*******nd72:
Ich habe mich intensiv mit den Theorien von Freud und Erich Fromm beschäftigt und bin auch ansonsten ein Freund der Tiefenpsychologie.
Ich will überhaupt nicht in Abrede stellen, dass gewisse tiefenpsychologische Faktoren zur Ausprägung einer dominanten/devoten bzw. sadomasochistischen Neigung beitragen können und dass die Erfahrung von Wut und Ohnmacht zu einem bestimmten, prägenden Zeitpunkt des Lebens damit zu tun haben mag. Aber in der von dir postulierten Pauschalität und Absolutheit
Dominanz ist nur das Ausleben von Wut, während die Unterwürfigen Ihr Leid ausleben.
Klingt hochgradig ungesund.
Dominanz ist der Versuch vor seinen eigenen Gefühlen zu fliehen, aus Wut und aus Angst vor sich selbst.
Meine Theorie - der Dominante nimmt sich mit Gewalt was er braucht um zu überleben....
ist das einfach nicht richtig und stimmt nicht mit der Gefühlswelt der Menschen überein, die eine solche Sexualität reflektiert und einvernehmlich ausleben. Zumindest Letzteres dürfte dir anhand des heftigen Widerspruchs bereits klar geworden sein. Und dein Beharren auf den zitierten Formulierungen, die auf die Betreffenden klar abwertend wirken, zeugt mir nicht von großem Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen.
*******nd72:
Ich schrieb stets, dass Dom Dev ein ungesundes Sexualverhalten ist, nicht mehr, nicht weniger. Das Wort Krank wurde mir hier in dem Mund gelegt.
Das Wort "ungesund" hat zwei Bedeutungen: zum einen die Negierung von "gesund", also "nicht gesund" = "krank"; zum anderen "nicht der Gesundheit zuträglich" = "krank machend". Egal, welche Interpretation du meintest, sie ist keinesfalls mehr zeitgemäß. Zumal auch in der nächsten Fassung des ICD die Bezeichnung als "Störung des Sexualverhaltens" wegfallen dürfte. "Nicht normal" ist eine sadomasochistische Neigung (die Bezeichnungen "dominant/devot" kommen im ICD nicht vor) selbstverständlich insofern, als sie nicht dem statistischen Durchschnitt entspricht. Das ist jedoch von "krank(haft)" weit entfernt.
Knackpunkt ist doch, dass die meisten Frauen bei aller Emanzipation immer noch das Gefühl mögen, zu ihrem Partner in irgendeiner Hinsicht aufsehen zu können, sei es in Bezug auf Körpergröße, Alter, Beruf, Bildung, Intelligenz, Status oder was auch immer. Während in anderen Kulturen (das schließt vergangene Zeiten mit ein) der Mann der Frau rein aufgrund seines Geschlechts als überlegen gilt, ist dies in unserer heutigen Gesellschaft hinfällig. Auch der Unterschied in Bildung, Status, Geld wird immer weniger relevant. Eine devote Frau, die sich einem Mann unterwerfen möchte, dürfte trotzdem grundsätzlich auch nach dem Gefühl suchen, ihm unterlegen zu sein. Und das ist umso einfacher, in je mehr Bereichen er ihr auch tatsächlich überlegen ist. Bei einer gebildeten, gut verdienenden Frau mit hoher Intelligenz und Empathie, die über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügt, ist da tatsächlich nicht viel Luft nach oben – zumindest nicht in diesen Bereichen.