wonderfulworld
Dem TE rate ich nur ....zieh Leine, aber ganz schnell. Oder Du machst es so wie ich - jahrelanges Durchquälen mit einer Beziehung, die nur nervt und jeden Menschen zum Wahnsinn treibt. Es sind immer die nachdenkenden und liebevollen, Kompromiss bereiten Teile der Partnerschaft, die von dem anderen Partner benutzt werden, ggf mit allen Psychotricks...
Solche Psychotricks wie emotionale Erpressung zum Beispiel: "Trenn dich ruhig, aber denk immer daran, wie labil ich bin und dass ich mich vielleicht sogar umbringen würde..."
Noch einmal: Es ist ein wenig schlicht, die Beiträge des TE unreflektiert als eine objektive Sicht der Dinge anzunehmen.
Vielleicht kann er wirklich nicht anders, als sich als das Opfer einer bösen, gefühlskalten Frau zu sehen, vielleicht beleuchtet er hier aber auch bewusst die Szenerie aus einem Winkel, der seinen Anteil an der jetzigen Situation im Schatten verschwinden lässt.
Keins von beidem geschieht aus Boshaftigkeit. Menschen sind so. Wir streben nach einem positives Selbstkonzept und schützen es gegen "Angriffe".
Gerade diejenigen, deren Selbstbild nicht besonders positiv ist, sind dabei besonders darum bemüht, Aspekte, die sie zum kritischen Blick aufs eigene Verhalten zwingen, zu ignorieren oder abzuwehren.
Da kommt auch das hier so heftig diskutierte "wegen der Kinder" ins Spiel.
Wer einen üblen Rosenkrieg der eigenen Eltern erlebt hat, mag wirklich daran glauben, meist ist es aber doch eher so, dass man sich nicht eingestehen möchte, dass man schlicht feige ist und Angst vor den unbequemen Konsequenzen einer Trennung hat.
Das heroische Selbstbild "Ich gebe mich für meine Kinder auf" (Oft auch bei Frauen!) ist einfach schicker als "Dann müsste ich Kummer und Vorwürfe meines Partners ertragen/Unterhalt zahlen/selbst arbeiten gehen/mehr Verantwortung fur Haushalt und oder Kinder übernehmen/in eine kleinere Wohnung ziehen..."
Etwas ähnliches propagiert dann auch
sebastian_70
Der Vorschlag, sich doch dann besser scheiden zu lassen, ist leider nicht so einfach, denn eine Scheidung in einem solchen Fall (viele Jahre, Haus, Kinder) ist in der Regel nicht weniger als ein existenzieller Niedergang des Mannes. Das ist das Grundübel der Ehe:
Wenn der TE nun sagt, ok, schwamm drüber, wir trennen uns, das sei für alle besser, passiert Folgendes (vorausgesetzt man führte eine "klassische Rollenverteilung")
Der TE ist Mitte dreißig. Es wäre schon ziemlich übel, wenn er im Rollenbild der 50er lebte!
Die Annahme vom Mann als alleinigem Ernährer der Familie ist doch total veraltet (Wer kann sich sowas denn heute noch leisten und welche Frau gibt sich mit der Lebensaufgabe "Ehefrau" zufrieden?!) und auch die Rechtssprechung ist längst nicht mehr so, dass ein Partner nach der Trennung für den anderen Unterhalt zahlen müsste.
Das gilt höchstens, solange die Kinder ganz klein sind. Spätestens ab Schulalter wird vom betreuenden Elternteil erwartet, dass auch er/sie arbeiten geht.
Wer wo wohnt, die Kinder betreut und wie viel bezahlt ist individuell völlig unterschiedlich.
Als meine Eltern sich scheiden ließen, hatten meine damals noch miderjährigen Schwestern ihren Hauptwohnsitz bei meinem Vater. Meine Mutter zog aus und zahlte (obwohl auch mein Vater immer sehr gut verdiente) Unterhalt für meine Schwestern.
Die Exfrau meines heutigen Stiefvaters ist damals mit ihrer Idee, nicht wieder arbeiten zu gehen und von Unterhalt ihres Exmannes zu leben, ziemlich hart auf die Klappe gefallen.
Es wurde gerichtlich eindeutig festgestellt, dass er natürlich für die Kinder, mitnichten aber für die arbeitsunwillige Ex-Gattin zahlen müsse.
Das alles, meine Damen und Herren, ist knapp zwanzig Jahre her.
Das von Dir, Sebastian, geschilderte Szenario dürfte also inzwischen wirklich die Ausnahme sein.
Last but not least: Applaus für
godot64.
Wieso wird dem Sex die zentrale Bedeutung beigemessen? Liegt das an dieser Platform oder ist das Thema wirklich so alles entscheidend?
Ja, Sex ist toll und m.E. auch wichtig für eine gute Beziehung, aber es ist schon reichlich grotesk, wenn dreimal monatlich Sex = "sexlos" ist und teilweise mit großer Melodramatik so getan wird, als sei temporäre Untervögelung mindestens so bedrohlich wie die Verknappung von Nahrung oder Sauerstoff.
Könnte es nicht auch am Blick auf den Teller des Nachbarn welcher einfach leckerer ausschaut als der eigene? Durch die ständige Überflutung mit Reizen keimt vielleicht auch der Wunsch nach dem vermeintlich besseren, schöneren, tolleren auf? Haben wir vielleicht verlernt das zu schätzen was uns umgibt? Ist es ein Zeichen unserer Zeit, dass wir durch Medien und Werbung dazu erzogen werden immer nach dem Besseren zu schielen?
Absolut.
Da ist sie wieder, die latente Angst, irgendetwas zu verpassen und womöglich nicht das absolute Maximum des Möglichen aus dem eigenen Leben rausgeholt zu haben.
Die subtlie aber umso größere Angst, dass ein anderer mehr vom Kuchen bekommen hat.