Hallo Luna,
es kann durchaus sein, dass dein Partner beim ersten Mal gar nicht merkt, dass du unerfahren bist. Ich hatte selber schon mehrmals Sex mit unerfahrenen Frauen … und bei den meisten hätte ich sexuelle Unerfahrenheit nicht vermutet, wenn sie mir davon nicht selber erzählt hätten. Letztes Jahr hatte ich Sex mit einer Frau in deinem Alter, die vorher noch nie Sex mit einem Mann hatte, und es war eine überdurchschnittliche sexuelle Erfahrung für mich (u.a. weil sie ziemlich notgeil wirkte und mir das verbal
sehr deutlich mitteilte. das ist zufällig einer meiner Fetische, außerdem war sie ein Blowjob-Naturtalent …).
Unabhängig davon rate ich dir, ehrlich zu deinem Partner zu sein, wenn es zum Sex kommt. Ehrlichkeit ist den meisten Leuten in einer persönlichen Beziehung sehr wichtig – und vermutlich wird deine Unerfahrenheit in Beziehungsdingen deutlich wichtiger sein für den Erfolg deiner Beziehung als die Frage, ob du „gut im Bett“ bist! Und ja, es kann tatsächlich sein, dass deine sexuelle Unerfahrenheit ein Dealbreaker ist. Ich selber sagte noch vor ein paar Jahren einer, die mir nach dem Sex sagte, dass ich ihr dritter Partner war, dass ich wohl keinen Sex mit ihr gehabt hätte, hätte ich es vorher gewusst … ich dachte damals leider, Sex mit unerfahrenen Leute wäre notwendigerweise nicht besonders gut (am Anfang zumindest).
Ein paar grundlegende Tips:
• Rede mit deinem Partner über safer Sex. Wie verhütet ihr? Wann waren die letzten STI-Tests und was waren die Ergebnisse? Wenn dein Partner darüber nicht reden möchte, sollest du vermutlich eher keinen Sex mit ihm haben!
• Rede mit deinem Arzt / deiner Ärztin über sexualmedizinische Fragen, die dich interessieren; frag nicht Dr. Google.
• Kauf Kondome, Lecktücher, Handschuhe, Gleitgel auf Silikonbasis (funktioniert besser als Gleitgel auf Wasserbasis, außer du verwendest Sextoys aus Silikon). Im Sexshop kannst du auch Fragen stellen dazu, auf was du achten musst.
• Schau dir verschiedene Pornos an und probier das aus, was dich anspricht. Ich kenne Frauen, die dadurch ganz neue Vorlieben für sich entdeckten. Übrigens: Pornos mit dem eigenen Partner schauen kann auch ein schönes Erlebnis sein!
• Denk daran: Es gibt nicht „gut im Bett“ oder „schlecht im Bett“. Wichtig ist das Zusammenspiel zwischen dir und deinem Partner (bzw. deinen Partnern, sollten es mehrere sein) – und dafür ist vor allem wichtig, dass du dir über deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse im Klaren bist und diese kommunizierst … und gleichzeitig Wünsche und Bedürfnisse anderer beachtest (aber nur dann, wenn du es gerne machst – nicht, weil du glaubst, dass du etwas unbedingt tun musst).
• Nur ein enthusiastisches „Ja“ heißt „Ja“. Wenn jemand beim Sex „okay“ oder „mmhhh“ sagt, wenn du um etwas bittest, sag genau diesen Satz. Wer etwas wirklich will, wird dann sehr enthusiastisch „ja“ sagen! Im Übrigen finde ich „willst du …“-Fragen deutlich sexier als „Darf ich …“-Fragen. Vergleich dazu: „Willst du mich küssen?“ vs. „Darf ich dich küssen?“
Meine Erfahrung zum Thema: Vor vielen Jahren beriet ich mal eine Freundin beim Dating. Sie hatte eine neurologische Störung, so dass sie keine Emotionen in Gesichtern wahrnehmen konnte und daher nur zwei soziale Verhaltensweisen konnte, nämlich absolut zurückhaltend höflich (fast immer) und total schamlos ehrlich (wenn eine Person deutlich sagte, dass sie das wollte). Ich ermutigte sie, sich mit einem Mann zu treffen, den sie attraktiv fand – und tatsächlich landete sie mit ihm im Bett und hatte so ihr erstes Mal. Nur leider fand er den Sex mit ihr so schlecht, dass er sie danach nicht wieder sehen wollte!
Beim Trösten kamen wir dann auf die Idee, dass ich ihr beibringen könnte, wie Sex „funktioniert“, da ich deutlich erfahrener war als sie und sie wusste, dass ich nicht den Kontakt abbrechen würde, wenn der Sex schlecht wäre. Wir wussten natürlich beide nicht so recht, wie so etwas ablaufen sollte. Nun, als erstes zog sie sich aus und legte sich auf die Matraze. Ich fassste sie an verschiedenen Stellen an und sie redete darüber, wie es sich anfühlte … am Anfang war jede meiner Berihrungen für sie so, als würde ich sie kitzeln. Ganz langsam lernten wir gemeinsam, wie ihr Körper reagierte. Später gingen wir diverse Fetischlisten durch und probierten Dinge, die sie neugierig machten, aus, um rauszufinden, ob sie tatsächlich darauf steht. Einmal verbrachten wir den Abend mit ihr und einem (größtenteils) schwulen Bekannten von ihr, der zusah, wie sie ihren ersten Blowjob gab. Am Ende schafften wir es tatsächlich, richtig guten Sex zu haben, bei dem sie zuverlässig riesige Flecken aufs Bett machte, weil sie mehr oder weniger „auslief“.
Seitdem habe ich schon einigen Leuten Dinge beim Sex beigebracht – aber ganz sicher nicht eigennützig. Im Gegenteil, für mich war es eher Arbeit (ehrenamtliche Sexarbeit, wenn man so will), mich auf eine Person einzulassen und eventuell unangenehme sexuelle Erfahrungen in Kauf zu nehmen, um der anderen Person zu helfen. In allen Fällen handelte es sich dabei um eine Person, mit der ich befreundet war – und in zwei Fällen hatte ich nach einiger Zeit keine Lust: Einmal, weil die andere Person mehrfach meinen Anweisungen nicht folgte und mir dadurch körperlich weh tat und einmal, weil die andere Person sich rücksichtslos gegenüber mir verhielt (u.a. nahm sie Schlafmittel, bevor sie mich traf und erzählte mir, dass sie beim Aufwachen spüren wollte, durchgefickt zu sein – nichts davon hatte sie vorher mit mir abgesprochen).
Als „Herausforderung“ habe ich so etwas übrigens nie betrachtet – und ich bin auch sehr skeptisch, was die Behauptungen anderer User angeht, ein Date mit irgendeinem Typen, der „Wünsche ohne Geld erfüllt“ wäre da die beste (oder zumindest eine gute) Lösung. Bis auf eine Ausnahme (als ich einer Freundin zeigte, wie ein Handjob viel besser klappt) ließ sich das Thema „wenig sexuelle Erfahrung“ nämlich gar nicht binnen ein paar Stunden erledigen, sondern war Bestandteil mehrerer Treffen, bei denen auch explizit abgesprochen war, dass wir „üben“. Ich glaube echt nicht, dass die Leute, die schnellen Sex im Internet mit Fremden suchen, genug Einfühlungsvermögen für deine Situation hätten oder in Kauf nehmen wollten, dass es ihnen möglicherweise gar keine Lust bereiten könnte, dir zu helfen, deinen eigenen Körper zu entdecken. Ganz sicher existieren Ausnahmen: Das Wort „ehrenamtliche Sexarbeit“ lernte ich von einer Exfreundin, die selbiges ebenfalls praktizierte. Aber bevor du eine Person ein bisschen besser kennst, weißt du nicht, wie sie da drauf ist.
Was Callboys angeht, habe ich keine Ahnung, finde das Berufsfeld aber interessant. Ich wüsste auch gerne, welche Seiten Callboys so nutzen, um sich anzubieten. Ich selber hatte mal mit einer Bekannten Sex, nachdem sie anbot, mich als Gegenleistung zum Essen einzuladen – es erregte mich massiv, dass sie für Sex mit mir bezahlte. Das Angebot kam lustigerweise, nachdem ich ihr sagte, dass sie sich etwas mehr Mühe geben müsste, um mich rumzukriegen und sie mir daraufhin erzählte, dass sie keinen Bock hat, verführerisch zu sein … und hofft, dass sie irgendwann mal genug Geld hat, um sich regelmäßig Callboys leisten zu können.