Welchen Anti-Fetisch habt ihr?

Vielen Dank @****a_2, dass du so klar auf meine Fragen und Thesen eingehst! Gern will ich dir also auch antworten, zumal du ja auch so direkt darauf ansprichst.

Also, generell denke ich, dass es Leute, die mehrere Fetische haben, bei der Partnerwahl etwas leichter haben, als diejenigen, die nur einen Fetisch haben, und diesen möglicherweise auch noch in extremer Ausprägung. Ich z.B. bin ein relativ "klassischer" LLL-Fetischist, stehe also auf glänzende Kleidungsstücke aus Lack, Leder, Latex, Plastik, Synthentik. Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich wohl damit klar kommen würde, wenn eine Traumpartnerin auf eines der Ls nicht klarkommen würde, an den anderen aber großen Spaß hätte; also z.B. eine Veganerin, die mit großer Lust Latex und Lack trägt, aber aus moralischen Gründen kein Leder. (Vermutlich gäbe es größere Beziehungsprobleme damit, wenn sie mich bei jedem Essen davon zu überzeugen versuchen würde, keine tierischen Produkte mehr zu essen. ;-)). Aber klar, jemand, der außschließlich Lederfetischist ist, käme mit der Frau natürlich gar nicht klar.

Also, ich fände es eher "fahrlässig", wenn jemand mit mehreren Fetischen so eine Chance, einen Partner zu haben, wo fast alles passt, sausen lässt. Immer auf die 100% zu hoffen, kann ganz fies einsam machen. Aber letztlich muss man es natürlich ausprobieren, was einem genügt und einen befriedigt. Und natürlich, wenn der einzige Fetisch nicht auf Gegenliebe stößt, oder der Großteil der mehreren Fetische, dann ist eine Beziehung zum Scheitern verurteilt, richtig @****78.

Und vielen Dank @*****ite für die kurze persönliche Bestätigung dieser kleinen Nebenthese von mir. Das zeigt auch schön, dass BDSM und Fetisch durch aus lustvoll gegeneinander wirken können.

Vielen Dank @****a_2 für diese interessanten Fragen über den Ursprung und die Entwicklung von Fetischen. Ich beginne mal mit der Frage, ob man Fetische "erwecken" oder "schmackhaft machen" kann, weil dies wohl eine Frage ist, die sich Fetischisten oft in neuen Beziehungen und auch hier im Forum stellen.

Also, wenn ein Fetischist durch einen neuen Partner einen neuen Fetisch vorgestellt bekommt der, wie du sagst "zu seiner Hauptgruppe zuordnet" ist, ist es wohl wahrscheinlich, dass er dafür offen ist und hier etwas "erweckt" werden kann. Ein klassisches Beispiel ist ja, dass jemand in der "Hauptgruppe glänzende Kleidung" zunächst mit Lack, Leder, Glanzleggings usw. in Berührung kommt und darauf steht, und dann durch einen neuen Partner Latex vorgestellt bekommt, dafür offen ist und Latex dann im Endeffekt vielleicht sogar noch toller als Lack und Leder findet. Das muss natürlich nicht passieren, ist aber vermutlich schon öfter so passiert.

In solchen Fällen stellt sich aber kaum jemand lange die Frage, wie er dem Partner das schmackhaft machen soll, sondern probiert das einfach. Die meisten Fragen - auch hier im Joy - gehen ja eher in die Richtung: Wie kann ich die neue Partnerin, die bisher nichts mit Fetisch zu tun hatte, zu meiner "Gummimaus" machen? - Und da, so behaupte ich mal, werden die meisten Fetischisten enttäuscht, und in vielen Fällen auf Ablehnung stoßen, in anderen zumindest auf Akzeptanz, aber dass die verblüffte neue Partnerin etwas in sich entdeckt, was ihr Unterbewusstsein vorher völlig unterdrückt hatte, ist doch eher ein seltener (Glücks-)Fall.

Zu deiner anderen Frage komme ich später noch.

Vielen Dank für die Likes, und nun zur 2. Frage von @****a_2, zu der ich auch nur Vermutungen anstellen kann, und zwar deshalb, weil ich gerade gemerkt habe, dass ich gar keinen "Einfach-Fetischisten" (also jemanden, der nur genau einen Fetisch hat - definiere: Monofetischismus? ;-)) kenne, sondern nur "Mehrfach-Fetischisten" (Polyfetischisten?), also z.B. Leute, die sowohl auf Latex, Lack und Leder als auch auf High Heels stehen.

Ich finde, deine Vermutung der stärkeren Offenheit der Polyfetischisten klingt plausibel, weil diese mehreren Fetische ja in der Regel nicht auf einmal, sondern sukzessive entstanden sind, also z.B. erst Lackkleidung, dann Latex und erst in einer Beziehung dann Masken. Insofern sind solche Polyfetischisten auch offen für eine Entwicklung ihrer Fetische in Beziehungen oder eine Beeinflussung ihrer Fetische durch Mode.

Spannend finde ich, dass ich keinen Monofetischisten kenne und eine Vorrednerin hier nur solche. Vielleicht liegt es daran, dass ich viel auf Fetischpartys unterwegs bin und viele Fetischmodels, -fotografen und -designer kenne. Vielleicht sind Polyfetischisten ja mehr "outgoing" und Monofetischisten bleiben eher "im stillen Kämmerlein" und sind vielleicht deshalb weniger offen für neue Fetische? Aber wie du sagst @****a_2, pure Vermutung und "absolut Glatteis" - daher würde ich mich freuen, wenn hierzu jemand, der nur genau einen Fetisch hat, Stellung nimmt.

Nein @****upa, ich möchte hier nicht darüber diskutieren, was ein Fetischist ist, und ich möchte auch nicht, dass du mir eine schwammige Definition in den Mund legst, die ich so nie gemacht habe. Ich kann das sehr gut alleine definieren.
Außerdem ist dein Post auch keine wirkliche Stellungnahme oder Antwort auf meinen. Du sagst hier, dass es auf Fetischpartys auch Leute gibt, deren Fetisch gar nicht das ist, was sie da tragen. Das widerspricht meinem Ansatz in keiner Weise, hilft aber auch nicht weiter.
Wenn du was sagen willst, dann rück doch mal raus mit echten Aussagen! Stell selber Thesen auf, die die anderen hier diskutieren können, oder mach eine Aussage über deinen eigenen Fetisch!

Zurück zum Anti-Fetisch: Mir ist noch ein Aspekt eingefallen, der hier noch nicht zur Sprache gekommen ist, nämlich der Aspekt des ungewöhnlichen. Wenn hier jemand Fußpilz seinen Antifetisch nennt, dann trifft er den Begriff nicht, weil ja fast jeder von Fußpilz angewidert ist. Fußpilz ist genauso wenig ein Antifetisch, wie schöne Gesichter ein Fetisch sind.
Ein Beispiel, was passt, sind Füße. Da Füße zunächst mal sexuell völlig neutral sind, können sie ein Fetisch sein, wenn jemand im ganz besonderen Maße darauf steil geht, und sie können ein Antifetisch sein, wenn jemand schon das Grauen beim Anblick von Flipflop-Trägern bekommt.

@*******987 & @*******agle, hier so genau auf das Thema und die bisherigen Thesen eingegangen zu sein!
@*******987: Ja, ich sehe das genauso: Gerade weil die meisten mit Spucke kein Problem haben und feuchte Küsse eher geil finden, ist sie - wenn sie bei dir stark lustkillend wirkt - ein typischer Antifetisch.

@*******agle: Ich finde schon, dass deine Abneigung von Nylon gut zur Ausgleichs-Hypothese passt, auch wenn Nylon nun nicht wirklich das Gegenteil von Latex ist. Was wäre denn das Gegenteil von Latex? Vielleicht ein Kartoffelsack: weit, rauh, kratzig, billig. Aber die meisten finden Kartoffelsäcke als Kleidung eher ungeil, also ist das kein echter Antifetisch. Wenn man aber aus den klassischen Fetischen einen richtig geil findet und einen anderen richtig abstoßend, ist das meiner Meinung nach eine Art Ausgleich, denn: Die meisten Nicht-Fetischisten finden ja alle möglichen Arten von sexy Kleidung ganz gut oder ganz OK, wenn die Person darin heiß ist, oder sie sind eher so Natur/Nackt-Fans und finden alle Arten von sexy Kleidung eher nicht so toll, aber auch nicht total abstoßend. Aber ausgerechnet Nylon richtig schlimm zu finden, klingt für mich wie eine Art Ausgleich zum Latexfetisch.

Und das mit dem MakeUp kann ich insofern gut nachvollziehen, weil es dir ja offenbar um einen Anschein von psychischen Eigenschaften geht, den du automatisch da hineininterpretierst. Das ist ja typisch fetischistisch. Die einen interpretieren in Overknee-Stiefel Dominanz, die anderen Nuttigkeit. Der eine sieht MakeUp als undurchschaubare Maske, die die Trägerin dominant wirken lässt, und der andere interpretiert es als Selbstbewusstseins-Schwäche. Ähnlich könnte man ja auch Latex als selbstbewusstes Rebellieren oder Superheldenoutfit sehen und genauso als Versuch von Frauen mit Selbstbewusstseins-Problemen durch übertriebene Sexyness zu wirken. Diese Interpretationen und Gefühle laufen im Betrachter ab, der Fetischist ist oder nicht, und die tatsächlichen Gründe mögen oft völlig andere sein. Insofern passt also auch das zu meiner These. Wenn für dich MakeUp ein Symbol für mangelndes Selbstbewusstsein bei Frauen ist, und du aber auf selbstbewusste Frauen stehst, turnt dich MakeUp ähnlich ab, wie in einem weit zurückliegenden Post niedliche Kleidung die Frauen, die stark und tough wirken wollen.

Nochmal zur Erklärung für die, die hier ja offenbar gern noch weiter ihre Anti-Fetische posten wollen. Die ersten drei Punkte von @*********ty83 können als Anti-Fetische gelten, die letzten drei Punkte aber nicht. Es macht keinen Sinn, etwas als Anti-Fetisch zu bezeichnen, wenn das fast alle eklig finden. Genauso wenig, wie es Sinn macht, etwas Fetisch zu nennen, wenn es fast alle erotisch finden.

Ich würde einen Mann, der "schöne Brüste" toll findet, nicht als Fetischisten bezeichnen. Er wäre es höchstens, wenn völlig auf Brüste fixiert ist, und diese viel wichtiger findet als alles andere. Genauso ist es ja üblich, dass man "schlechte Zähne und Mundgeruch" abstoßend findet. Das ganze wäre höchstens ein Antifetisch, wenn man ansonsten total passende Partner ablehnen würde, wenn sie kleine Makel am Gebiss hätten.

Und vielen Dank @****i8 und @**********rWolf für die interessanten passenden Beispiele! Gerade das ausführliche Beispiel von @****i8 unterstreicht sehr schön meine oben angebracht Ausgleichsthese - also sozusagen schon lehrbuchhaft, ich bin beeindruckt!
Und die Anti-Fetische von @****ni und @**********rWolf sind deshalb interessant, weil sexy Unterwäsche und Piercings ja von vielen hier als besonders erotisch wahrgenommen werden.

Oh, das ist interessant @**********rWolf,
gilt das für alle Arten von Frauenkleidung, die "vor deiner Geburt modern war"? Auch, wenn sie neu wieder in Mode kommt oder in einem Szenebezug neu modisch ist?

Beispiele:
Schlaghosen waren in den 70ern in (also vor deiner Geburt), hatten aber in den späten 90ern eine Renaissance. Und wenn sie in den 2020ern wieder groß in Mode kommen, wie empfindest du ihnen gegenüber?
In der Fetisch- und Gothic-Szene sind immer wieder ganz altmodische Stile in, die aber dann in Latex bzw. im Gothicstyle neu aufgelegt werden, also Mittelalter, die victorianische Zeit, die goldenen 20er etc.. Wie fühlst du gegenüber solchen Szenemoden?