Es ist nicht nur die Frage "Wie wichtig sind euch Rechtschreibung und Zeichensetzung?" (die freilich schon eine Wichtigkeit impliziert), sondern viel wichtiger ist die Frage "Warum sind euch Rechtschreibung und Zeichensetzung wichtig?" (wenn auch in unterschiedlichem Maße).
Als sich vor zwei Jahrhunderten des Bürgertum gegenüber den Adligen und der Kirche emanzipierte, geschah es aufgrund von Bildung. Gleichzeitig wurde Bildung zu einer Art von Besitz. Wer mehr davon hatte, galt und gilt als der Privilegiertere. Darunter dann auch sprachliche Gewandtheit mit entsprechender Rechtschreibung als Status der Erfolgs und des Ansehens ... und Bildung plus Rechtschreibung als Basis schließlich, um in bestimmte Position zu kommen und mehr noch: darauf Werturteile der Mitmenschen zu bügeln.
Für das Bürgertum war es noch das klassische Ideal der Sprache in Rede und Schrift. Heute ist doch aber alles freier und popularisierter und hoffentlich sozial offener.
Es gibt sogar eine "Gesellschaft für deutsche Sprache" und die Duden-Redaktion, paritätisch, unabhängig, überparteilich, die die deutsche Sprache (versuchen) rein zu halten, bzw. zu spülen.
Die brüten solche Eier aus wie "Bendel" ist falsch, es muss "Bändel" heißen - jau, ein demokratischer Beschluss.
Ehrlich gesagt, wie lieb sind mir da 2018 wortakrobatische Anarchisten, die solchen komischen, grauen Eminenzen und Autoritäten nicht nachlaufen, sondern sie in Frage stellen mitsamt ihren flüchtigen, viel zu ernsten Mehrheitsentscheidungen - oder glaubt hier tatsächlich jemand, Rechtschreibung sei von Gott gesandt!?