(zur Info: ich hab jetzt noch nicht alles gelesen, was in der Zwischenzeit kam)
*********feld:
Zeitrahmen
Was mich eher interessiert, ab wann ist es für euch ghosting? Also habt ihr euch da selbst einen Zeitrahmen gesetzt?
2 Mal 14 Tage.
Wenn 14 Tage lang keine Antwort kommt, schick ich noch Mal ein "Hallo?" hinterher und nach weiteren 14 Tagen hake ich die Sache ab.
Grundsätzlich teile ich meinem Gegenüber beim oder nach einem Date mit, wo er bei mir steht. Weil es mir damit besser geht. Doch ich repektiere, dass es Menschen gibt, die den Kontakt lieber auslaufen lassen. Von "Beziehung" mag ich nach zwei Dates noch nicht sprechen.
Um Ghosting kann es sich meines Erachtens dennoch handeln. Nämlich genau dann, wenn ein gemeinsames Unternehmen im Raum stand und man das diesbezügliche Anliegen klar formuliert hatte. Z.B. "Hey, Du hattest mir erzählt X interessiere Dich auch brennend. Und Du würdest liebendgerne mit mir so eine Veranstaltung besuchen. Wie versprochen hab ich recherchiert. In Y läuft sowas in drei Wochen. Kostenpunkt: ... €/ Person. Passt Dir das?", doch es kommt überhaupt keine Reaktion mehr. Sowas nenne ich auch ghosting! (Obwohl man natürlich noch nicht wirklich von Beziehung sprechen kann.)
Nicht aber, wenn man nur Smileys oder inhaltsloses Geplauder verschickte und sich das Gegenüber eine ebenso inhaltslose Reaktion gespart hat.
Der Punkt ist: Der Mensch kann eine
Sucht nach Unterbrechungen entwickeln.
Hier ein wirklich gut gemachter Vortrag (17 Min) von Anitra Eggler:
Nicht wenige Mensche versuchen irgendwie zwanghaft zu kommunizieren, obwohl sie der Person gerade überhaupt nichts zu sagen haben. Wenn man nachfragt, kommt in der Regel nichts. Zeit und Muße, sich auf die angetextete Person einzulassen, ist ebenso unwahrscheinlich. Diese Menschen erwarten zwar eine Reaktion. Doch keine Reaktion mit Inhalt. Um den persönlichen Bezug geht's da gar nicht mehr. Sie sind bloß süchtig nach Unterbrechungen.
Und ich bin bereits so manchen Kerl begegnet, der meinen Umgang mit Kommunikations-Medien VOR dem 1. Date super fand und DANACH begann, sich wie ein Drogensüchtiger aufzuführen, dem sein neuer Dealer die Droge verweigert.
Wenn ich einem Menschen etwas zu sagen habe, DANN nehme ich Kontakt auf.
Wenn nicht, lasse ich ihn in Ruhe sein Leben leben.
Dasselbe wünsche ich mir auch von meinen Mitmenschen und kommuniziere dies
frühzeitig.
(Knapp drei Jahre lang hatte ich meine Kommunikationszeiten sogar im Profiltext stehen
und beim Kennenlernen Gespräche darüber geführt.)
Ja, ich denke zwischendurch auch an Menschen, die ich kenne. Doch ich habe nicht das Bedürfnis, beim Waldspaziergang fünf Mal das Handy zu zücken um den betreffenden Menschen mitzuteilen, dass gerade an ihn gedacht wurde. Oder bei irgendeiner anderen Beschäftigung.
Ich finde es alles andere als amüsant über den Tag verteilt von Menschen nur Smileys und/ oder inhaltslose Nachrichten gesendet zu bekommen, die eigentlich nichts weiter aussagen als: "Hey, ich hab gerade an Dich gedacht." Selbst wenn sich jeder meiner Kontakte auf 1 Mal pro Tag beschränken würde, kämen da schon einige Unterbrechungen zusammen. Unterbrechungen wofür? Für die Statusmitteilung der Gehirnaktivität meines Gegenübers? - Diese nehme ich allenfalls zur Kenntnis. Doch ich reagiere nicht mehr auf diese Unterbrechungen. Damit nicht noch mehr davon kommen! Ich hab nämlich Null Bock auf diesen Teufelskreislauf.
Bei Menschen, mit denen ich das Thema Kommunikation bereits durchgesprochen habe, nenne ich mein Verhalten "konsequentes Handeln". Bei anderen, mit denen es gar nicht erst zur Intensivierung des Kontaktes kam, nenne ich es "Filter". Menschen, die nicht damit klar kommen, nennen es "ghosting".
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