• Finde ich es schlecht oder schlimm, wenn ein Dom früher in der Sub-Rolle gespielt hat?
Nein. Ich finde es einen angenehmen Gegensatz zu der wiederkehrenden Behauptung, ein richtiger Dom müsse "naturdominant" sein und dürfe nie auch nur mit der anderen Seite geliebäugelt haben. Es gibt Spätberufene, es gibt Entwicklungen, es gibt unterschiedliche Partner und es gibt authentische Switcher. Nicht immer beginnt man auf der Seite, auf der man sich schlussendlich dauerhaft wohler fühlt. Gerade bei Femdoms ist eine Sub-Vergangenheit übrigens eher die Regel als die Ausnahme.
• Ist ein Dom mit Sub-Vergangenheit dann ein
besserer Dom?
Das möchte ich bezweifeln. Zwar finde ich die Offenheit für neue Erfahrungen, die ein solcher Rollenwechsel erfordert, durchaus erstrebenswert. Ich bin aber nicht davon überzeugt, dass es nötig ist, sich selbst in die andere Rolle zu begeben, um diese nachfühlen zu können. Im Gegenteil: Wenn ein nicht-masochistischer Mensch sich auf eine Art quälen lässt, die ein Masochist genießt, dann wird er diesen Genuss nicht im Entferntesten nacherleben können – und das wiederum könnte irreleitend wirken, wenn er in der Folge beurteilen soll, was noch lustvoll ist und was nicht.
Zwar halte ich Empathie und damit verbunden die Möglichkeit eines Perspektivwechsels für wichtige Eigenschaften eines/r Dom, aber dieser Perspektivwechsel muss nicht zwangläufig mit dem realen Einnehmen der anderen Rolle verbunden sein. Zumindest bei meinem Gefährten und mir spielt er eine wichtige Rolle, ohne dass einer von uns je ernsthafte Ambitionen entwickeln würde, die Seite zu wechseln. Denn mehr als das Selber-Erleben kickt uns die Vorstellung, wie es der andere erlebt. Ein reales Nachfühlen wäre da gar nicht möglich, weil es jeder eben anders erleben würde.