Da
dieser Thread erstaunlicherweise noch nicht im Bashing-Modus ist, fühle ich mich bestärkt, auf diese beiden Fragen zu antworten.
*********_love:
• Wer kann und möchte seine positive Trennungserfahrung teilen?
• Was denkt Ihr braucht es für eine gute Trennung?
Ich habe zwei Trennungen von langjährigen Lebensgefährtinnen erlebt (die kleinen, kurzen Episoden lasse ich mal weg).
Beim ersten Mal ging sie. Sie wusste - genau wie ich - dass wir am Ende angelangt waren. Im Gegensatz zu mir hatte sie die Gelegenheit und ergriff sie, unmittelbar, als sie sich bot. Genau: Da war ein anderer Mann, ein neuer Hafen. Von heute auf morgen, unvorbereitet, ein harter, schmerzhafter Schlag für mich im ersten Moment.
Es war schlicht der falsche Zeitpunkt: Ich war unvorbereitet und schlagartig einsam. Dennoch lernte ich sehr viel daraus. Ich habe es geschafft, all meinen Zorn, meine Wut, meine Trauer und auch meine Angst (vor dem zukünftigen Alleinsein) zu beherrschen. Habe den englischen Ausdruck "she set me free" wie ein Mantra vor mich hingebetet, bis ich genau das leben konnte. Und ich habe es mir gemerkt: Meine Freiheit, die ich zurückerlangt hatte, war erst schätzenswert geworden, als ich diese bewusst zu leben begann. Ab da war ich ihr auch im tiefsten Inneren dankbar und konnte sie ehrlich wertschätzen.
Beim zweiten Mal hing sehr viel mehr dran, unter anderem zwei wundervolle Kinder. Doch da war ich "der Erste". Wir ahnten es beide, ich wusste es viel früher als sie. Aber ich erinnerte mich: Wenn es einen der Beiden zum falschen Zeitpunkt erwischt, tut es sehr weh und kann einen sogar zerstören.
Also hielt ich aus. Zwei, drei Jahre. Ich wusste, eines Tages würde sie jemanden finden, bei dem sie einen sicheren Hafen hätte und der sie trotz allen Trennungsschmerzes auffangen würde. Nach dreieinhalb Jahren war es so weit: Die Zeit war reif. Wir trennten uns erwachsen und im besten Einvernehmen, blieben Freunde und Eltern unserer Kinder, regelten alles sehr kooperativ. Die Scheidungsrichterin sagte damals, sie hätte selten so einmütige Paare kennengelernt, bei der Scheidungsverhandlung musste ich nicht einmal anwesend sein.
Es gab keinen Rosenkrieg, kein gegenseitiges Schlechtgemache, kein Übereinanderherziehen. Ihr neuer Partner und meine neue Partnerin, sie und ich und unsere beiden Kinder frühstückten in aller Harmonie miteinander, viele Male. Die Kinder sagten: "Ich habe nicht eine Mama oder einen Papa verloren, sondern eine neue Mama und einen neuen Papa dazugewonnen".
Wenn sich eine Beziehung trennt, ahnen das Beide. Aber nicht zur selben Zeit, nicht in der selben Konsequenz.
Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an. Der, der schneller ist, sollte auf den anderen warten. Das ist der ganze Trick. Die richtige Mischung aus Egoismus und Opfermut. Sich nicht endlos opfern, aber auch nicht endlos dulden, verharren. Dann freuen sich beide, dass sie wieder frei sind. Wenn diese Freiheit mehr bedeutet als Angst vor der Zukunft. Wenn da auch Hoffnung ist.
Inzwischen lebe ich in meiner dritten Lebensbeziehung. Sie ist die längste und intensivste an Jahren und an Lebensqualität. Sicher gibt es auch in dieser Beziehung Irritationen, nicht alles ist immer nur eitel Sonnenschein. Doch aus den bisherigen Erfahrungen gilt mein höchstes Interesse dem Erhalt dieser Liebe. Obwohl ich weiß, wie man sich wertschätzend trennen kann.