Am Anfang war es noch Anlaß zum Tuscheln, wenn mir meine Devotas beim Verlassen des Lokals in den Mantel half, die Türe aufhielt oder den Kaffee einschenkte, wenn wir in unseren üppigen schwarzen Gewändern an Beltain und Semhain Zeichen setzten, meine Devotas mir ihren silbernen Armketten und ihren Halsbändern – das hat sich im Laufe der Jahre gegeben, mittlerweile weiß man über unserer Kleinstadt hinaus wer und was ich bin, erkämpfte Freiräume, bdsm-Dom, Gothic, Polit-Heide grüner Anfangsturbulenzen – aber stets mit der Lust dem staunenden Volk eine Vorstellung einer entschwundenen mystischen Ästhetik zu geben, die nicht verletzte, brüskierte oder verneinte, sondern alt gewohntes umdeutete, liebgewonnene Traditionen aufgriff um sie mit vergessenen Ritualen zu verbinden – das war und ist unsere Stärke und unser Erfolg bei der Bevölkerung – und wenn es tatsächlich ausgerechnet im schwarz-katholischen Oberschwaben zum ersten deutschen Mahnmal für die Hexenverfolgung des Mittelalters kommen sollte, wäre es diesem begrenzt provokanten Verhalten zuzurechnen - und Ulla
Warum schreib ich das ? – weil es eben die Bilder jener weiblich-anmutigen Demut waren, denen es vor allem anderen gelang, die bevölkerung für sich zu gewinnen.
Als Ulla 1982 in ihrem schwarzem Kleid, und den beiden Ketten die von ihren Handgelenken zu ihrem Hüftgürtel führten die Läden der Stadt betrat, war es noch ein Skandal – mehr als der Metallring mit dem keltischen Triskell an ihrem Hals.
Nach wenigen Wochen wurden ihr die Türen aufgehalten, wildfremde Männer boten sich an ihre Einkaufstüten zu tragen, und ihre Erscheinung brachte es fertig, selbst an den caotischen Wochenmärkten in Biberach geradezu Spaliere zu bilden – ihre demütige Bestimmtheit, ihr unbezwingbares Wesen , ihre stolze Hingabe, sie waren berauschend und wahrscheinlich schon von einem eigenartig jenseitigen Glanz umhüllt
Seither kennt man sie , die Devotas von diesem Exzentriker (Spinner), obgleich alle späteren Begleiterinnen meines dominanten Lebens sich natürlich schwer taten mit den Erinnerungsbildern jener EINEN Heiligen - gegen die Verehrung von Toten lässt es sich schwer ankämpfen.
Aber was Ulla damals geschafft hat, ist atemberaubend – und hat bis Heute allen Nachfolgerinnen den Weg geebnet. Es gibt in unserer Kleinstadt zwei Lokale , die uns in ihren Räumen selbst sexuelle Rituale ermöglichen, soweit es die Besucherfrequenz zulässt – und es nicht ruchbar wird.
Dort wäre selbst eine kniende Devota kein Aufreger mehr, auch nicht unter dem Tisch, oder habt ihr schon mal einen Wirt erlebt der bei einem solchen Auftritt auch noch ein Kissen bringt ? – wie gesagt, so lange die Sitznischen "Blickfrei" bleiben.
Zumindest bis vor einem Jahr fanden hier zudem regelmäßige Gothic-Abende statt, oft an 3 Lokalitäten zugleich "Dark Nights in Biberach" und das bei 30.tausend Einwohnern – eine starke Zeit
Gerade zu diesen Nächten konnten bdsm-Teilnehmer in frivolste Szenerien eintauchen, in heimlichen Felsenkellern, die von vertrauten Wirten selbst bereitgestellt wurden während 30 Meter weiter ahnungslose Gothic-Tänzer ihre mythischen Rhythmen tanzten.
Unser öffentliches Auftreten erregt keinerlei Aufsehen mehr, es gehört seit Jahren zum Stadtbild, manchmal loten wir es ein wenig aus, der Reiz des Verbotenen endet jedoch dort, wo wir errungenes durch Übervorderung der Bevölkerung zerstören würden.
Wie selbstverständlich uns dieses öffentliche Auftrteten mittlerweile wurde, zeigt sich an der Tatsache, daß wir an Besuchen wie dem Painball in Karslruhe keinerlei Umkleide benötigen . – wir kommen wie wir sind.
Was aber für meinen Stadt und die wenigen süddeutschen Zentren des bdsm-Lebens gilt, gilt leider nicht für den Rest des Landes, und so kommt es, daß ich manches Mal durch den stürmischen Übereifer meiner Begleiterinnen in – sagen wir "Situationen" kam
So gibt es in München ein Hotel, in dem ich seit Jahren absteige, ein Hotel in dem ich jedem Portier persönlich bekannt bin, und auch meine Neigung öfters mit wechselnder Damenbegleitung dort zu erscheinen, um alsbald seltsam gewandet die ehrwürdigen Hallen mit Ihr wieder zu verlassen.
Wie auch immer – es begab sich zu dieser Zeit, daß LU meine Begleiterin war, eine Sub mit extremem Schalk im Herz und ausgeprägtem devotem Sinn, der sich darin gefiel, vor mir in den Frühstücksraum zu gehen, um für uns vom Büffet den Tisch zu decken während ich noch duschte.
Ahnungslos traf ich ein wenig leicht verspätet dort ein (ok es waren 15 Minuten), um meine Devota just am Tisch stehend, mit am Rücken verschränkten Händen in stoischer Haltung vorzufinden, wo sie in ihrem langen schweren Kleid mit Halsband wohl schon seit einigen Minuten Blickfang und Gesprächgegenstand der nicht gerade wenigen Frühstücksgäste war.
Als ich die Szenerie betrat, gebot ich ihr eigentlich zu sitzen, aber vielleicht war es zu sehr gezischelt, oder wie auch immer sie verstand es als Aufforderung mir Kaffee einzuschenken und mit lauter Stimme zu fragen "Zucker – Mein Herr ?" – und alle Blicke auf mich
Ich zischte – setz dich endlich hin – sie antwortete vernehmlich – natürlich sogleich mein Herr – noch Milch ?
Ich suchte ein Loch im Boden, aber der Himmel schickte mir meinen Portier, der mich mitleidig dringend zum Telefon rief und mich damit aus der Situation rettete, bis Lu sich endlich herabließ sich herabzulassen.
Soweit zu den Tücken weiblicher Devotion im öffentlichen Raum * ggg *