Lebensjahrzehnt hinein noch äußert lustvoll laut verschriftlichten Aussagen ihm nahestehender Personen, aber garstig gestimmt, jenes Begehren gesundheits-
wie auch altersbedingt nicht mehr ausleben zu können. Seine detailreichen Memoiren auf Basis farbenreicher Erinnerung als einziger Trost, ein Leben voller Lust und Selbstbestimmung geführt zu haben.
Die Torschlusspanik einzelner schwangerschaftswilliger Frauen ist in diesem sexuellen Phasenzyklus schon legendär, ihre Findigkeit, das Problem zu lösen, ebenso.
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Exkurs: Amüsant, dass Sex auch in dieser angeblich ach so offenen Community von einigen Mitgliedern einerseits als bloßer Trieb andererseits als unabhängig von Gefühlen erachtet wird, was faktisch an der Realität vorbeigeht.
Dabei kann Sex sogar mit purem Hass und Abneigung einhergehen, was auch Gefühle sind, Gleichgültigkeit ist ebenso möglich (der Sex"partner" als Objekt/Ding); das Gefühl der Liebe ist darum nicht das einzige, was beim alltäglichen Sex empfunden werden kann.
Sehr obskur dann, wenn von manch einem hier Anwesenden gemeint wird, Sex sei für ihn/sie nicht wichtig, obwohl er/sie in einem Erotik- und Sexforum angemeldet ist, sich somit auch in der Freizeit mit dem Thema Sex auseinandersetzt und danach strebt.
Das wäre so, als würde man in einem Fußballforum angemeldet sein und sagte, Fußball gehöre nicht wesentlich zum eigenen Lebensinhalt.
Solch Aussagen entlarven den eigenen (doppel)moralischen Kompass und disqualifizieren gleichzeitig ihren Wahrheitsgehalt.
Möge man dem Einzelnen in solch einem Fall zugutehalten, dass hier wiederum unbewusst wirkende, internalisierte, durch (bigotte) Erziehung hervorgebrachte Strukturen jene irrealen Einlassungen verursacht haben. Konsequent zu dem zu stehen, der man wirklich ist, ist der erste Schritt, ernst genommen zu werden, werte Damen und Herren, auf welche dieser Einwurf zutrifft ...