Spielchen spielen oder authentisch bleiben?

Interessante Beiträge kommen da zusammen.

Lieber Brian, ich bin wahrlich weit davon entfernt, perfekt zu sein. Ich verletze andere manchmal, ich bin manchmal einfach nur blöd, ich mache Fehler und stehe manchmal einfach nur neben mir und versteh mich selbst nicht. Das kommt alles vor - im persönlichen Kontakt.

Hier wird geschrieben, und da kann man lange darüber nachdenken, was man schreibt. Da liest sich manches sicher großartiger, als es in Wirklichkeit ist. Das muss aber noch lange kein Spielchen sein.

Klar werde ich das alles beim ersten persönlichen Kennenlernen nicht unbedingt betonen und herausstreichen, aber ich bin - ohne größenwahnsinnig zu sein - bisher noch immer von Beginn an dazu gestanden, dass ich "nur ein Mensch" bin: Manchmal sehen ich mich nach einem Zeichen - und dann tue ich das auch kund. Manchmal nervt es mich, wenn jemand was von mir will, dann tue ich das auch kund. Wenn ich sauer bin, dann bin ich eben sauer, und wenn ich fröhlich auf der Strasse tanzen will, dann tue ich das - egal, was der jeweils andere von mir hält. Und oft genug mache ich dabei was falsch.

Das ist für mich "authentisch": keine Spielchen, kein Getue, kein perfekter Schein (der anderen stets lieber wäre) - wer damit häufig Probleme hat, bin nicht ich, sondern sind oft die anderen. Ehrlichkeit und Offenheit werden nur selten honoriert.

Und trotzdem werde ich mich immer bemühen, kein Show abzuziehen und keine Spiele zu spielen (wie sie hier gemeint sind). Und weißt Du warum?

Wenn ich unsicher bin und eine "Maske" aufsetze, dann werde ich durch diese Maske noch unsicherer. Denn selbst wenn ich den anderen damit begeistern und für mich gewinnen kann, weiß ich im Innersten doch genau, dass er nicht von mir begeistert und nicht mich mag, sondern meine Maske. Und das ist, ehrlich gesagt, ein Scheißgefühl! Dann lieber so, wie ich nun mal bin mit allen guten und schlechten Seiten - und ich weiß dann auch, woran ich beim anderen bin ... Wenn er mich trotzdem mag, dann mag er mich, nicht meine Spielchen, meine Strategien, meine Taktik und meine Maske.

(Der Antaghar)

Meiner Erfahrung nach liegt es nicht daran, ob man gleich Sex hat oder als erster zurückruft, usw., sondern WIE man es macht.

Die Kunst ist es doch, dem anderen nichts vorzuheucheln und ihm trotzdem nicht das Gefühl zu geben, auf ihn fixiert zu sein oder verbindliche Zusagen von ihm zu wollen. Dafür sollte man natürlich einerseits wissen, wie man überhaupt auf andere wirkt, und andererseits in der Lage sein, diese "Information" so an den Mann zu bringen, dass sie richtig verstanden wird und ehrlich wirkt.

Wenn man natürlich nicht die nötige Menschenkenntnis oder den richtigen Instinkt mitbringt, um einschätzen zu können, wie weit der andere schon ist, ob überhaupt ein Grundinteresse da ist, mit was man ihn überfordert oder einengt, dann geht der Schuss nach hinten los.

Ansonsten: eine gute Vorauswahl ist nicht zu verachten.

das mag für dich (und auch für mich) gelten, aber denkst du nicht auch, daß es Menschen gibt, die sich sehr weit mit ihren "Masken" identifizieren, also quasi diese "Veräusserlichungen" so weit verinnerlichen, daß sie das nicht so empfinden können ?

fragt sich und dich
Erwin

Bezüglich des Schwimmen lernens:

Ich finde den Vergleich zum einen sehr passend, zum anderen auch wieder nicht.

Jemand, der nicht von innen heraus die Kapazitäten oder das Veränderungsvermögen mitbringt, die für einen Flirt/eine Anbahnung vorteilhaft sind, wird sich mit dem Schwimmen schwer tun. Das theoretische Wissen ist dann zwar da, aber die Bewegungen wirken nicht rund, sondern eckig, irgendetwas stört im Auge des Betrachters.

Wenn ich überlege, wie ich das "Schwimmen" gelernt habe, dann war es am Anfang viel Beobachtung, wie die, die es können, sich verhalten, reagieren, wie sie ihre Botschaften transportieren, wie sie Stimmungen erzeugen und welche sie weglassen. Es hat Jahre gedauert, bis das von mir aus ohne Nachdenken klappte, bis das nötige Selbstvertrauen da war, dass ich schon den richtigen Weg finden werde.

Aber wirkt das nicht irgendwie "unrund"? Ich habe bei diesen Menschen oft das Gefühl eines "Rauschens", dass ein Störgeräusch da ist, das die oben liegende Frequenz ungenau erscheinen lässt.

ja, das beschreibt auch mein Gefühl bei solchen Menschen ganz gut - aber meine Frage zielte auf deren Selbst(ein)sicht(smöglichkeit) ab ...

Erwin

Wahrscheinlich durchbrechen sie ihre Eigensicht erst dann, wenn etwas ihnen so sehr wichtig ist, dass bereit sind, an diesen schmerzlichen Kern zu gehen. Was natürlich dann wieder mit dem generellen Willen zusammenhängt, bei sich die Fehler zu suchen.

Gute Frage - und gar nicht so leicht zu beantworten.

Auf den ersten, oberflächlichen Blick mag es wohl so sein, wie Du nachdenklich fragst. Auf den zweiten Blick zeigt meine Erfahrung in Beratungen etc. (übrigens auch in Gesprächen nach etwas zu viel Alkohol), dass diese Menschen sich zwar scheinbar mit ihrer Maske identifizieren, aber irgendwo tief in sich genau wissen, dass nicht sie selbst gemocht, akzeptiert, anerkannt und begehrt werden, sondern ihre Maske.

Das schließt sicher nicht aus, das es auch das von Dir genannte Phänomen geben mag, aber ich vermute mal, es dürfte eine Minderheit sein.

(Der Antaghar)

bin ich auch geneigt das anzunehmen, habe aber bei Personen, wo ich (als interessierter Laie) ein "Naheverhältnis" zu tieferen Persönlichkeitsstörungen vermute, eher beobachtet, daß vorrangig Kontakt genau mit jenen Personen gesucht wird, die ihnen die "Maske" (zumindest erst mal) glauben. Alles andere wird als "Stress" empfunden.

Das führt auch zu tatsächlich fühlbar weniger "Angespanntheit" (oder empfundenem "Rauschen", wie's @****har beschrieben hat) - ich bilde mir zumindest ein das so (mit-)gefühlt zu haben ...

Erwin

Nicht-authentisch zu sein erzeugt natürlicherweise Mißtrauen bzw Distanz.

Wieviel Zeit haben wie denn für eine Begegnung?
Nächste Woche oder gar in der nächsten Sekunde kann das Leben vorbei sein. Was nun nicht heißt ,daß ich eine halbe Sekunde habe um ein Date klarzumachen .


Manche suche ihr ganzes Leben nach den richtigen und finden ihn /sie nicht ... vielleicht weil sie sich nie wirklich zeigen ?

Die biologische Wahrnehmung sagt meistens schon sagt ob es passt. Dazu braucht es eine Sekunde. Aber heutzutage ist das subtil, denn es wird vieles überlagert.

Ich gehe auf Distanz wenn ich die Stimme nicht mag und den Geruch nicht.

bohemain

zumindest bei mir "funktioniert" die hervorragend. Nur sagt die leider recht wenig aus, wie dann eine Entwicklung in der Beziehung funktioniert, oder nicht funktioniert. Und erst da wird's richtig spannend ...

Erwin

Also wenn ich es recht überlege, so rein biologisch passen da glaub ich schon ganz schön viele zu mir...

pessimistisch gesehen ...
vergrößert das dann nur die Qual der Wahl

jetzt aber ...
gute Nacht Erwin

Wie heißt es so schön, in der Mitte passt es immer und wenn nur die Biologie entscheiden soll, dann frage ich mich warum wir Menschen von den Bäumen gestiegen sind. Als Primat bin ich ein Alfatier und würde jede Frau im Rudel besteigen, moment......, ich habe gerade vergessen, wie sich der Unterschied zu meinem realen Leben darstellt.




Aber mal zurück zum Thema:

Natürlich tut es das, jedoch erst wenn es Grund gibt an der Ehrlichkeit zu zweifeln, davor können Masken extrem verbindend sein.


Böse Zungen (ja meine) behauten immer wieder, dass Menschen grundsätzlich nur das wahrnehmen was weh tut oder was ihnen gefällt. Da ich als Mann durch Schmerz nicht an mein Ziel gelange, bediene ich mich der Verführung (Beschönigung).

Welche Frau möchte schön hören, dass ihre Brüste unattraktiv sind. Ihr Sex für Dummheit entschädigt, oder das die Ex besser geblasen hat. Ganz ehrlich, würdet ihr diese Tatsachen Frauen direkt ins Gesicht sagen. Also ich nicht, Lüge, Vertuschung oder das Zurückhalten von Tatsachen hin oder her...

Auch ich empfinde unehrliches Verhalten beim Flirten als kontraproduktiv und in meinem Fall als auch absolut sinnlos (wer die Wahl hat braucht sich nicht verstellen). Doch auch ich falle ständig auf Menschen herein die mehr schein als Sein sind (kostetet mich gerade wieder einige Hunderter), aber dass ich immer und in allem offen spiele, dass würde ich nie behaupten, denn das wäre auf jeden Fall gelogen.

C’est la vie - so ist das Leben.

LG
Brian

Sicher gibt es viele,..die zueinander passen... aber ich denke , der Mensch muß sich immer entscheiden.
Natürlich kann man mit mehreren Sex haben. Sehen wir ja hier in Joyclub.

Ob sich jemand für eine andere Person verbindlich entscheidet,..ich denke das wird auch nonverbal signalisiert.
Zum Beispiel Sychronisierung von Bewegung,..Körpersprache.
Und ...Zeit ,..bestimmte Verbindungen sind eine Frage der Zeit ... ich denke da gibt eseine innere Uhr die nicht so schnell geht wie wir es gerne hätten in dieser schnelllebigen und oberflächlichen Epoche.

Ich denke zwischen Liebenden entstehen dann Signale die sonst für andere nicht bestimmt sind. Auch nicht für reine Sexpartner.
Wer vom Herzen her nicht verbindlich ist wird diese nicht senden bzw erst gar nicht empfangen.

Ich sehe genug "Paare" bei denen ich denke .
"? ... die vehalten sich nicht wie Liebende, geben aber vor es zu sein"

Gelogen und sich selbst belogen wird viel.


Bohemain

Warum so kompliziert? So verschieden sind die Geschlechter nun auch wieder nicht. Überleg doch mal warum Du einen Mann aussortierst. Weil er sich zu sehr um Dich bemüht? Weil er zuviel Interesse zeigt? Würde mich überraschen. Es ist doch dann eher die falsche Haar- oder Sockenfarbe. Oder daß er zuwenig Erfolg ausstrahlt, Dich langweilt oder nervt. Mit einem kompatiblen Gegenüber kann nicht viel schiefgehen, Spielchen hin oder her. Das Problem ist, so jemanden zu finden. Und möglichst schnell zu merken, wenn er nicht kompatibel ist. Und dann die Kraft aufzubringen, lieber allein, als unglücklich zu sein. Schnell in die Kiste zu gehen klärt einiges. Diese Klärung ist aber unter Umständen schmerzhaft. Und das es Männer gibt, die nur die schnelle Nummer wollen dürftest Du auch schon mitgekriegt haben. Die ändern ihr Programm aber nicht, egal welche Spielchen Du spielst. Du mußt aber jetzt nicht aufhören, Spielchen zu spielen. Manche Männer brauchen das . Lernen durch Schmerz.

,,

,.. das klingt schlüssig für mich.

Du hast die Situation gut umrissen finde ich.

Hallo Landsmann!

Deutliche Worte- da hast du wohl mit allem recht. Außer mit der Sockenfarbe.

Oh nein, auch wenn Du noch so sturmfest und erdverwachsen bist, bei rosa Socken zum Smoking würdest auch Du ins Grübeln kommen. Wobei Frauen immer glauben, sie könnten sexuelle Signale über die Kleidung senden. Es sind aber soziale.
(Memo an selbst. Profil mit dem Eintrag "Besserwisser" vervollständigen)

Lieber einen (farbenblinden?) Freund, der sich merkwürdig kleidet, aber zuverlässig ist, als ein stilsicherer, der aber offenbar nicht weiß, wie er ein Telefon zu bedienen hat, um anzurufen.

Ehrlich gesagt ist zuviel Aufmerksamkeit und zuviel Interesse extrem belastend.


Und diese Rollenverteilung ist mittlerweile auch überholt.

Aber ansonsten stimme ich dir zu.

Brian

Jemand, der auf der Türschwelle der Angebeteten kampiert, ist natürlich grauenvoll, da hast Du völlig recht.
Aber mit der Rollenverteilung bin ich skeptisch. Ich behaupte immer noch, auf die Emanzipation warten wir in diesem Land seit 1968. Und dabei haben gar nicht so viele Frauen "devot" in ihrem Profil stehen.

Naja, bei dieser Standardfrage dominant/ devot habe ich im Profil auch was angekreuzt. Aber das bezieht sich doch nur auf eine Möglichkeit, Sexualität auszuleben und sagt nichts darüber aus, ob frau auf One Night Stands steht oder ob sie emanzipiert ist.