@ Intuition
Liebe Lizzy!
Keiner kann ausschließen, dass er nicht alles erkennt, was in ihm geschieht. Und so mag es zutreffen, was Du vermutest. Eine innere Blockade, die mir selbst nicht bewusst ist, kann ich auch nicht erkennen. Zu der müsste ich entweder erstmal selbst durchdringen - oder ich müsste durch einen Therapeuten zu ihr geführt werden. (Dafür wäre unter Umständen, hätte ich eine BDSM-Neigung, auch eine entsprechende Session hilfreich, vermute ich mal.)
Doch soweit ich das jetzt und hier jedoch bewusst erkennen kann, liebe Lizzy, sehe ich das anders.
Ich halte BDSM schon mal weder für "böse" noch für "krank". Das hab ich doch schon oft genug betont, und ich meine das ernst. Es ist eben einer der vielen Wege, so war meine bisherige Vermutung, sich selbst wieder als ganz zu erleben, sich vielleicht sogar ein Stück weit zu heilen. Da scheint etwas dran zu sein, es ist nur, wie ich hier nach und nach (und sicher für manche etwas zu langsam bzw. schwerfällig) lerne, nur die halbe Wahrheit.
Und ich habe, trotz der geschilderten Geschichte, keinerlei Probleme damit, dass jemand BDSM mag (auch wenn ich daran nicht alles verstehe und womöglich niemals verstehen werde). Es ist einfach nur ein anderer Weg als meiner. Doch darf man denn nicht versuchen, einem zunächst fremd erscheinenden "Phänomen" auf die Spur zu kommen, es zu begreifen?
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Weißt Du, liebe Lizzy, ich bin seit über 30 Jahren mit einem wundervollen Menschen befreundet, den ich überaus schätze, ja bewundere und verehre. Diesen Menschen kennst Du hier aus dem JC sehr wahrscheinlich auch. Es ist eine großartige Frau, eine leidenschaftliche Sub! Ich kapiere da vieles nicht, und leider kann sie mir vieles auch nicht wirklich begreifbar erklären. Aber ich mag sie, ich achte und respektiere sie in höchstem Maße.
Würde ich das tun, liebe Lizzy, wenn ich sie für "krank" hielte, für abgedreht oder gar böse? Bestimmt nicht, das darfst Du mir glauben. Ich bin doch kein Idiot! (Allenfalls hartnäckig, beharrlich und manchmal schwer von Begriff ...)
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Ich glaube wirklich (sicher bin ich natürlich nicht, deshalb schreibe ich auch: glaube), das eine oder andere vom Wesenskern des BDSM so langsam begreifen zu können. (Hin und wieder täte da auch mal etwas Ermutigung gut ...)
Nach seinen Erklärungen konnte ich verstehen, dass da irgendwo in dem Rückspielen der kindlichen Erfahrungen und Emotionen für ihn das essentielle lag
Genau so etwas, liebe Lizzy, könnte ich sehr wohl begreifen und nachvollziehen. Er hat etwas aus seiner Kindheit immer wieder nachgespielt, um es zu integrieren, ganz zu werden. Das war bisher stets meine Vermutung in Bezug auf BDSM - und dafür suche ich entweder nach Bestätigung oder nach Widerlegung.
Und nun lerne und erfahre ich, dass es das bei manchen sicher auch ist, aber eben nicht nur, dass BDSM zu vielfältig ist, um es mit solchen "Schablonen" erfassen zu können. Also muss ich tiefer tauchen. Und das versuche ich.
Ich würde mich freuen, mich selbst ein wenig begreiflicher in meinem Bemühen machen zu können. Doch irgendwie gelingt es nicht. Das mag an mir selbst liegen (das Thema ist ja emotional durchaus besetzt für mich, weshalb ich manches vielleicht nicht so klar sehen und erkennen kann, wie es wünschenswert wäre), das könnte aber auch daran liegen, dass mir - unbewusst? - unlautere Absichten unterstellt werden und ich nur als "Nervensäge" erlebt werde.
Ein wenig mehr Wohlwollen und weniger Mißtrauen einem gegenüber, der sich nicht mit Halbheiten oder oberflächlichem Verurteilen begnügen will, sondern einer Sache mal auf den Grund gehen will, könnte da hilfreich sein.
Klar, keiner ist dazu verpflichtet. Doch dann muss man hier nicht mitlesen und vor allem nicht schreiben. Oder sehe ich das falsch?
Ich danke Dir für Deine Aufmerksamkeit und Deine Mühe!
(Der Antaghar)