_Die_ Antwort gibt es nicht
****as:
Wie haben denn eure Familien, Freunde und Bekannte auf eure offene Beziehung reagiert?
Wie habt ihr euch denn "geoutet"?
Vielleicht wäre es interessant, zuerst einmal das Problem (bzw. die Probleme) zu identifizieren.
Zuallererst sehe ich bei dir einen Konflikt zwischen "ehrlich sein" und "Peinlichkeiten (die offene Beziehung) nicht ausplaudern".
Es ist manchmal taktvoller und einfühlsamer, jemand anderem nicht die gesamte Wahrheit an den Kopf zu knallen. In Bezug auf deine Fragen kann es also besser sein, wenn du aus Rücksicht eine Lüge erzählst, damit deine Eltern sich nicht zu sehr moralisch entrüsten. Klingt zynisch? Ist es auch. Das Problem ist dabei aber nicht die Lüge, sondern das penetrante Nachfragen nach deinem Beziehungsleben. Kommt natürlich auf die Intensität an. Ein allgemeines "Gehts dir gut?" kann ehrlich gemeint und nett sein, aber wenn es in Richtung Verhör geht, wie es hier im Thread schon geschrieben wurde, werden Grenzen überschritten.
Als abgeleitetes Problem sehe ich generell die Fragen der Familie nach dem Liebesleben. Das geht die einen feuchten Kehricht an, finde ich. Das Stichwort Verhör kam ja schon auf. Ich finde es immer wieder erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit gerade Eltern ihre Kinder auszufragen dürfen glauben, aber von ihren eigenen pikanten Erlebnissen freiwillig genau Null offenbaren. Quid pro quo, anderenfalls Klappe halten.
Nächstes Problem: Warum ist es eigentlich peinlich, eine offene Beziehung zu führen? Spoiler: Ist es gar nicht. Es ist nur ungewöhnlich. Leider haben die meisten Leute, gerade die konservativen, ein Problem mit dem Ungewöhnlichen. Alles, was neu ist, einzigartig, von der Normalität abweichend etc., wird als Bedrohung empfunden. Auf Bedrohungen folgen ganz typische Reaktionen und die reflexartige Ablehnung aller Beziehungsmodelle abseits des monogamen heterosexuellen welchselbigen ist eine davon.
Eine Sache mußt du dir bewußt machen: Was auch immer das Problem ist, es liegt nicht bei dir. Deine offene Beziehung ist deine Sache, und wenn sie dich glücklich macht, hast du deinen Jackpot gezogen.
Das Problem liegt vielmehr in der Neophobie vieler Menschen, die noch immer dem Standardnarrativ der zwischenmenschlichen Beziehungen anhängen und in der Gesellschaft, die dieses Narrativ mit großer Macht bis hin zu juristschem Zwang durchzusetzen strebt.
Was kannst du machen? Es gibt mehrere Möglichkeiten: Die sagst offen die Wahrheit und bereitest dich auf möglicherweise unangenehme Kommentare vor. Oder du verschweigst sie und mußt die Unehrlichkeit ertragen. Das Ganze natürlich nur auf Leute bezogen, denen du das nicht einfach erzählen und mit Verständnis rechnen kannst. Oder du beendest deine offene Beziehung, wenn sie dich so sehr belastet.
Nichts davon klingt besonders erstrebenswert. Wenn du zwischen verschiedenen unschönen Alternativen wählen mußt, such dir die aus, die dir persönlich am meisten bringt.