Über die Beugung von Zeit (Toxisches Papier Nr. 51)
Zeit, so sagt man, möge man sich einteilen. Man soll sie nutzen, kann sie verschenken und muss sie auch gelegentlich opfern.
Und doch bleibt´s mit der Zeit wie mit einem fliehenden Pferd.
So fest man auch den Zaum hält, so entrinnt jede Einheit wie tropfendes Wachs.
Widerspruch der Linearität des Endzeitlichen
und des sedimentierenden Kreislaufs der Jahresringe.
Bliebe die Stauchung des Augenblicks in den Momenten der Verfügbarkeit.
Sehenden Auges Zeit gefügig machen.
Ein Unterfangen wie die Streckung des Lichts.
Der Sinn als Prisma, um in der Lichtbrechung
die Farben des Erlebens als gewinnendes Fluidum
im Maß des Formens zu begreifen.
Zeit greifen und beugen.
Gestalten in Gestalt und doch ohne schwere Kontur
Flussmittel zwischen der Kluft von verkörperter Unterwerfung
und den Lagunen der freien Wünsche.
Gleitend in die Häfen die da so friedlich
und doch so sturmumtost.
Ungleiche Farben
und doch das ganze Spektrum
wie eine Perlenschnur
über den geöffneten Gräben des Fassbaren.
Das Wunder des Entdeckens
Privileg und Verhängnis zugleich.
© Anchises65