stoppelglatze trug ich phasenweise schon seit ewig.
3 jahre 3mm ist die längste und radikalste phase und ich mag davon mittlerweile auch gar nicht mehr weg.
allerdings stehen hinter dieser entscheidung ähnliche mechanismen, wie sie früher die entscheidung beeinflussten, die haare doch wieder wachsen zu lassen. frau mit glatze hat nachteile am zwischenmenschlichen anbahnungsmarkt. zweitweise war das durchaus von mir gewünscht, bisweilen aber auch etwas frustrierend.
natürlich, auch hier im thread gibt es sie, die männer die frauen mit ultrakurzhaar bevorzugen, aber ich war es irgendwann meist doch leid, unentwegt auf meine haare oder deren abwesenheit angesprochen zu werden und da war dann auch das eine oder andere mal dieses "alles toll, aber…diese haare. wenn du sie wachsen lassen würdest…vielleicht…aber das ist einfach nicht weiblich…" da war zwar oft der reiz des unbekannten oder exotischen, aber irgendwann dann doch immer der nachsatz "wenn du längere haare hättest…" und irgendwann bin ich dann halt immer wieder in den mithaarmodus zurück gekehrt.
mein neuer partner hat eine ausgewiesene schwäche für kein haupthaar an der frau.
ich persönlich find es toll, zu weihnachten ein hochwertiges haarschneidegerät geschenkt zu bekommen oder freudig den kopf gekrault zu kriegen, ohne dass die frage im raum steht, wann ich denn endlich wieder eine weibliche frisur haben werde. für mich ist das sehr…erholsam.
weshalb es mir umso leichter fällt, weiterhin dabei zu bleiben. dass ich sehr oft auf meine sexuelle orientierung angesprochen werde bzw. noch ohne gefragt zu werden, gern, und dann leider nicht zu meinem vorteil, in die "lesbenschublade" gesteckt werde, ist geblieben. aber anscheinend haben dafür männer, die sehr kurzhaarige frauen bevorzugen, umgekehrt in ihrem umfeld gerne jemanden, der ihnen ferndiagnostisch eine uneingestandene homosexualität attestiert. diese erfahrung war mir neu.
mein partner erklärt seine vorliebe für kurze haare übrigens mit dem gegenteil von weiblicher devotion. er empfindet es als stark oder mutig, als frau so ausser haus zu gehen, so aufzufallen, denn auffallen tu ich. was mir selber längst nicht mehr auffällt.
ich hab mir in die richtung nie wirklich gedanken gemacht. stark oder nicht stark. das sollen haare machen? ich find die geänderten reaktionen auf ein und die selbe person nur zeitweilig skuril. denn ich habe direkten haarvergleich, da immer wieder auch längerhaarig.
als auf der krebsstation, auf der ich arbeitete, etwa diskutiert wurde, ob meine frisur nicht als provokation und beleidigung aufgefasst werden könnte. dabei war ich nicht der einzige glatzkopf im team. bloß die einzige frau ohne haare. meine erfahrung war dann, dass die patientinnen das keineswegs negativ auffassten, sondern einige viel eher zum verlust der eigenen haare stehen konnten und einfach perücke und kopftuch wegließen. was mich sehr gefreut hat, so es denn wirklich auf meine frisürliche unbekümmertheit als motivation zurück zu führen ist.
nunja, und abgesehen davon, dass eben überdurchschnittlich häufig a) die frage nach dem lesbisch sein oder b) nach dem stand der chemotherapie kommt, bin ich wahrscheinlich auch eine der wenigen frauen, die winters immerimmerimmer gefragt werden, ob ihnen nicht kalt am kopf ist. auch von männern mit selber keine haare. das is sowieso das interessanteste phänomen. warum sollte mir kälter sein, als all den anderen glatzköpfen auf diesem planeten?