"Was ist der Mann? Der Mann ist ein Mensch, der arbeitet. Mit dieser Arbeit ernährt er sich selbst, seine Frau und die Kinder seiner Frau. Eine Frau dagegen ist ein Mensch, der nicht (oder nur vorübergehend) arbeitet."
Und da sagt man, Zeitreisen seien nicht möglich. Dabei muss man doch nur ins Joy-Forum schauen und schon ist man ein paar Jahrzehnte hinten, echt cool. Und so schön schwarz-weiß hier!
Mich wundern an solchen Zitaten und Argumentationen gleich mehrere Dinge (mal abgesehen davon, dass „der Mann ist ein Mensch, der...“ und „die Frau ist ein Mensch, der...“-Aussagen wahrscheinlich so gut wie immer zum Scheitern verurteilt sind).
Zum einen ist das Schnee von gestern – oder eher von vorvorgestern. Es ist heute nicht mehr mehrheitlich so, dass „der Mann“ immer arbeiten geht und „die Frau“ nie (oft allein schon deshalb nicht, weil es mit einem Gehalt alleine gar nicht gehen würde).
Natürlich ist es auch heute noch so, dass „die Frau“ ihre Karriere für die Kinder hinten anstellt. Aber auch das in der Regel, wenn es beide gemeinsam (!) so beschließen (und wie vorher schon geschrieben gibt’s da gerade bei jungen Paaren auch andere Herangehensweisen).
Zum anderen verstehe ich nicht, warum nur die Arbeit im Sinne eines Berufs anerkannt und so getan wird, als würde die Frau dieses klassischen Rollenbildes gar nichts leisten.
Wenn wir wirklich vom klassischen Klischee ausgehen, dann - ja - geht der Mann arbeiten und ernährt die Familie (und zwar hoffentlich SEINE Kinder und nicht "die Kinder der Frau"
).
Und die Frau?
Die macht alles andere. Je nachdem, wie kulant der Ehemann war oder eben auch nicht war, konnte das sehr leicht bedeuten, dass die Frau nie Feierabend hatte.
Und auch heute gibt es genug Frauen, die neben einer Vollzeitarbeit noch den Haushalt und die Kindererziehung schmeißen, weil „das Frauenarbeit ist“ und dafür leider überhaupt kein Respekt aufgebracht wird. Haushalt und Kindererziehung machen sich anscheinend wie von selbst - komischerweise wollen meist gerade die Männer, die in so alten Rollenbildern hängen, trotzdem nicht tauschen. Sehr, sehr komisch.
Es ist ja weiß Gott nicht so, dass dieses Rollenbild gelebt wurde (und teilweise noch wird), weil Frauen sich nen Faulen machen wollten und die armen Männchen unterdrückt haben. Ganz im Gegenteil.
Frauen mussten es sich erkämpfen, dass sie arbeiten (im Sinne eines Berufs) gehen dürfen (!) und dafür bezahlt werden - wenn man Glück hat, sogar so gut wie die männlichen Kollegen... Die Frauen, die zu Hause waren, haben dort in der Regel aber auch hart gearbeitet. Sie haben dafür keinen Lohn bekommen, das heißt aber nicht, dass sie nichts geleistet hätten (auch wenn es sicher Konstellationen gab und gibt, in denen Frauen Männer ausgenutzt haben und ausnutzen. Das will ich nicht bestreiten. Aber es war damals ganz sicher nicht die Regel.)
Sich über mangelnden Respekt von den Frauen aufzuregen und dann gleichzeitig so zu tun, als würden Hausfrauen nichts tun und sollten mal schön dankbar sein, ist doch in sich schon total ironisch. Wer Respekt will, sollte auch Respekt geben können. Respekt ist schließlich keine Einbahnstraße!
Um es mal auf den Punkt zu bringen: In Zeiten, in denen dieses Rollenbild vorherrschte, hatten Frauen wesentlich weniger Rechte. Das so zu verdrehen, dass sie auf einmal "die Bösen" sind, weil sie nicht arbeiten gegangen sind, finde ich regelrecht pervers.
Und auch abgrundtief widersprüchlich. Einerseits wirft man diesen Frauen vor, sie würden nichts leisten (schließlich sind sie Menschen, die nicht arbeiten gehen) - andererseits will man sie genau in diese Rolle zurück drängen, Emanzipation ist schließlich doof und böse.
Ja, was denn nun?
Ist man(n) erst dann glücklich, wenn die Frau den Haushalt und die Kindererziehung alleine meistert und ihm noch die Füße küsst, weil er 40 Stunden im Büro sitzt, während er sie dafür belächelt und erniedrigt, dass ER ALLEIN arbeiten geht und sie NICHT?
Ist das der Wunschzustand?
Sie muss ihn vergöttern und er darf sie behandeln wie einen niederen Menschen.
Na dann bin ich wirklich froh, dass meine Realität eine gänzlich andere ist. Und von "Dominanz" und "Devotion" halte ich mich dann auch lieber fern, wenn es DAS bedeuten sollte.
Ja, ich respektiere meinen Mann für alles was er leistet. Ich respektiere, dass er seinen Job macht, dass er putzt, kocht und aufräumt, ohne, dass ich ihn hundert mal bitten muss und vor allem respektiere und liebe ich ihn als den Menschen, der er ist.
Aber (!) andersherum ist es genauso! Er respektiert mich ebenso für das, was ich leiste. Und würden wir uns irgendwann dafür entscheiden, dass ich bei den Kindern zu Hause bliebe, dann wüsste ich, dass er mir daraus keinen Vorwurf drehen würde, nur um sein Ego aufwerten zu müssen.
Ich bin doch immer wieder dankbar, dass ich nicht ein paar Jahrzehnte früher geboren wurde... auch, wenn solche Denke leider nach wie vor in vielen Köpfen steckt.
Bei dieser ganzen Diskussion bleibt immer noch die Frage, was diese Männer, die so argumentieren, eigentlich wollen? Was wünscht ihr euch von Frauen? Was erwartet ihr?
Ist es jetzt schlecht, wenn die Frau nicht arbeiten geht? Oder ist es schlecht, wenn sie es tut? Oder kann sie es sowieso niemals richtig machen?