EP, marsupilami_man:
mir scheint, es gibt mehr devote frauen als männer.
woran liegt das? ist es in der (bisherigen) ganz normalen rollenverteilung begründet oder empfinden frauen in der devoten rolle mehr lust als männer?
oder täusche ich mich ganz einfach???
Habe gerade die Beiträge vom April gelesen und denke, es ist jetzt eine gute Gelegenheit, sich wieder auf den Eingangspost zu beziehen.
Um mal von mir zu sprechen, und dazu gehört natürlich auch die Zeit und der Zeitgeist, unter dem ich aufgewachsen bin. Denn der beeinflusst Menschen, viele Themen von 'früher' sehe ich auch heute noch hier in den Diskussionen ( Themen wie:"Muss ich mich für die Anzahl meiner SexPartner schämen?" von einer jungen Frau eingestellt...)
Als ich eine junge Frau war, war es ganz üblich, dass Männer von Frauen erwarteten, für ihr Vergnügen da zu sein. Auch Vergewaltigung in der Ehe war noch nicht strafbar sondern eine Facette von ehelicher Pflichterfüllung. Denn Frauen hatten ja eh viel weniger Trieb als Männer...
In den Jahren meines sexuellen Erwachens musste ich aber feststellen, dass der männliche Trieb und meiner sich durchaus messen konnten.
Zeitgenössisches Fazit: mit mir stimmt etwas nicht.
Dazu kamen Phantasien vom 'bewegungslos-sein', fixiert und gefesselt sein.
So konnte ich meine Lust ausleben, ohne die schlimme Schlampe zu sein. Denn ich wurde ja 'gezwungen'.
Und so dachte ich lange Zeit, devot zu sein.
Rückblickend denke ich aber, dass das ein psychologisches Konstrukt war.
Ich hatte mehr Lust, als gesellschaftlich akzeptiert war und meine liebe Psyche suchte einen Weg für mich, wie ich damit zurechtkommen und das ausleben könnte.
Und ich glaube, etwas Ähnliches trifft auf viele Frauen zu. Es fällt leichter, Lust zu genießen, wenn man ja 'nichts dafür kann' bzw 'gezwungen wird'.
Das führe ich nicht auf biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau zurück, sondern auf Unterschiede in der Sozialisation.
Dazu kommt möglicherweise auch, dass junge und sexuell unerfahrene Frauen die anfänglichen Unsicherheiten und das damit verbundene dankbare Gefühl, wenn der Mann die Führung übernimmt und der aktivere Part ist - als 'devot' auslegen.
Dann bleiben sie möglicherweise auch sexuell in der passiven Rolle stehen, ohne wirklich devot, also unterwürfig, zu sein.
Bei Männern nun ist die Selbstbeschreibung als 'devot' gesellschaftlich keineswegs akzeptiert. Das wurde hier in vorhergehenden Beiträgen schon häufiger thematisiert und ich halte es für einen sehr, sehr gewichtigen Faktor. Sowohl bei der männlichen Darstellung nach Außen, als auch bei der Selbstwahrnehmung und -beschreibung.
Wer will schon ein Weichei sein?
Dabei sind sexuell devote Männer keineswegs Weicheier - und auch nicht zwangsläufig Manager
Des Weiteren gibt es auf männlicher Seite auch eine Vermischung von Unwissenheit und feuchten Träumen.
Manche Männer halten sich für devot, weil sie auf anale Stimulation stehen.
Manche Männer halten sich für devot, weil sie gern eine aktive und selbstbewusste Frau im Bett hätten.
Manche Männer halten sich für devot, weil sie -in ihren eigenen Augen- schmutzige und perverse Phantasien haben und wer so etwas Schmutziges und Versautes toll findet, ist ein böser Junge - also devot.
Hier im Joy geben relativ viele Männer an, Switcher zu sein.
Jeder von denen hat also auch eine devote Neigung.
Dazu kommen natürlich die Männer, die sich als nicht devot oder gar als dominant titulieren, obwohl sie durchaus devote Phantasien haben - aber mit einem 'eher devot' kriegen sie halt schwerer eine Frau ab und werden hier im Forum oft weniger ernst genommen und auch sonst gern mal diskriminiert.
Viele Menschen setzen sexuelle Neigungen auch mit dem Verhalten im Alltag in Beziehung.
Und auch da ist es weniger akzeptiert, wenn Männer nicht dominant sind.
Als ob 'dominant' irgendwie gleichbedeutend mit 'besser' wäre.....
Ohhh.. ein sehr langer Artikel ist es geworden.
Meines Erachtens nach gibt es ebenso viele devote Männer wie Frauen.
Und es gibt natürlich auch masochistische Tops und sadistische Subs und alle möglichen Variationen.