typische Fehler im BDSM
Was kleinere Mißgeschicke anbetrifft:
Um ehrlich zu sein... vor denen bleiben hin und wieder selbst die in höheren Ligen spielenden Profis nicht verschont.
Und was große Mißgeschicke anbetrifft:
Nun, die bleiben bis auf wenige Ausnahmen eher den Anfängern vorbehalten, und müssen in zwei Gruppen aufgegliedert werden: Unfälle mit temporären Schäden und solche mit bleibenden Schäden.
Bei der letzteren Gruppe dürfte nur ein Zipfelchen der Eisbergspitze je bekannt werden, die Dunkelziffer entsprechend hoch sein und beschämtes Schweigen dürfte schwere BDSM-Unfälle wie eine dichte schwarze Decke verbergen. Die Ausredenfantasie der Betroffenen gegenüber behandelnden Ärzten geht da schier ins Unendliche...
Zunächst zu den kleinen Mißgeschicken
Wie definieren sich diese?
Kleine Mißgeschicke sind im BDSM solche Fehler, wie sie hier von Mitgliedern bereits vielfach beschrieben wurden; als Beispiele wären seitens des/der
T als häufigste anzuführen:
• zu hoch / zu tief / zu stramm / zu umfangreich gebundene Fesselungen oder Abbindungen
• zu fest oder an ungeeigneter Stelle ausgeführte Schläge
• zeitlich überzogene Aktivitäten
• zwar richtig ausgeführte, aber zeitlich zu kurze Aktivitäten
• in ihrer allgemeinen Stärke zu schwach oder aber leicht überzogen ausgeführte Aktivitäten
• ungeeignete oder unangebrachte Anweisungen
• ansatzweise Verletzungen von Tabus und No-Gos
• u.v.m.
und seitens des/der
B
• voreilige Verwendung von Brems- oder Stopwort
• falsche (Schutz-)Reaktionen, z.B. Wegducken, Zucken usw., was zu fehlplazierten Schlägen führen kann
• unglücklich ausgeführte Anweisungen/Aktionen
Große Mißgeschicke entstehen aus nahezu allen vorgenannten Beispielen, insbesondere seitens des/der T (die dann aber von erfahrenen Tops denkbar weit entfernt sind) bei:
• Aufbietung unverhältnismäßig großer Energie und Kraft bei etlichen Aktionen
• verzögertes Befolgen oder gar Ignorieren eines Brems- oder Stopwortes
• menschenverachtende oder stark ekelerregende Forderungen
• Ignorieren und massives Überschreiten von Tabus und No-Gos
• bewußte Inkaufnahmen bestimmter (teils sogar lebensgefährlicher) unverhältnismäßiger Risiken.
Letztlich können aber auch rein technische / mechanische Mängel zu großen Mißgeschicken führen, wie beispielsweise etwa Lösen einer Haken-Dübelverbindung, mangelhaft ausgeführte Selbstbauten diverser Gerätschaften, Seilrisse bei Hängefesselungen, nicht auseichend tragfähige Äste (Outdoor) usw.
Leider können einige „Spielereien“ nicht nur zu großen Mißgeschicken führen, sondern auch in tödliche Unfälle ausarten. Zwar lebe ich nach dem Motto, grundsätzlich nur bei solchen Dingen mitzureden, mit denen ich mich auskenne, von denen ich auch etwas verstehe. In einigen wenigen Fällen muß ich da allerdings eine Ausnahme machen, ebenso wie man ja auch von einem Richter, der einen Mörder verurteilen soll, auch nicht erwartet, daß er selbst auch schon jemand umgebracht hat.
Folglich lehne ich gewisse BDSM-Spielereien strikt ab, von denen ich – zugegeben – nichts verstehe (und auch gar nicht erst verstehen will):
Würge"spiele", Asphyxie-Praktiken, Galgen"spiele" zum Beispiel... das ist nichts anderes als Sex / Fetisch am Rande des Lebens – da sind tödliche Unfälle geradezu vorprogrammiert! Auch vermeintliche „Profis auf dem Gebiet“ sollten, ebenso wie bereitwillige Subs, bei jedem Menschen mit einem Mindestquantum Verstand die Alarmglocken klingeln lassen.
Absolut leichtsinnig, verwerflich und grundsätzlich abzulehnen!
Und nein, DAS hat auch mit „Vertrauen“ seitens des/der
B gegenüber dem/der
T oder mit „Können“ rein gar nichts tun! In seriösen Plattformen, so auch im Joclub, sind (zumindest meines Wissens) solche Suchen im Gegensatz zum Darknet erfreulicherweise auch nicht vertreten. Und falls doch, sollten solche Suchen sofort dem Team gemeldet werden!
Aber zurück zu den kleinen Mißgeschicken, die fast jedem mal passieren können, besonders in der Anfangszeit (und vor denen auch Sir Henry keineswegs gefeit war).
Sofern der dominante Teil seinen submissiven Part als Mensch respektiert, nicht als einen fleischlichen Spielgegenstand ansieht und mit gesundem Menschenverstand an die Sache herangeht, bleiben solche kleinen Fehlerchen meist harmlos und sind als Lerneffekt sogar hilfreich.
Bei den ganz harmlosen kleinen Mißgeschicken kann man sogar gemeinsam darüber lachen, was eine Session auch auflockern kann.
Möchtegerns, die aber einfach gewisse Tabus nicht akzeptieren können, irgendwas an den vier Buchstaben „nein“ nicht verstehen und ihren Willen unbedingt durchsetzen wollen, gehören nicht in die Welt des BDSM!
Ähnlich wie mit dem „nein“ verhält es sich auch mit dem Stopwort: Natürlich müssen, gerade zu Beginn, auch mal Grenzen ausgelotet werden. Hierfür gibt es schließlich ein Bremswort.
Was aber das Stopwort anbetrifft, hat Sir Henry eine strikte Meinung unter folgendem Motto: Hört ein Dom nach dem Bremswort tatsächlich auch nur ein einziges Mal das Stopwort, disqualifiziert ihn dies im Grunde genommen auf Lebzeit vom BDSM...
Abschließend sei auf den Generalleitsatz der BDSM-Kultur
"SSC" hingewiesen:
„safe, sane, consensual“:
„sicherheitsbewußt, mit gesundem Menschenverstand und einvernehmlich“.
Werden BDSM Sessions nach diesem Leitsatz praktiziert, mindert allein dies bereits sowohl die kleinen wie die großen Mißgeschicke.
Sir Henry