Bemerkenswert, ...
… wie negativ hier im Forum der Begriff "Egoismus" besetzt ist; Gleichbedeutend mit rücksichtslos, Egozentrik, Egomane, verantwortungslos und unverbindlich. Interessant auch, dass meist diejenigen nichts mit dem Wort Egoismus anfangen können, die in einer mehr oder weniger langjährigen, angeblich glücklichen Beziehung leben.
Freiheit hat für mich nichts damit zu tun, immer und jederzeit gerade das zu tun, was ich im Moment will. Das machen Kinder gewöhnlich so, die deswegen unter Vormundschaft stehen und alles andere als frei sind. Freiheit heißt für mich, dass ich alles tun (aber auch lassen) könnte, WEIL ich es will. Nicht ob ich es tue sondern ob ich es will oder nicht, das bestimmt mein Verantwortungsgefühl, das Bewusstsein um die Konsequenzen, Vernunft, mein Charakter und all das, was mich im besten Fall zu einer erwachsenen Person macht, mit eigenem, freiem Willen und eigener Entscheidungsgewalt.
Insofern müssen sich Freiheitsliebe und Beziehung nicht zwangsläufig ausschließen, obgleich ich als Single (ich habe aber auch schon in langjährigen Partnerschaften gelebt) natürlich den Luxus genieße, weniger Kompromisse eingehen zu müssen und Verantwortung fast nur für mich zu übernehmen. In einer wirklich "erwachsenen Beziehung", in der der Partner nicht Kompensation ist für eigene Unzulänglichkeiten, Minderwertigkeit, Schuldgefühle, Ängste und Selbsthass, kann die Zweisamkeit sehr wohl frei, eigenverantwortlich und selbstbestimmend sein, ohne dass es ununterbrochen Verletzungen gibt und jeder sein Ego auf dem Rücken des anderen auslebt. Das geschieht dann, wenn eine Partnerschaft sein kann aber nicht sein muss und wenn jeder sich selbst seinen (gesunden) Egoismus eingesteht und dem anderen folglich auch zugesteht.
Freiheit in der Beziehung heißt somit auch die Freiheit zu haben, den Partner/die Partnerin von vorne bis hinten und nach Strich und Faden zu bescheißen - und sich als vernunftbegabter Mensch darüber im Klaren zu sein, dass er damit Leid und Konflikte heraufbeschwört und die Beziehung aufs Spiel setzt. Unfrei wird's erst, wenn er/sie im Nachhinein als Verlassene(r) ins Mimimi verfällt und die Opferkarte spielt. Da sind wir wieder beim unfreien Kind. Wenn mir die Beziehung also wichtiger ist als das Rumvögeln, dann lass ich es, oder kläre das mit ihr oder gehe zum Therapeuten oder nehme Drogen oder... - wenn nicht, dann sollte ich mir mal Gedanken machen, warum ich noch mit ihr zusammen bin.
Ich weiß nicht, ob ich mich klar ausgedrückt habe. Unfrei sind die meisten Menschen für mich deswegen, weil sie unbedingt das tun, was sie tun wollen und sich hinterher beklagen und bedauern, wenn ihnen die Konsequenz ihres Tuns nicht passt oder gefällt. Ein freier Mensch weiß, was er will und entscheidet dann, ob er's tut und warum.
Daher bin ich im Moment mit meinem Singledasein ganz zufrieden, da mir bewusst ist, dass die Art, wie ich derzeit mein Leben führen möchte, in einer "nicht-erwachsenen Beziehung" (wie ich sie leider bislang kennenlernen durfte) eher zu Leid und Konflikten führen wird - und das möchte ich gerne vermeiden, sowohl für mich wie auch für meine potentielle Partnerin. Und diese Entscheidungs-Freiheit nehme ich mir tatsächlich.