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Einsamkeit als neue Volkskrankheit, (warum) ist das so?

*******ias Frau
4.423 Beiträge
@ EP: Einsamkeit oder Zugehörigkeit
Einsamkeit ist neue Volkskrankheit!

Einsamkeit selbst ist keine Krankheit.
Doch das Gefühl der Zugehörigkeit ist ein sehr wichtiger Faktor bei der Stressbewältigung und der Entstehung von Gesundheit (Salutogenese). Die WHO verzeichnet in den hoch entwickelten Indurstriestaaten eine enorme Zunahme an stressbedingen somatischen Erkrankungen und an stress- und angstbedingten psychischen Erkrankungen.

Dazu aus dem Vorwort des Buches: "verbunden gesunden. Zugehörigkeitsgefühl und Salutogenese", von C. Krause, N. Lehmann, R.-F. Lorenz, T. D. Petzold (Hrsg.), 2007.
**************** Hüther:
Eine der wichtigsten Ressourcen bei der Bewältigung von Belastungen und Bedrohungen ist das Vertrauen. Zunächst ist das das Vertrauen zu sich selbst, den eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten, den eigenen Kompetenzen. Immer dann aber, wenn es allein nicht mehr weitergeht, wenn sich das Gefühl von Verunsicherung und Ohnmacht auszubreiten beginnt, braucht der Mensch Vertrauen zu anderen. Er muss wissen, dass dann jemand da ist oder aufgesucht bzw. herbeigerufen werden kann, der ihn unterstützt, ihm Mut macht und ihm zur Seite steht.
Damit dieses Vertrauen wachsen kann, braucht der Mensch das Gefühl der Zugehörigkeit und des Angenommenseins, also der Geborgenheit innerhalb einer menschlichen Gemeinschaft.

Nun, das Gesundheits- und Sozialsystem ist leider auch nicht mehr das, was es einmal war. Es ist schwierig geworden, echte Hilfe zu bekommen, wenn man diese benötigt. Und das eigene soziale Umfeld besteht nun Mal in der Regel nicht aus Fachleuten für Arbeits- und Sozialrecht oder Medizin und/ oder Therapiemethoden. Es ist also mit den gegebenen Fragestellungen auch oftmals überfordert.

Bzw. war mein soziales Umfeld im ersten Moment oftmals vollkommen perplex, wenn es durch mich etwas vom Umgang diverser offizieller Stellen mit Hilfsbedürftigen mitbekommen hat. Sprachlos und wütend und zu großen Teilen auch ohnmächtig. Und dann schleichen sich Zweifel an der Glaubwürdigkeit ein. DAS darf doch gar nicht wahr sein! Sollten sich die Zeiten derart gewandelt haben?! Wenn man das glaubt, dann muss man Angst haben selbst einmal in eine vergleichbare Situation zu kommen. Wer kann schon von sich behaupten, niemals unser Gesundheits- und Sozialsystem zu brauchen?

So eine Zukunftsangst ist wirklich ungemütlich. Selbst wenn man sich entschieden hat, dem betroffenen Menschen Glauben zu schenken, zum Teil wünscht man sich, dass der Fehler nicht im System sondern beim Betroffenen liegt. Und so bleiben die Zweifel an der Glaubwürdigkeit. Das merkt man als Betroffene an den Fragestellungen seiner Lieben. In solchen Momenten der Fehlersuche stellen sich dann auch Gefühle der Einsamkeit ein, obwohl im Prinzip hilfsbereite Menschen da sind. Ich zog es in solchen Momenten vor, alleine zu sein, um mir meinen Glauben an mich selbst zu bewahren. Und dann ging ich eigene Wege, suchte nach hilfreichem und fand Gleichgesinnte in Selbsthilfeforum und später auch in lokaler Selbsthilfegruppe.

Die dortige Kultur der Hilfe zur Selbsthilfe, konnte ich dann auch in mein soziales Umfeld hinein tragen.

Die Fähigkeit zu kommunizieren, wer wann und wo mir wie helfen und mich unterstützen kann und wo nun Mal die Grenzen sind, ist ungemein wichtig. Zur besseren Übersicht zeichnete ich dann auch das gesamte Netzwerk auf. Mit diversen Institutionen des Gesundheits- & Sozialsystems sowie der Justiz, den jeweiligen Ansprechpartnern, Vereinen und privaten Kontakten und den jeweiligen Funktionen, welche diese erfüllen sollten oder freiwillig erfüllen können & wollen. Dadurch wurde es für jedes Familienmitglied und jeden Freund begreiflicher. Zum einen erhöhte dies meine eigene Glaubwürdigkeit und zum anderen sahen meine Lieben dann auch, dass er/ sie nicht mit mir und "meinem Problem" alleine ist. Damit sich die Menschen nicht selbst überfordern oder aber dazu übergehen, einem kontraproduktive Hilfe überzustülpen.

Auch lassen sich mit Hilfe so einer Übersicht eher Strategien entwickeln, wie man überhaupt an das kommt, was gebraucht wird. Denn "Recht haben" und "Recht bekommen" sind nun Mal zwei verschiedene Paar Schuhe.

In erster Linie brauchte ich diese Übersicht aber auch für mich. Im Rahmen einer PTBS mit einhergehender Depression und Sozialphobie drohte mich nämlich dieses ganze Wirr-Warr völlig zu überwältigen. Durchs Erstellen solcher Collagen gewann ich zunehmend Abstand und Klarheit. Und diese Klarheit brachte mich gefühlsmäßig auch wieder mehr in die Nähe meiner Lieben. Getreu dem Motto: "Schau, meine kognitiven Fähigkeiten sind noch da. In Zeitlupe zwar, aber immernoch vorhanden." So kam ich Stück für Stück raus aus diesem Einsamkeitsgefühl und wieder rein ins Zugehörigkeitsgefühl.

Die letzten Reste aller Zweifel an mir und meiner Glaubwürdigkeit lösten sich dann auch auf, als mein Onkel starb bzw. davor, als er endlich die richtige Diagnose erhielt. Fehldiagnose von mehreren Stellen. Ab in die Psychiatrie und danach ambulante Therapie. Zwei Jahre Fehlbehandlung bis seine Krebserkrankung im Endstadium endlich diagnostiziert wurde. Da war diese allerdings nicht mehr behandelbar.

Mit der Geschichte meines Onkels und seinem eigentlich vermeidbaren vorzeitigen Tod brachen die Dämme. Plötzlich trauten sich viele im sozialen Umfeld meiner Familie, offen über ihre Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen zu sprechen (auch über die psychischen!). Somit war ich kein Einzelfall mehr. Alle Zweifel verschwanden und meine persönliche Glaubwürdigkeit wurde komplett wiederhergestellt. Und mein Onkel konnte mir vor seinem Tod noch ein verdammt gutes Vorbild im Umgang mit so einer Situation sein. Das ist aber auch das einzig Gute, was ich dem Tod meines Onkels abgewinnen kann.

Einsamkeit ist neue Volkskrankheit! Warum ist das so?
Ich denke, in unserer Gesellschaft mangelt es an einer lebendigen Kultur der Hilfe zur Selbsthilfe. Anstatt den Menschen das zu geben, was diese für ihr Wachstum brauchen, gibt man ihnen das, was man selbst sehr gut gebrauchen könnte. Das Gegenüber fühlt sich dann jedoch 1. nicht gesehen und angenommen 2. wirkt "falsche Hilfe" wie ein Kotz am Bein oder ein zusätzliches Hindernis und 3. stellt sich in Beziehungen oftmals auf beiden Seiten das Gefühl ein, mehr zu geben als man bekommt.
.
Ich glaube das unser Leben so sehr schnell geworden ist die Kinder sich nicht mehr langweilen sollen oder gar den Tag mal in Ruhe reflektieren können .
Schulisch wird das Abi im Eilverfahren erwartet,dazu gibt es nachmittags Programm mit Sport Musik und sonstigem.....
Dann das WWW
Das frisst Zeit!
Ich mit jetzt gleich 50 Jahren merke immer mehr das ich nach meinem Job es mag nach Hause zu kommen um das Alleinsein zu genießen!
Ob das jetzt mit dem Alter zu tun hat oder mit der Arbeitsverdichtung...
Das habe ich noch nicht herausgefunden.
*******tia Mann
5.172 Beiträge
Konsument konsequent
Der einsame Mensch ist der beste Konsument, den sich die großen Unternehmen wünschen können.
Der arbeitet gerne 14 Stunden am Tag, weil der Tag sonst so leer ist. Nach Feierabend kauft er online unsinnige Konsumprodukte, um die Leere zu füllen und sich selbst Bedeutung zu geben.

Wir machen das Spiel alle mit. Das fängt beim Online-Banking an, geht über das virtuelle Rathaus und hört bei "wir-kaufen-Dein-Auto.de" nicht auf. Small-Talk mit der Kassiererin? Pustekuchen, die wird es bald nicht mehr geben.
Das wird uns als "Zeitgewinn" verkauft, in Wirklichkeit arbeiten wir unentgeltlich für Ämter, Banken und Unternehmen. Die sparen dadurch Zeit, Material, Geld und Personal, welches man dann nach Hause in die Hartz-IV-Einsamkeit schicken kann.
Schön, wenn man alleine zuhause sitzt und Google, Facebook, Instgram und Co. nutzt, denn das steigert den Wert dieser Global-Player.

Ich glaube nicht, dass es staatliche oder andere Bemühungen (wie hier bereits von jemand am Beispiel der Briten erwähnt) geben wird, die gegen die weit verbreitete Vereinsamung der Menschen vorgehen will.
Was soll an Online-Banking zum Beispiel schlimm sein? Klar, man interagiert nicht mehr mit einem Bankangestellten, aber sind wir mal ehrlich: Was bringen die auch? Die meisten wollen einen irgendwas aufschwatzen oder man sagt eh nur, dass man Sache X geklärt haben will. Dafür binde ich mir mehr Zeit ans Bein, als wenn ich das über das Online-Banking mache. Durch die zusätzliche Zeit kann ich sinnvollere Dinge tun.

Small-Talk mit Kassiererin - die meisten haben dafür gar keine Zeit, weil so viel zu tun ist. Mehr als ein "Hallo (...) Betrag X (...) Auf Wiedersehen" kommt da eh nicht.

Durch die Digitalisierung gehen Arbeitsplätze verloren, aber sind wir mal ehrlich: Das war schon immer so. Es sind immer Berufszweige untergegangen, aber auf der anderen Seite sind neue entstanden. Entweder man schafft es, sich dem Wandel der Zeit anzupassen oder man bleibt auf der Strecke. Aber das war schon vor 1000 Jahren so und ist jetzt nicht anders.

An der Vereinsamung sind noch viele andere Faktoren Schuld. Das alleine auf einen Punkt abzuwälzen ist nicht zielführend.
****ohn Mann
639 Beiträge
Wie drum1608
schon schreibt. Alleinsein ist nicht gleich Einsamkeit. Es gibt nach meiner Meinung genügend Angebote, um der Einsamkeit zu entgehen. Man muss allerdings auch bereit sein,etwas dafür anzubieten und sei es einfach regelmäßig in einem Verein mitmachen.
Ohne do ut des läuft da nichts.
(ich gebe, du gibst).
**C Mann
12.748 Beiträge
Man muss allerdings auch bereit sein,etwas dafür anzubieten und sei es einfach regelmäßig in einem Verein mitmachen.

.....wie oft kommt denn eigentlich noch dieses Argument: "man muss einfach nur...."? Das hilft jemanden, der sich sein Alleinsein oder die Einsamkeit nicht selbst ausgesucht hat, nämlich keinen Deut weiter. Der kann nämlich "nicht einfach nur" . Der ist seelisch blockiert und diese Blockade wird er auch nicht durch "mitmachen im Verein" überwinden. Da benötigt es erst einmal Hilfe, damit er überhaupt wieder in einen Verein gehen kann.....
****ohn Mann
639 Beiträge
Ja nee is' klar.
Es gibt auch andere Möglichkeiten als Vereine. Und nicht jeder Einsame muss zum Psychologen.
Jeder für sich
Ich habe viele interessante Beiträge hier gelesen, jedoch nicht alle.Sollte ich etwas wiederholen, dann bitte ich um Nachsicht.

Jeder Mensch ist anders, aber viele von uns besinnen sich immer mehr auf sich selbst. Die Möglichkeiten sich selbst zu verwirklichen und dennoch vor seinen eigenen Leichen im Keller zu fliehen, werden immer größer. Sich in Unabhängigkeit, technischen Fortschritt und ähnliches zu verlieren, sind nur die Symptome.

Die Ursache ist meist, dass wir die Fähigkeit verlieren, selbst darauf zu schauen, was uns wirklich gut tut - der Kontakt zu Menschen die wir mögen und schätzen, anstatt diese Menschen mit nicht vorhanden Skills beeindrucken zu wollen.
Ich finde online-Banking praktisch - für Rechnungen und alltäglichen Kleinkram muss ich nicht mehr am Schalter Schlange stehen. Auch arbeite ich manchmal zu Zeiten, an denen die Bankschalter schon geschlossen sind.
Also geht manches schnell und mit wenig Zeitaufwand von meiner Couch aus.
Für größere Geldgeschäfte habe ich trotzdem noch meinen persönlichen Ansprechpartner.

Die Schlange bei L*** oder A*** um 19 h mit unzähligen plärrenden Kleinkindern aller möglichen Nationalitäten nervt nach einem anstrenden Arbeitstag ebenfalls.

Auf solche Kontakte mit ebenfalls müden oder gestressten Menschen kann ich gern
verzichten.
*******tia Mann
5.172 Beiträge
Aber vielleicht freuen sich müde und gestresste Menschen, wenn man ihnen ein Lächeln schenkt und man bekommt zum Dank eines zurück?
*******elle Frau
35.902 Beiträge
Richtig, schicken wir erstmal alle Einsamen in die Klapse, dort sind sie dann auch nicht mehr ganz so einsam. *ironie*
Sicher muss der Betreffende auch wollen, raus aus der EInsamkeit. Keine Einsicht, keine Aktion, so ist das nun mal.

Die Witwe wird auch erst eine zeitlang trauern, aber dann irgendwann eben doch merken, dass ihr Leben ja weitergeht.
Und da kann raus gehen, Freunde treffen, mit dem Hund rausgehen, oder ehrenamtlich was zu machen schon helfen.
Nur ZWINGEN, kann man niemanden!
Ich habe schon oft erlebt, dass sogar einkaufen gehen und zum Friedhof gehen helfen kann, diese Menschen wieder ins Leben zu bringen, aus der Einsamkeit zu holen.

Der frisch Geschiedene kann auch erst mal mit seinem Schicksal hadern, aber irgendwann fällt ihm halt auf: Da war doch noch was.

Nur auch diesen Gedanken muss er allein fassen .

Zwangsvergsellschaften wäre ne dumme Idee.
*******tia:
Aber vielleicht freuen sich müde und gestresste Menschen, wenn man ihnen ein Lächeln schenkt und man bekommt zum Dank eines zurück?

Kannst du gern machen - nur ich habe dann keine Kraft mehr und wünsche eigentlich nur, mal allein und in RUHE in meiner Wohnung zu sein.

Was interessieren mich Mütter, die ihre quengelnde Kinderschar bändigen müssen und nebenbei auch noch auf dem Handy herumwischen?
******_nw Mann
108 Beiträge
Liebe ist ein ständiger Kampf und man ist ab einem gewissen Alter des Kampfes müde. Frauen hinterher laufen, ne, datt reicht, dass machen jetzt die jüngeren Kerle, die lösen mich jetzt ab. Ich bin es soetwas von leid.
*****608 Mann
3.311 Beiträge
Viele einsame Menschen wollen an die Hand genommen werden. Sie schaffen es aus unterschiedlichen Gründen nicht von alleine Anschluss zu finden oder sich zu suchen.
„Wollen“ heißt aber auch, dass es auf der anderen Seite Menschen geben muss, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen um andere aus ihrer Isolation zu holen. Aber wer Bitteschön ist heute noch bereit dazu, sich dafür Zeit zu nehmen und Zeit zu haben, was wieder eine andere Frage ist. Nein, es geht auch um unsere gesellschaftliche Verantwortung. Was früher die Großfamilie, die Kirche und die Bevölkerung im Dorf übernommen hat, ist in unserer modernen Gesellschaft nicht mehr gefragt.
*******_nw Frau
7.609 Beiträge
Hm. Aber wer ist denn 'die Gesellschaft', die das nicht mehr fragt? Das sind doch wir, oder nicht?

Bei den Schreibern, die hier betonen dass sie einsam sind und sich daraus nicht selbst befreien können lese ich überwiegend heraus dass sie einen Menschen, in der Regel eine Partnerin, erwarten, die so ist wie sie sich das vorstellen. Die soll das dann für sie richten. Das ist für mich der Inbegriff von Konsumgesellschaft. Wer nur dann nicht einsam ist wenn er alles genau so bekommt wie er das will wird immer einsam sein.
*****608 Mann
3.311 Beiträge
Hmmm... Ja, die Gesellschaft sind wir!

Die Herrschaften, die meinen von einer Partnerin an die Hand genommen zu werden, wie ein kleines Kind was aus dem Kindergarten abgeholt wird, hatte ich nun nicht vor Augen als ich meinen Text schrieb. Aber Du hast Recht, es sind Konsumenten, die auf der suche nach genau dem Produkt sind, welches auf sie zugeschnitten....
und wir sind alle Konsumenten und beeinflusst von äusserlichen Einflüssen..
Großes Thema, kann man Stundenlang drüber reden und vertiefen..
***an Frau
10.900 Beiträge
Hier mal ein aktueller Bericht im Berliner Tagesspiegel online dazu

https://www.tagesspiegel.de/ … der-einsamkeit/21194978.html
*****de2:
Hm. Aber wer ist denn 'die Gesellschaft', die das nicht mehr fragt? Das sind doch wir, oder nicht?

Bei den Schreibern, die hier betonen dass sie einsam sind und sich daraus nicht selbst befreien können lese ich überwiegend heraus dass sie einen Menschen, in der Regel eine Partnerin, erwarten, die so ist wie sie sich das vorstellen. Die soll das dann für sie richten. Das ist für mich der Inbegriff von Konsumgesellschaft. Wer nur dann nicht einsam ist wenn er alles genau so bekommt wie er das will wird immer einsam sein.

Ganz genau...die Gesellschaft sind wir.
Eine Gesellschaft die sich als zunehmend vereinsamend bezeichnet. Die eine Heerschar an Psychologen benötigt und die Pharmaindustrie jubelnd in die Hände klatschen lässt.
Denn es wurden Krankheiten gefunden die es schon immer gab, nur nicht als Krankheiten empfunden wurden, sondern als zeitweise auftretende Symptome die das Leben einfach mal vorgibt.

M.m. nach ist das Problem das wir uns so sehr von den Medien in das Bild der stets perfekten Optik, stets der vergutmenschelten Meinungsäusserung und mit dem steten Blick des für alle nur das Beste wollenden haben einlullen lassen.
Wenn ich früher als Kind mit blutigen Knien nach Hause kam war das keine Rede wert.
Ich bekam einen groben Waschlappen in die Hand gedrückt, der grobe Dreck rausgewaschen, Pflaster drauf, gut ist. Heute wird sofort mit allem möglichen Kram desinfiziert, un dman überlegt doch schnell in die Notaufnahme zu fahren.
Wenn ich eine fünf in Mathe hatte war ich zu faul.
Wenn ich im Job Mist gebaut hatte bekam ich ne kantige, manchmal laute und sehr eindrückliche Ansage.

Heute werden die Kinder beim Inline-Skaten (früher Rollschulaufen) in Plastikpanzer verpackt.
Sind sie schlecht in der Schule sind sie entweder Legastheniker (früher: "Geb dir gefälligst Mühe!"), haben ADS, ADHS oder der Lehrer ist schuld und es wird ein Elternabend einberufen um den Lehrer abzusägen.
Gibts später Probleme im Job darf man als Vorgesetzer nicht mehr hart rangehen, es könnten ja als Mobbing ausgelegt werden....

Mein Fazit: Wir, oder viele, haben nicht gelernt Probleme zu erkennen und zu beseitigen.
Wir sind in eine Gesellschaft verfallen die durchgehend jammert, klagt und ganz sicher ist das wir alle ein bisschen psychisch krank sind...die anderen haben gefälligt nur genau hinzuschauen!

Das es natürlich kranke Menschen gibt, vereinsamt, von der Gesellschaft vergessen, von der Famile vergessen und verstossen ist überhaupt keine Frage.
Nur: Wir haben das Problem diese Menschen von denen zu unterscheiden die sich nur in Selbstmitleid suhlen. Wir erkennen die wirklich psychisch Kranken nicht mehr, da wir pauschal alle, die meinen es würde ihnen ja so schlecht gehen, als krank bezeichnen.
Die wirklich Kranken fallen durchs Raster, weil die Mentalität nicht mehr da ist sich selbst zu helfen.
****54 Mann
3.850 Beiträge
Die BUND-Jugend hat dazu einen schönen Slogan: MaStaMo
Machen statt Motzen

Andererseits:
... heißt aber auch, dass es auf der anderen Seite Menschen geben muss, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen um andere aus ihrer Isolation zu holen.
Das mag nett sein für die Scheuen und diejenigen mit Kontaktschwierigkeiten.

Aber es kann Angehörige bei der Betreuung von Trauernden und schwer Depressiven selbst erst in die Verzweiflung und dann in die ernste psychische Probleme führen, wenn sie es nicht schaffen, sich abzugrenzen, sich davon zu lösen, dass sie zuständig seien.
Es geht soweit, dass man annehmen und zulassen muss, dass ein Mensch sein weiteres Leben nicht mehr schätz und sterben möchte. Sie werden verlassen, weil sie nicht mehr erträglich sind für Menschen, die emotional eng dran sind. Sie werden verlassen, weil sie die Welt verlassen wollen und Alle mit ihrer "Laune" vergraulen. Trotzdem leiden sie unter Einsamkeit und leider kann dieser Zustand über Jahre anhalten.
Verantwortung zu übernehmen kann dann nur in professionellem Rahmen mit emotionalem Abstand erfolgen, wenn man das Leid nicht über Generationen weiter geben will.
*******_nw Frau
7.609 Beiträge
***an:
Hier mal ein aktueller Bericht im Berliner Tagesspiegel online dazu

https://www.tagesspiegel.de/ … der-einsamkeit/21194978.html

Ein toller Text, vielen Dank für den Link, @***an!

Das beleuchtet sehr ausführlich das Ausmaß dessen, was Einsamkeit anrichten kann. Worum es sich gar nicht kümmert ist die Frage was Einsamkeit erzeugt - da sind nur Andeutungen drin die mehr zwischen als in den Zeilen liegen.

Sehr spannend ist für mich ein Aspekt mit dem ich mich, in anderen Zusammenhängen, schon sehr lange beschäftige. Das Entschwinden der Körperlichkeit aus unserem Leben.

Körperlichkeit hat potentiell einen sehr negativen Ruf. Ständig schwingt dabei der Verdacht des Missbrauchs, der Übergriffigkeit mit. Möglicherweise wird auch deshalb die körperliche Begegnung immer mehr unterdrückt, nicht nur die vermeintlich 'negative', am Besten gleich alle. Nur die ausgewählte, legitimierte Berührung darf noch stattfinden - und da es schwierig ist diese Legitimation festzustellen gibt es immer weniger Berührung. Vielleicht ist deswegen die Arbeit mit Tieren so erfolgreich. Tieren spricht man die Autonomie über ihr Nicht-angefasst-werden-wollen generell ab. Streichelzoos, Kuscheltiere ... beim Tier reicht es wenn man selbst nur positive Absichten hat.

Das ist oft nicht einfach wenn man ein Tier hat das nicht so gern von jedem angefasst wird. Zum Einen muss man die Leute fast schon gewaltsam davon abhalten, das Tier einfach gegen seinen Willen anzugrabschen - und dann wird man oft mit sehr verletzten Gefühlen seitens der Menschen konfrontiert. Im Übrigen oft genug sogar mit deren eigenen Tieren. In sehr vielen Fällen muss ich den Menschen erst mal beibringen dass ihre Tiere die körperliche Zuwendung, die ihnen da gerade entgegengebracht wird, gar nicht als angenehm empfinden. Es ist deutlich zu sehen, das Tier versucht dem zu entgehen - aber es wird nicht wahrgenommen ...
Tieren suchen sich den Menschen aus, nicht umgekehrt.

Ist schon was Wahres dran......
ohja
*******tia:
Aber vielleicht freuen sich müde und gestresste Menschen, wenn man ihnen ein Lächeln schenkt und man bekommt zum Dank eines zurück?

Kann tatsächlich so sein.
Zu Kassen- /Verkaufspersonal bin ich eh immer freundlich, weil das mein erster Job nach dem Abi war.
Hinter mir in der Schlange eine Mutter mit 2 kids, übliches Drama an der Quengelware, und Muddi sichtlich genervt, Einkauf-auf-Band und quengelnden Sohn, der eine ziemliche Dramaqueen, in Schach zu halten.
Es gab einen Blickwechsel zwischen der dahinterstehenden Frau und mir, und dann gab es gezielte Ablenkungsmanöver für den Junior. Wie schnell der Kurze umgeschwenkt ist... 😁
Es hätte sicher auch Leute gegeben, die missbilligend geschaut hätten, weil der Kurze nervte und Muddi ihn mit vernünftigen pädagogischen Diskursen nicht in den Griff bekam, aber so war die Situation schnell entschärft, und wir haben alle geschmunzelt.
Ist alles eine Frage der Einstellung *zwinker*
Und zum Thema Digitalisierung: hier
gibt es auch x Arbeitsplätze, denn die digitale Welt erfindet und organisiert sich nicht selbst.
Es werden hier x Erklärungen für die Einsamkeit und deren Ursachen hervorgebracht, einhergehend mit Szenarien der grossen, bösen Welt, Wer das nicht will, muss es eben verändern und nicht jammern!
*******_nw Frau
7.609 Beiträge
Das würden sie vermutlich, wenn man sie ließe ... Es ist tatsächlich ein nicht unbeträchtliches Problem im Training dass man sich überlegen muss (und sich da teilweise auch stark zurücknehmen muss!) was man einem fremden Tier zeigt. Es gibt nicht soo selten die Fälle bei denen das Tier nach einem Kontakt dann sagt, kann ich nicht lieber bei dir sein?

Mein erstes Date nach langer Zeit war so eines ... Der Mann hatte mir bereits im Vorfeld sehr von seinem Hund vorgeschwärmt, es sei der coolste Rottweiler der Welt. Rottweiler können in der Tat sehr cool sein, da liegt die Messlatte wirklich hoch ...

Beim Treffen stellte sich dann raus dass es zwischen den beiden so gar keine Verbindung gab. Der Hund ignorierte seinen Besitzer vollständig und aus seiner Erfahrung heraus alle anderen Menschen erst mal mit. Ableinen war nicht möglich und an der Leine zerrte er seinen Besitzer rücksichtslos hinter sich her. Ich habe mich dann zwei Minuten lang mit dem Hund beschäftigt, einen Kontakt hergestellt. Das nächste mal als der Besitzer seinen Hund rief reagierte er tatsächlich das erste Mal auf den Ruf. Er lief freudestrahlend ... zu mir.
*******_nw Frau
7.609 Beiträge
*******rdi:
Es gab einen Blickwechsel zwischen der dahinterstehenden Frau und mir, und dann gab es gezielte Ablenkungsmanöver für den Junior. Wie schnell der Kurze umgeschwenkt ist... *mrgreen*

Ein schönes Beispiel dafür, wie die Einstellung den Unterschied machen kann *g* - Empathie und Humor statt Egozentrik ...
*******tia Mann
5.172 Beiträge
Übung macht den Meister
Kleines Erlebnis gestern:

Ich war mit meinem Sohn unterwegs, im Biergarten nur noch wenige Plätze frei. An einem Tisch saßen zwei junge Pärchen, ich frage freundlich:
"Sind die zwei schattigen Plätze noch frei?"
"Klar, für Euch gerne!" (Nein, ich kannte die Leute nicht)
Die jungen Männer unterhalten sich über Fußball. Ich lächle meinen Sohn an.
Wir lächeln zu den jungen Männern rüber.
Ich sage so etwas wie: "Oh, da kann der junge Mann hier mitreden".

Schwupps, schon sind alle im Gespräch.

Ich habe mich nie wirklich für Fußball interessiert.
Mein Sohn ist 11.
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