information aus 2. hand
vor 20 jahren las ich in der zeitung die anzeige eines mannes, der explizit die bekanntschaft einer behinderten frau, bevorzugt amputiert oder/und rollstuhlfahrerin suchte. weil ich ein neugieriger mensch bin, habe ich ihn angeschrieben, obwohl nichts davon auf mich zutraf. ich fragte ihn geradeheraus nach seinen beweggründen. das war der beginn einer noch heute bestehenden freundschaft – vielleicht auch deshalb, weil er damals nicht mit vielen menschen offen darüber sprechen konnte.verständlicherweise haben wir uns oft über seine sehr spezielle und stigmatisierte vorliebe unterhalten. ich stand ihr sehr kritisch gegenüber. für mich standen da auch „moralische“ fragen: wie kann jemand lust aus dem leid anderer ziehen? wünscht sich ein amelo insgeheim mehr versehrte? wird der partner auf seine behinderung reduziert? was genau reizt den amelo? bin ich auch amelo, weil ich auch beziehungen bzw. sexuelle kontakte zu amputierten und/oder rollifahrern hatte? (letzteres konnte ich für mich verneinen.) etc.
ein wenig irritiert und zwiegespalten bin ich bei dem thema noch immer. allerdings habe ich details erfahren, die mich diese neigung nicht verteufeln lassen. sicher ist die herangehensweise von der betreffenden person abhängig. für meinen bekannten kann ich z.b. sagen, dass er keine wahl hat, oder nur die wahl, seine sexualität auf diese weise oder gar nicht auszuleben: bei einer nicht behinderten frau kann er keine erfüllende sexualität erleben. andere alternativen konnte ihm auch sein psychologe nicht aufzeigen, bei dem er vor langer zeit deshalb rat suchte. ihn reizt von den körperlichen besonderheiten abgesehen z.b. speziell die besondere selbständigkeit, die kompensation fehlender fähigkeiten, die für eine eine große stärke dieser frauen ausmacht. auch als lebenspartnerin kam für ihn nur eine solche frau in frage. im gegensatz zu einem feeder könnte und wollte er sich sein objekt der begierde aber nicht selbst erschaffen. dass er sich auch z.b. mit einschlägigen filmen stimuliert, ist ebenso wenig verwerflich wie bei einem anderen menschen – wer schaut pornos wegen der überragenden persönlichkeit der akteure?
für wichtig halte ich, mit offenen karten zu spielen. die frau, die sich auf einen amelo einlässt, sollte bescheid wissen. die frage, ob sie auf ihre behinderung reduziert wird, stellt sich sicher eher, wenn sie im nachhinein von der neigung des partners erfährt. außerdem hat vielleicht auch das mit „einvernehmlichkeit“ zu tun.
als frau, die auch einen eher begrenzten personenkreis sexuell anspricht, bin ich der meinung, dass es durchaus angenehm ist, auch „deshalb“ und nicht nur „trotzdem“ begehrt zu werden.