„Das verflixte siebente Jahr“ ist für mich lediglich eine Metapher dafür, dass in einer Beziehung (individuell) unterschiedliche Phasen durchlebt werden, oder einfach formuliert: Das es in einer Partnerschaft immer „gute und schlechte Tage“ geben wird. Fakt ist hingegen, dass etwa die Hälfte aller Ehen (oder eheähnlichen Beziehungen) nicht erst durch den „Tod geschieden“ werden. Die meisten Partnerschaften dürften jedoch scheitern, bevor man überhaupt von einer „dauerhaften Beziehung“ sprechen kann, also viel früher als im „verflixten siebenten Jahr“. Die Gründe hierfür sind sicherlich vielfältig, die sogenannte „Hormon- (Hypo-)These“ finde ich aber besonders interessant :
Der Anthropologin Helen Fisher zufolge gibt es drei grundlegende Antriebe des sexuellen Verlangens: Wollust, Romantische Liebe und Bindung. Bei jedem dieser Antriebe spielen im Gehirn andere chemische Stoffe eine Rolle. Für Wollust sind Testosteron und Östrogen entscheidend. Für romantische Liebe ist die Wirkung von Dopamin, Noradrenalin und Serotonin wichtig. Charakteristisch für eine Bindungsbeziehung sind Oxytocin und Vasopressin. Die Interaktion von Dopamin, Noradrenalin und Testosteron kann bewirken, das romantische Liebe Wollust aktiviert und umgekehrt. Allerdings kann Testosteron eine Bindung zerstören. Und die chemischen Prozesse, die einer Bindungsbeziehung zugrunde liegen, können sexuelle Wollust und romantische Liebe unterdrücken. Dies sei, so Fisher, einer der Gründe dafür, dass Wollust und romantische Liebe jeweils nur von kurzer Dauer (zwischen 1 und 2,5 Jahren) sind. Das bedeutet aber, dass die Hormon-(Hypo)-These für Krisen, die im vierten, fünften, siebten oder zehnten Beziehungsjahr auftreten – „also für das verflixte 7. Jahr“ - schlechterdings als Begründung dienen kann.
Unabhängig von Hormonen (auch hier sind sich Sexualtherapeuten nahezu einig ) ist es offenbar völlig normal, dass das sexuelle Verlangen in einer Beziehung (weiter) nachlässt. Der Münchner Paartherapeut Tobias Ruland spricht davon, dass in über 90% (!!!) aller dauerhaften Beziehungen, das Sexleben einschlafe. Nur einem geringen Prozentsatz aller Paare gelänge es, das zu verhindern. Und da die häufigste Ursache für das Scheitern von dauerhaften Beziehungen (für das „verflixte 7. Jahr“) sexuelle Unzufriedenheit ist, ziehe ich den simplen Schluss, dass eine Vielzahl von Beziehung „gerettet“ werden könnte, sofern es gelänge, die sexuelle Spannung auf Dauer aufrechtzuerhalten.
Nun ist es in den allermeisten Beziehungen nun mal so, dass das Verlangen nicht bei beiden Partnern gleichmäßig, sondern (mitunter stark) unterschiedlich nachlässt. Und nun kommen wir an einem Punkt, an dem es kaum noch möglich ist, sachlich und rational zu diskutieren: Unabhängig von jeglicher „Schuld“ kann nämlich die Frage, warum das sexuelle Verlangen nachgelassen hat (oder gänzlich eingeschlafen ist) ja nur vom verlangensschwächeren Partner beantwortet werden – d.h. heißt nicht, dass bei ihm auch die Ursache liegt!!! Der Verlangensschwächere wird aber sehr häufig dieser Diskussion ausweichen, weil er sich alleine schon durch das Thematisieren dieses Verlangensproblems angegriffen und in gewisser Weise unzulänglich betrachtet fühlt.
Da gerade hier im JC, es meist Männer sind, die über „lustlose“ Partnerinnen „jammern“ und dafür i.d.R. auch entsprechend kritisch gewürdigt werden, gehe ich davon aus, dass es sehr häufig Frauen sind, die sich in einer Beziehung früher sexuell gelangweilt fühlen. Das ist kein Vorwurf und auch keine versteckte Kritik, sondern lediglich eine nüchterne, wenn auch subjektive Beobachtung.
Ist das so? Und sofern ich mit meiner Annahme nicht völlig falsch liegen sollte – Warum ist das so?