Als ich 22 war (mein Partner damals 20), habe ich extrem eifersüchtig auf seinen Pornokonsum reagiert. Es ging nicht rein um die Tatsache, dass er Pornos ansah, sondern dass er sich ganz bestimmte Pornos immer wieder ansah, mit einem Thema, von dem ich wusste, dass das außerhalb meiner Reichweite lag. Wäre das etwas gewesen, was er unbedingt hätte umsetzen wollen, hätte ich ihm das nicht geben können.
Und ich glaube, da liegt fast immer der Knackpunkt: Man nimmt Pornos oft viel zu ernst und nimmt sie als Konkurrenz wahr. Dass diese Frauen auch außerhalb der Reichweite meines Freundes lagen, daran habe ich nicht gedacht. Völlig egal, wie scharf er sie findet, er wird sie nicht "haben" können.
Kritisch wird es meiner Meinung nach nur, wenn die reale Sexualität darunter leidet. Will einen der Partner nach wie vor genauso, kann er ja Pornos gucken bis zum Umfallen. Wenn sein Pornokonsum aber dazu führt, dass er seine Sexualität real nicht mehr befriedigend ausleben kann, oder lieber Pornos sieht, als tatsächlich Sex zu haben, würde mich das nicht nur stören, es würde mich beunruhigen. Ich würde mir Sorgen machen, weil ich das für ungesund halte.
Ich gucke mittlerweile deutlich öfter Pornos als mein Freund. Wir gucken sie auch zusammen. Es ist reines Anheizen, zum Beispiel für die Selbstbefriedigung, oder für gemeinsamen Sex. Keinen von uns interessiert es hinterher noch, wie die Darsteller ausgesehen haben, oder wie sie heißen. Deswegen muss man sich, meiner Meinung nach, da auch keine Sorgen machen.
Wir reden auch darüber, welche Pornos wir gucken und warum - was genau uns daran anmacht, oder ob wir manche einfach nur aus Neugierde gucken.
Ich habe anfangs so heftig auf seine Pornos reagiert, weil ich unsicher mit mir selbst war (erste Beziehung, niedriges Selbstwertgefühl, sexuell unerfahren und auch sexuell lustlos), unsicher die Beziehung betreffend (Ist sie stabil? Liebt er mich wirklich? Genüge ich ihm?) und nicht wusste, ob das, was er sich ansah, eine Fantasie war, nach deren Umsetzung er sich sehnte. Denn wenn, hätte ich es ihm nicht geben können.
Das hat mich wahnsinnig gemacht. Ich hatte Angst, ich könnte ihm nicht ausreichen, oder ich könnte ihn langweilen, hatte also Minderwertigkeitskomplexe. Zusätzlich fand ich die Pornos, die er sich ansah, eben auch irgendwie beunruhigend und konnte nicht genau einschätzen, wie er zu dem Inhalt überhaupt stand.
Ich denke, es ist nicht verkehrt, all diese Punkte zu bedenken und auch darüber zu sprechen.