DerMitDemSeil
Was war denn da die Vertrauensgrundlage der Beziehung?
Dass er sich darauf verlassen kann, dass sie Alles in Frage stellt, wenn es nicht so läuft, wie sie das erwartet hat?
Da muss man sich dann nicht wundern, dass das keine Grundlage für eine offene Kommunikation ist.
"Ach Schatz, übrigens, ich hab gestern deine Lieblingstante Gerda gekocht und verspeist. Hey, was jammerst du denn jetzt so? Das zeigt ja eindeutig, dass unsere Beziehung keine Vertrauensgrundlage hat, wenn du sauer bist, nur weil es mal nicht so läuft, wie du es erwartet hast! Genau wie Tante Gerda! Mensch, hat die gejault, und das nur, weil es eeeeeinmal nicht nach ihrer Nase ging, tz!"
...joa, mit der Einstellung kann man so ziemlich jedes Fehlverhalten entschuldigen, die Gefühle des Gegenübers in den Dreck treten und ihm schön die Verantwortung für das eigene Handeln zuschieben.
Ist meistens aber nur dann angenehm, wenn man selbst nicht der arme Dumme ist, der betrogen wurde, und dem dann noch reingedrückt wird, dass eigentlich ganz alleine er selbst schuld hat und mal bitte vom hohen Ross runter kommen soll, nur weil es nicht so wie erwartet läuft.
Ich gebe dir Recht, dass dieses Thema (wie meistens) einseitig ist. Wir bekommen ja fast immer nur eine Seite zu lesen. Und meistens ist es tatsächlich so, dass man sich (ungwollt) besser oder zumindest mehr als Opfer (denn als Täter) darstellt.
Von daher bewertet ja jeder nur das, was er hier zu lesen bekommt.
Entsprechend kann es natürlich sein, dass die TE ihrem Freund nicht wirklich so offen begegnet, wie es hier scheint.
Aber selbst dann ist er für sein Handeln verantwortlich. Nicht nur für den Betrug, sondern auch dafür, dass er es (zumindest nach ihrer Schilderung) immer noch abstreitet und nicht einmal den Versuch unternimmt, sich ihr zu öffnen.
Was soll sie denn dann tun?
Die TE hat hier geschrieben, dass sie mit der Neigung kein Problem hat und selbst bi ist - ist ja eigentlich ne gute Grundvoraussetzung. Allerdings hat sie auch geschrieben, dass er von ihrer Bi-Neigung nicht gerade begeistert ist (und von seiner ja anscheinend auch nicht). Da wird's dann schwierig.
Und ja, wenn diese Beziehung weitergehen soll, dann müssen beide was dafür tun - auch er. Das immer mit "bestimmt bist DU schuld, denn DU suggerierst ihm nicht genug, dass du offen bist" abzutun, ist meistens doch ein wenig zu kurz gedacht.