**********del79:
Mein Partner hat wenig Lust u was noch schlimmer ist ich kann mit ihm nicht darüber reden weil er genervt ist, wenn ich zum xxx-ten mal mit dem Thema davon beginne. Er hört mir zu sagt aber fast kein einziges Wort.
Je nachdem würde ich ab einem gewissen Punkt einen neutralen Vermittler empfehlen. Wenn reden mit dem eigenen Partner nicht mehr möglich ist und jedweder Versuch zur Kommunikation scheitert, kann eine Paartherapie helfen.
Ich war mit meinem Freund schon einmal bei einer Familienberatung, die uns vor etwa eineinhalb Jahren wirklich sehr weitergeholfen hat. Jetzt sind wir wieder an einem Punkt, wo wir uns festgefahren haben und wo wir entschieden haben, zu einer Paar- und Sexualtherapie zu gehen.
**********del79:
Er meint ich müsste es aushalten können
Ganz allgemein? Nein. Du stehst nicht in der Pflicht, irgendetwas auszuhalten, was dich unglücklich macht.
Wenn das seine Bedingungen sind, mit dir eine Beziehung zu führen, kannst du dich diesen Bedingungen anpassen - jeder hat ja das Recht auf eigene Bedingungen. Aber müssen tust du gar nichts.
Da stellen sich nur folgende Fragen: Willst du deinem Partner zuliebe zurückstecken, sodass er glücklich ist, aber du nicht? Oder willst du das nicht tun, weil auch du ein Recht darauf hast, glücklich zu sein, aber dafür die Beziehung beenden?
Ich finde nicht, dass einem eine Beziehung immer wichtiger sein muss als sexuelle Erfüllung. Das entscheiden Menschen individuell.
Ich kann nur für mich sprechen: Ich tue sehr, sehr viel, damit wir in unserer Beziehung langfristig beide bekommen, was wir wollen. Kompromisse kann ich eingehen und warten kann ich auch recht lange. Dauerhaft unglücklich sein will ich aber nicht und wenn mein Partner von mir verlangt, dass ich unglücklich bin, damit er glücklich sein kann, dann passen wir vielleicht einfach nicht (mehr) zusammen. Da ist es doch besser, man trennt sich, sodass beide die Chance haben, zu ihren eigenen Bedingungen glücklich zu werden. So eine Trennung muss ja keine Schlammschlacht werden.
**********del79:
es wäre doch alles ok so
Für ihn vielleicht. Wenn es jemandem in einer Beziehung aber nur darum geht, selbst glücklich zu sein und das
auf Kosten des Glücks des Partners, ist das keine partnerschaftliche Beziehung. So hart es klingt, aber für mich ist jemand, der sich auf Kosten eines anderen Menschen bereichert, ein Parasit. Kein Partner, mit dem ich eine gleichberechtigte Beziehung auf Augenhöhe führen möchte.
**********del79:
und einer offenen Beziehung stimmt er nicht zu das würde er nicht aushalten können.
Das ist aber ein ziemliches Dilemma. Du sollst dich seinem Sexualverhalten anpassen und es aushalten, aber wenn es um dein Glück und deine Erfüllung geht, schiebt er dem einen Riegel vor.
Eigentlich ist DAS eine viel zerstörerische Art von Egoismus, als jener Egoismus, der darauf abzielt, im besten eigenen Interesse zu handeln (zum Beispiel langfristig sexuelle Erfüllung zu finden), ohne dabei anderen zu schaden oder ihnen etwas vorzuenthalten.
**********del79:
Wieviel egoismus ist noch gesund? Man kann ja nie alles haben...vlt ist es ok wenn man ein wenig leiden muss...
Egoismus ist meines Erachtens nichts Schlechtes. Egoismus wird häufig negativ assoziiert, als Eigeninteresse auf Kosten anderer. Aber Egoismus ist zunächst einmal nur das Bestreben, das eigene Wohlbefinden und die eigenen Interessen in den Mittelpunkt zu stellen. Das heißt nicht, dass man dabei keine Rücksicht auf andere nimmt, oder ihnen sogar bewusst schadet, oder sie als Kollateralschäden hinnimmt.
Egoismus ist für mich in erster Linie Ausdruck von Selbstrespekt und Selbstliebe. Du hast es verdient, glücklich zu sein und es ist nicht zwangsläufig nobel, etwas zu tun, was einen langfristig unglücklich macht, nur weil es jemand anderen glücklich macht. Wer will, dass du für sein Glück leidest, hat dieses Glück, welches du ihm durch dein Opfer gibst, gar nicht verdient.
Rationaler Egoismus bedeutet gleichzeitig aber nicht, einfach zu tun, wonach einem gerade ist, oder alles zu tun, was man will. Im Gegenteil, es bedeutet, dass man nachdenkt, welche Entscheidungen langfristig (!) im eigenen, besten Interesse sind.
Das kann zum Beispiel bedeuten, dass die Trennung von einem Langzeitpartner, nur um kurzfristig Fantasien auszuleben, auf Dauer nicht im eigenen besten Interesse ist, weil man vielleicht nach einer Weile feststellt, dass die ausgelebten Fantasien an Reiz verlieren und sie den Verlust des Lebenspartners nicht aufwiegen.
Das kann aber auch bedeuten, dass der dauerhafte Verzicht auf das eigene Glück und die eigenen Interessen zugunsten der Beziehung einem selbst langfristig psychisch schadet und einen ins Unglück stürzt, sodass man zwar eine Beziehung führt, aber keine, die einen glücklich macht. Und das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Denn wenn man selbst unglücklich ist, kann man auf Dauer auch nicht besonders viel Glück zu einer Beziehung beitragen.
Ich denke, wenn man die bestmögliche Version seiner selbst ist (und das bedeutet auch, glücklich und zufrieden zu sein), kann man diese Version auch für die Menschen seiner Wahl bereitstellen und ihnen überhaupt erst Glück schenken. Und am Ende solltest du selbst, meiner Meinung nach, der wichtigste Mensch in deinem Leben sein. Du kannst nämlich nicht für andere da sein, wenn du selbst quasi ein Häufchen Elend bist. Du musst dich um dich selbst kümmern, um dich um die kümmern zu können, die dir wichtig sind.
Von daher kann ich am Ende nicht mehr raten als:
Denke darüber nach, was du langfristig willst. Nein, es ist keine Schande, eine Beziehung zu beenden, die einen unglücklich macht, wenn beide danach die Chance erhalten, einen Partner zu finden oder einen Lebensweg zu wählen, der beide glücklich macht und nicht nur einen.
Gib die Dinge, für die du hart gearbeitet hast, und die Menschen, die dir etwas bedeuten, nicht einfach für Impulse und kurzfristiges Glück auf, sondern mach dir wirklich Gedanken, ob du langfristig glücklich in deiner Beziehung sein kannst, wenn sie bleibt, wie sie ist.
Wenn Kommunikation zwischen zwei Partnern nicht mehr möglich ist, kann eine Paartherapie als letzte Möglichkeit helfen. Hier hängt aber auch viel davon ab, wie viel beide Parteien bereit sind, zur Lösung des Problems beizutragen. Wenn dein Unglück von deinem Partner nicht ernstgenommen wird und er nicht bereit ist, seinen Teil zu einer funktionierenden Partnerschaft mit dir beizutragen, hat die ganze Mühe keinen Sinn.