Hier geht's auch nicht um poly oder mono, hier geht's um überhaupt und zurückdrehen der Uhr um 50 Jahre:
Ich mag so einiges an der Herangehensweise nicht. Begrifflichkeiten wie "sexbesessen" und "konservativ" werden benutzt, sagen aber offenbar etwas anderes aus, als was ich darunter in Abgrenzung zu anderen Begriffen verstehe und auch die weiteren Erläuterungen geben kein genaueres Bild.
Ich vermute mal: Mit "konservativ" ist gemeint, dass Sex und alles was damit zu tun hat ein Tabu-Thema ist. Du, TE, sagst, dass beide am Anfang der Beziehung "konservativ" waren - ich übersetze: Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche nicht ausdrücken konnten und vielleicht nicht einmal zulassen konnten, welche zu haben.
Daran hat sich bei dem Mann immerhin geändert, dass er Wünsche entwickelt hat. Leider ist die Entwicklung noch nicht soweit voran geschritten, dass er sie auch ausdrücken kann. So wird aus der Wahrnehmung verschiedener Sexpraktiken und dem Wunsch, mal was auszuprobieren gleich "sexbesessen". Das wird auch nicht weiter erklärt. Damit ist wohl alles gefasst, was hinter dem Tabu-Bruch auftaucht und auftauchen könnte.
Aber noch ist das Tabu überhaupt nicht überwunden. Daher begegnet uns ein fiktiver Mann aus einem fiktiven Pärchen und der reale Mensche kann sich nicht einmal in unserem anonymen, gesicherten und virtuellen Raum zu den eigenen Wünschen bekennen.
Mann, Du bist noch keinen Schritt weiter als Deinen Frau. Du hast grade erst einen Fuß gehoben, und weißt noch nicht, wo Du ihn wieder hinstellen kannst, ohne im Morast der Unmoral zu versinken. Mach Dir doch nicht vor, dass Du Dich von Deiner Frau schon entfernt hättest und dass es da irgendein Problem zwischen euch gäbe. Du hast mal grade die Augen auf gemacht und bemerkt, dass es da noch was geben könnte im Garten der verbotenen Früchte. Seit 2012 schaust Du immer mal heimlich durch ein Loch im Zaun. Was kann man da schon erkennen? Da siehst Du weder Deinen Frau noch Dich selbst.
Die erste Aufgabe ist also: Erkenne Deinen Fesseln und sieh Dich selbst gefesselt. Finde Worte. Es geht beim Sex z.B. nicht um "Wohlbefinden" wie nach einem guten Mal. Es geht um Geilheit, Lust, Begierde, die Du Dir selbst zugestehen musst. Du bist weit davon entfernt, sie von jemand anderem erwarten zu dürfen, solange Du sie nicht einmal benennen kannst.
Und sei froh, dass Du eine Partnerin auf ähnlichem Erkenntnis-Niveau hast. Es mach ja wenig Sinn, alleine auf Wortsuche zu gehen.
Und vergiss das Loch im Zaun, Du bist hier falsch!