**********nigin:
Ich habe schon länger keinen Sex gehabt und mich sexuell richtig ausgelebt habe ich mich aufgrund einer Beziehung auch nicht.
Angst vor Sex/die Angst etwas verkehrt zu machen oder nicht zu gefallen.
Geht/Ging es noch jemanden so?
Oh, da könnte ich jetzt Romane drüber schreiben, denn ja: Ging mir genauso und geht mir auch jetzt noch oft genauso. Vor allem die bohrende Unsicherheit, nie "genug" zu sein, Fehler zu machen, nichts richtig zu machen, unbeholfen zu wirken, abtörnend zu wirken, mich "anzustellen", nicht zu gefallen, so wie ich bin. Ich habe diese Gedanken ständig. Und je mehr Vergleiche jemand hat (sprich Sexpartner), desto panischer und unsicherer werde ich. Denn was soll er denn mit mir, wenn er stattdessen so viele andere hat, die zur Verfügung stehen?
Genau wie du bin ich sexuell recht unerfahren. Es ist nicht so, als hätte ich nicht einiges ausprobiert, aber eben nur mit mir selbst und mit meinem bisher einzigen Sexpartner, meinem Freund. Und da spinnt sich mein Kopf manchmal so dumme Sätze zurecht wie "Wenn er sagt, dass es ihm gefällt, oder dass ich ihm gefalle, dann ist die Meinung nicht objektiv. Er muss das ja sagen, er liebt mich."
Total selbstzerstörerisch, diese Gedanken, aber Gedanken lassen sich nunmal nicht einsperren oder "nicht denken".
Ich hatte mit meinem Freund zum Beispiel über fünf Jahre überhaupt keinen Sex. Erst seit Ende Herbst letzten Jahres schlafen wir wieder miteinander. Was mir persönlich sehr geholfen hat, war eine Lebensphilosophie, die sich allgemein stark mit dem eigenen, positiven Ego, den eigenen Fähigkeiten und dem eigenen Individualismus beschäftigt (Ayn Rands Objektivismus). Ich wurde dadurch angeregt, mich stark mit mir selbst zu beschäftigen, mit den Dingen, die mich einzigartig machen, damit, wie viel Kontrolle ich über mein Leben habe und wie sehr ich es verdient habe, glücklich zu sein.
Für meine Sexualität und dem damit einhergehenden Selbstbewusstsein bedeutete das, sehr viel an mir selbst herumzuprobieren. Herauszufinden, was ich mag und was nicht, wo meine Limits sind, welchen Dingen ich aufgeschlossen gegenüberstehe, und was ich besonders gut kann (jeder kann im Bett irgendwas richtig Tolles, denke ich^^). Und auch, all das absolut ehrlich und klar zu kommunizieren. Nicht davor zurückzuscheuen, wer ich bin, was ich will, sondern dazu zu stehen und zu sagen "Ich bin so. Und ich darf so sein, ohne dass man mich dafür bekrittelt."
Zum Beispiel habe ich einen sehr stressigen Alltag mit unheimlich viel Verantwortung und so einige wirklich drückende Problemchen und Sex ist das Einzige, bei dem ich all das nicht möchte. Es ist meine kleine Atempause vom Leben, darum werde ich dabei so unheimlich gerne geführt (nicht im devoten Sinne). Ich bin kein Pornomäuschen. Ich stecke nicht ungehemmt alles in mich rein und reite die Männer zu wie einen wilden Hengst.
Es hilft mir jeden Tag ein kleines bisschen, herauszufinden, wer ich bin, und dass es absolut okay ist, so zu sein. Ja, sogar wunderbar, denn
keiner auf der Welt ist so wie ich und
keiner auf der Welt ist so wie du.
Und je mehr ich merke und
weiß, dass es gut so ist, wie ich bin, desto selbstbewusster werde ich und desto mehr komme ich auch aus mir heraus. Ich umgebe mich nicht mehr mit Leuten, die mein Leben nicht bereichern und ich entschuldige mich dafür auch nicht. Ich weiß nun genau, welche Menschen mir in meinem Leben wirklich wichtig sind. Es geht um ein allgemeines Glücklichsein, das sich, zumindest bei mir, extrem positiv auf mein Sexleben ausgewirkt hat. Zudem hat es dazu geführt, dass ich mir auch Vorlieben eingestehe, vor denen ich früher Angst hatte. Mit jedem Tag werde ich ein bisschen mehr zu dem, der ich wirklich bin. Jemand, der echt was zu bieten hat.
Rückschläge und wiederkehrende Unsicherheiten sind aber auch normal.