Lilly, ich glaube Du bringst da einen sehr wichtigen und richtigen Punkt ins Spiel. Der Mensch ist leicht beeinflussbar, und man unterschätzt leicht den Einfluss, den die stetige Berieselung mit vermeintlich harmlosem Unterhaltungsprogramm aus dem amerikanischen Raum hat. Das geht bisweilen bis in die Bewusstseins- und Persönlichkeitsveränderung. Man verstehe mich nicht falsch, ich will hier keine Verschwörungstheorien zeichnen, wäre selbst ohne mein wöchentliches Pensum House MD, Grey's Anatomy, Scrubs (ja, medizin-affin, ich gebs ja zu), CSI, L Word, etcpp. ganz verloren.
Aber ich denke man tut gut daran, sich seine eigene Perspektive zu bewahren und ab und zu den eigenen Kopf zum denken zu benutzen, und da nicht nur Verhaltensmuster aus Jennifer-Lopez-Schmonzetten (JLo ick lieb da!) zu kopieren. Kritische Distanz nennt man sowas glaub ich, wohl dem, der sie zu kultivieren weiß.
Ich finde es gut, dass es in Deutschland dann doch noch eine Kultur der Authentizität zu geben scheint. Natürlich ist das allen lieber, denn "Spielchen spielen" schafft einfach ein ganz unmögliches Misstrauensklima zu Anfang einer vielleicht neuen Beziehung. Wer dem anderen etwas vormacht, kann aus eigener Erfahrung nie sicher sein, ob es der andere nicht genau so tut. Wer allerdings zu naiv in seiner Authentizität ist, riskiert, verletzt zu werden, obwohl er es vielleicht taktisch hätte vermeiden können.
Mir scheint, dass das vor allem eine Frage des Selbstbewusstseins ist, und einer gewissen Erfahrung im Umgang mit Menschen bedarf, um zu wissen, wann man dem anderen soweit vertrauen kann, dass man selbst im Umgang mit ihm lockerer werden kann. Und auch das ist noch keine Garantie dafür, dass man sich nicht auch gewaltig in jemandem täuschen kann. Vor allem in jungen Jahren zahlt man da unweigerlich emotionales Lehrgeld, will man nicht im stillen Kämmerlein versauern.