Ich finde diese Kategorisiererei von dominant und devot jenseits von BDSM ja ziemlich überflüssig und eher schädlich.
Ich nicht. Im Gegenteil. Um mir bewusst zu werden, wer ich bin und wo meine Bedürfnisse liegen, muss ich mir das Gesamtpaket anschauen.
Wo ich dir zustimme ist, sich in eine Schublade zu legen und sie zuzumachen. Sich hinter einem Begriff zu verschanzen. Dann kann ein Mensch sich nur schwer entfalten. Wobei manche Leute diese Technik als Selbstschutz benutzen. Beispiel: ich bin Dom, ich darf alles. Was natürlich unsinnig ist.
Das machen junge Leute übrigens seltener als ältere BDSMler. Manche versuchen so ihre Bedürfnisse zu erzwingen, zum Beispiel eine devote Frau, die einfach keine Lust auf Anstrengungen und Entscheidungen zu treffen hat, macht es sich im Begriff devot bequem. Und übersieht gepflegt, dass sie natürlich noch aktiv und entscheidungsfreudig sein darf und für ihr Wohlbefinden die Verantwortung trägt.
Ansonsten gehört meine Sexualität zu meiner Persönlichkeit. Ich kann meine Dominanz im Sexuellen rsp. Alltag nicht beliebig an- oder abschalten. Alltag und Sexualität vereinen sich in einer Person. Alles andere wäre RollenSPIEL. Ich tu mal so als ob. Kann auch Spaß machen, keine Frage.
Bei der Differenzierung, auch besonders hier in der Fragestellung nach dem warum, verorten sich sehr viele Menschen zu grobkörnig. Ein Mann, der Lust auf passiven Sex mit Strapon hat ist noch lange nicht devot. Eine Frau, die nur Lust auf Rohrstocksessions hat ebenso wenig. Der Mann mag passiven Stinosex und anale Praktiken und das andere Beispiel zeigt eine masochistische Frau.
Ein Sadist ist genauso wenig dominant wie ein Maskulist, der die Frau gerne wieder zurück an den Herd bringen will. So wenig wie eine emanzipierte Frau automatisch Femdom ist.
In der Szene tummeln sie sich natürlich alle. Die starke emanzipierte Frau, die sich gerne den Po versohlen lässt und der Maskulist, der es ab und an braucht sich von einer Domina erniedrigt zu fühlen. Und alle anderen Variationen.
Devotion bedeutet im Sinne von BDSM tatsächlich unten sein zu wollen. Gerne Befehle auszuführen, dienstbar zu sein und daraus Erfüllung und Befriedigung zu erfahren. In diesem Sinne gibt es tatsächlich nur wenige Männer und Frauen, die wirklich devot sind. Der große Rest verortet sich einfach so unter diesem Begriff. Obwohl Bondage - Dominance - Devotion - Submission - Sadism - Masochism in BDSM eigentlich die Differenzierungen bereits enthält.
Wenn ich auf eine Party gehe und feststelle, es sind optisch von 100 Personen 40 maledom, 30 femsub, 5 femdom und 25 malesubs da, sagt das nur sehr wenig darüber aus, was in den 100 Menschen wirklich an BDDSSM drinnen steckt. Die Fetischisten habe ich dabei noch gar nicht erwähnt. Es wirkt selbstverständlich so, als wären die Verhältnisse so, dass es viele femsubs gibt. Woran das liegt, das müsste wirklich individuell erfragt werden.
Ich habe geschrieben, dass es nicht daran liegt, dass es wenig dominante Frauen gibt, sondern WO sie sich aufhalten, ist sehr wahrscheinlich in der Regel weder auf Parties noch zig subs für ihren persönlichen Haren suchend auf Internetportalen. Deshalb erscheint es so, dass es viel mehr devote Männer zu geben scheint, wobei die meisten von ihnen gar nicht unter devot zu verorten sind.
Fensubs können übrigens auch ein Lied davon singen, wie selten dominante Männer sind. Zumindest die, die wirklich devot sind (was auch hier die Persönlichkeit mit einschließt).
Die meisten Menschen in der BDSM Szene sind meiner Meinung nach Rollenspieler. Sie schlüpfen mal kurz für einen Abend in ihre Rolle und haben Spaß und im Alltag sind sie weder devot noch dominant, sondern ganz normal. Manche führen vielleicht lieber als zu folgen und umgekehrt, aber nicht auffällig auf eine Seite zu verorten.
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