@Kelene
Bei Deinen Schilderungen erkenne ich eine physisch und emotional höchst engagierte Mutter, Mitarbeiterin, Ehefrau und Freundin - und zwar in dieser Reihenfolge.Und - so dumm das jetzt klingen mag - Deine Probleme halte ich für nicht so groß, wie sie Dir erscheinen. Nicht, dass Du jetzt falsch verstehst: Vor Dir siehst Du einen unüberwindlichen Berg von täglichen Aufgaben. Diese Aufgaben sind real und die will ich nicht kleinreden - im Gegenteil. Was Du da momentan leistest, ist schon fast ein Wunder.
Wenn man Deine Situation ein bisschen analysieren möchte, muss man zuerst einmal überlegen, wie Du da hineingeraten bist.
Die Antwort lautet vermutlich so: Du bist ein überaus hilfsbereiter und liebevoller Mensch. Ich denke, dass Du in Deinem Umfeld den Ruf einer lieben Seele hast. Du kannst alles und Du machst auch alles, wenn man Dich nur intensiv genug darum bittet. Du weißt immer, was Deine Kinder, Deine Chefin und Deine Männer für Bedürfnisse haben.
Nur eine Sache hast Du verlernt: Den Sinn Deines eigenen Lebens zu erspüren und Dich darauf einzulassen.
Die missliche Lage mit Deinen Kindern kann ich sehr gut nachvollziehen. Ganz sicher bist Du absolut konsequent im Umgang mit ihnen. Nach meiner Einschätzung sorgst Du auch für einen geregelten Tagesablauf Deiner Kinder und zeigst ihnen regelmäßig Deine Zuneigung.
Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass Du permanent ein schlechtes Gewissen hast, weil Du so wenig Zeit für die Kiddis aufbringen kannst. Nicht wahr?
Deine Tochter ist ein pfiffiges Mädchen, die diesen wunden Punkt ihrer Mutter zielsicher entdeckt hat und ihn erbarmungslos als Druckmittel einsetzt. Sie weiß zwar, dass Du nicht nachgeben wirst, sie weiß aber auch, dass sie Dir mit ihrem Geschrei so richtig ans Nervenkostüm kann und bei Dir angstvolle Überlegungen auslöst, ob Du alles richtig machen würdest.
Bei Deiner Chefin ist es ähnlich. Du lässt Dich zum Dienst einteilen, wie sie es braucht. Sie hat längst gemerkt, dass Du nicht nein sagen kannst und nutzt das gnadenlos aus.
Und jetzt kommen auch noch Deine Männer ins Spiel. Du monierst, dass Du punkto Sex viel zu kurz kommen würdest. Auch das glaube ich Dir sofort. Grundlage für Sex in der Beziehung ist mentale Zweisamkeit. Diese Art der Zweisamkeit findet nur statt, wenn beide Partner mit sich selbst im Reinen sind und ihr Leben lieben. Du liebst Dein Leben derzeit gar nicht. Und deswegen hast Du wenig bis keine erotische Anziehungskraft auf Deine Partner.
Was soll ich denn dagegen tun? Fragst Du nun.
Die Antwort ist gleichermaßen banal wie schwer umsetzbar:
Besinne Dich bei allem was Du tust und bei allem was von Dir verlangt wird, ob es Deine Wünsche fördert oder nicht.
40 Stunden arbeiten bei einem 20 Stunden Vertrag? Nein! Lass es! Deine Chefin kann Dir nichts tun, wenn Du weitestgehend auf die Einhaltung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit bestehst. Jedes Arbeitsgericht würde Deinen Dienstgeber durch Sonn und Mond schießen, wenn man dahinter käme, dass Du doppelt so viel arbeitest als vereinbart ist.
Auch bei den Kindern gilt: Weniger ist mehr.
Du bist eine engagierte und liebevolle Mutter, die ihre Kinder nach bestem Wissen und Gewissen erziehen und fördern möchte. Nimm ein wenig das Gas weg und lasse zu, dass die lieben Kleinen sich mal die Birne anrennen. Besonders bei Deiner Tochter.
Und wenn Dir das alles gelingt und Du richtig zufrieden in den Spiegel schauen kannst, wird es Dein Mann im Bett sofort spüren und sich Dir zuwenden, ohne dass Du einen Finger krumm machen musst.
Alles Gute vom
Streuner
(Ehemann und Papi von 2 Kindern)