Kontrollzwang
O-Ho! stimmt. Das war auch noch so eine Sache, wenn man sehr viel Zeit mit Selbstanalysen verbringt. Der Wunsch, alles erklärbar, kontrollierbar und im Griff zu haben. Das eigene Verhalten, die eigene Persönlichkeit als eine logisch erklärliche Folge definierbarer Ursachen zu betrachten. Und damit einen Kontrollverlust zu vermeiden, wenn man sich über die Stimuli im Klaren ist, die zu einem solchen führen. Hat ja auch was pathologisches, so ein Kontrollzwang...
Ein Schmarrn!
Hier haben wir also Freund @******ron, beim Lesen von dessen Seelenstrip-Beitrag ich dachte, aha...alles normal...kenn ich...jo, das kommt vor...hatte ich auch mal...ach, das wird schon!...Sexuelle Selbstversuche. Analsex mit irgendwelchem Kram. Leichte Maso-Spielchen im Selbstversuch. Frauenkleider anziehen. Sich an Konventionen anzupassen, ohne daran zu glauben. Konflikten aus dem Weg zu gehen. Hemmungen zu haben.
Erstmal, das las sich für mich zumindest völlig normal (wenn auch besser formuliert als üblich).
Frauenkleider anziehen? Ich hab auch Klamotten von Familienangehörigen gemopst. Und hatte Spass daran, heimlich das gesamte Geschmeide meiner Eltern an mir zu befestigen, Ohringe, Ketten, Ringe, Uhren, Manschettenknöpfe, Krawattennadeln...etliche Kilo Metall - und das soll unnormal sein? Schön, ich hab nicht reingewichst. Onanie war nie mein Ding.
Analspielchen. Wirklich nicht üblich? Nichtmal Einläufe mit dem Duschkopf? oha. Wo bin ich hier gelandet!
Der Gesellschaft das Recht abzuerkennen, einem Tabus und Konventionen (oh, ich tu's ich brauch das jetzt!
) aufzuoktroyieren, auch wenn man natürlich bereit ist, sich halt mal aus Höflichkeit und Kooperationswillen dran zu halten. Aber nicht aus Akzeptanz, sondern halt wirklich nur, weil man halt mal nicht so sein will. Man KÖNNTE auch anders. Und vielleicht wird man auch mal. Ist das ein ungewöhnlicher Gedanke? Glaub ich nicht.
Der Verzicht auf Alkohol? Ich hatte zum Beispiel meinen Führerschein in Amiland gemacht. Bestand aus ein paar Fahrten, von denen die Hälfte im Tiefschnee stecken blieben und etwa zehntausend Stunden Super-8-Filmen mit der Message "Don't Drink And Drive". Es hat 10 Jahre gedauert, bis ich, wenn ich mit dem Auto unterwegs war, so was wie ein Eis zum Dessert genommen hatte, aus - teilweise durchaus inszenierter - Furcht, das babbige Zeug unten im Glas könnte Alkohol enthalten. Pathologisch? Kann sein. Aber in erster Linie: eine Entscheidung. In zweiter: Selbstdarstellung. Nichts weiter.
Langfristige Beziehungen bei einem latenten Sinn für Promiskuität, die Fähigkeit und das Gefühl, dem aktuellen Gegenüber die höchste Priorität zuzuweisen. Schön. Wenn man hier mit den jeweiligen Gegenübern nicht so im Einklang steht, dass es noch Andere gibt, kann das schon ein Problem sein (oder werden). Andernfalls ist das einfach eine Frage der Höflichkeit. NATÜRLICH hat der anwesende Partner die höchste Prio. Ich hätte schon ein Problem damit, dass mein Geliebter bei einer unserer kleinen Extravaganzen mit irgendeiner anderen Ische herumsmst (was seine Lebensgefährtin angeht, ist das was anderes. Die hat ebenso natürlich auch in absentiam höchste Priorität. Ebenso wie umgekehrt mein Mann - aber sonst keiner!). Und wenn ich wüsste, dass er ein Date hat, würde ich nicht anrufen. Was ist daran grübelfähig?
Die Diagnose ist also, mal so vom Gefühl her - völlig normal. Er möge sich etwas entspannen. Bisschen enthemmen. Wie
@**a schon schrieb, etwas entkopfen.
Trotzdem kann man ja schon einen pathologischen Fall draus zimmern...Fäkalienfetisch. Selbstzerfleischung. Konfliktunfähigkeit. Kontrollzwang. UND er trinkt keinen Alkohol.
Wow. DAS klingt krank.
Was kann man dazu sagen. Ausser, das wird schon. Und das mit Sicherheit - alles wird irgendwie. Und in diesem Fall vermutlich genau so wie gewünscht...ein unbestreitbarer Vorteil der Intelligenz.