„... es gibt keinen wirklichen Grund ...
... sich sterilisieren zu lassen; weder als Mann noch als Frau.“
Um mein statement ins bessere Licht zu setzen bleibt mir nichts anderes übrig, als Euch eine Geschichte zu erzählen, die die Auswirkungen einer Sterilisation in all ihrer Tragik verdeutlicht:
Ich sitze auf meiner Terasse, mir gegenüber ein Mensch, der widersprüchlicher nicht sein könnte. Schon oft hat Er über sich geredet, mir von seinen Erlebnisse erzählt. Manchmal war ich erstaunt darüber wieviel man erlebt haben kann in nur wenigen Jahren. Manchmal war ich schockiert, über das was Er mir erzählt hat; manchmal war ich auch angenehm überrascht.
Hans-Jörg, so nennen ich Ihn einfach mal, ist ein angenehmer Mensch, aber mit Vorsicht zu genießen. Denkst Du im einen Moment noch:“ Ach wie weich ist Er doch...“, so kann Er Dir im nächsten Moment schon zeigen, wie knallhart und zielstrebig Er sein kann. Wenns drauf ankommt nimmt Er Dich innerhalb einer Minute verbal auseinander und zerrupft Dich in der Luft. In diesen Situationen bist Du einfach nur sprachlos und zu keiner Handlung und zu keinem Wort mehr fähig. Also bin ich stehts vorsichtig im Umgang mit Ihm und bei meinen Gesprächen.
Heute 2008 ist Hans-Jörg 38 Jahre alt; geboren wurde Er 1970. Ich kenne Ihn schon länger, wir sind befreundet, wenn auch auf eine etwas seltsame Art und Weise. An seinem Wasserglas nippend sieht Er mich plötzlich ernst an. „Was glaubst Du eigentlich, warum ich so bin wie ich bin?“, frägt Er mich wie aus der Pistole geschossen. „Nun, Hans-Jörg, ich weiß vieles über Dich. Aber irgendwie sind das alles immer nur Fragmente gewesen die Du mir aus Deinem Leben erzählt hast. Das große Bild mit dem AHA-Erlebnis kann ich aber noch nicht erkennen.“, antworte ich Ihm. „Willst Du es denn wirklich genau wissen?“ Als Er das sagt wird sein Blick immer ernster und ich weiß genau, jetzt ist der Moment da, wo Er mir „alles“ sagen will und wo ich auch die Hintergründe erfahre...
„Weißt Du...“, beginnt Er seine story zu erzählen, „...ich könnte Dir jetzt alles im Detail sagen, wir würden dann aber bestimmt übermorgen noch hier auf der Terasse von Dir sitzen.“ Ich höre einfach nur zu, ich sage nicht. Er muß erzählen denke ich und unterbreche Ihn nicht.
„An meine Kindheit kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern. Ich weiß aber, ich war gerade mal 9 Jahre alt, als mir aufgefallen ist, daß irgend etwas nicht stimmt. Warum macht mein Bruder mein Essen? Warum nicht meine Mutter? Warum ist meine Mutter nur ständig am schlafen; warum ist Sie immer nur müde? Warum spielt Sie nicht mit mir, warum spielen andere Kinder nicht mit mir? Stimt etwas bei mir nicht, oder bei den Anderen? Warum bin ich so isoliert, immer alleine?
Ich hatte als Kind so viele Fragen. Antworten bekam ich damals, in der Zeit in der Antworten auf meine Fragen wichtig gewesen wären, aber nicht. Man hätte mir antworten können, man wollte es aber nicht!
Auch habe ich damals nie verstanden, warum mein Vater mich immer und immer wieder geschlagen hat. Er war nicht oft daheim gewesen, war „viel Arbeiten“, wie man immer so schön sagt, wenn man nicht weiß wo sich EINER gerade so rumtreibt.“ „Vielleicht lebe ich deshalb heute noch“, sagt Hans-Jörg mit einem fast schon ironisch klingenden Wortfall.
„Wie meinst Du das?“, traue ich mich zu fragen. „Nun ganz einfach...“, erwidert Er, „wenn mein Vater zu hause war, brauchte es nicht viel, manchmal sogar nichts...“, Hans-Jörg stockt kurz, macht ein paar Sekunden Pause. Diese kurze Zeit kommt mir aber wie eine Ewigkeit vor. Dann beginnt Er von neuem. Seine Augen sind leicht glasig, vielleicht würde jetzt die eine oder andere Träne über die Wange rollen...
„Weißt Du, manchmal wurde ich einfach nur gepackt, am Hals, mit festem harten Männergriff und mir wurde die Kehle zugedrückt. Und als ich versucht habe um nach Luft zu ringen wurde ich an die Wand gepresst und an dieser hochgeschoben.“ Er stockt wieder und dann beginnt er von neuem:“Weißt Du was es bedeutet in einer ausweglosen Situation zu stecken und Todesangst zu haben? Kannst Du Dir vorstellen wie schrecklich es ist an die Wand gedrängt zu werden? Verstehst Du jetzt besser, warum ich mich nicht an die Wand drängen lassen will; weder körperlich noch verbal? Verstehst Du jetzt warum ich auch verbal der überlegene sein will, warum ich immer daran arbeite meinen Geist so rege und auf Trab zu halten, neues zu lernen, neue Ansichten zu hören usw. um immer besser und überlegener zu werden? Kannst Du es jetzt verstehen?“
„Warum hat man Dir so schlimme Sachen angetan. Aus welchem Grund?“, frage ich Ihn. Hans-Jörg lacht und sagt:“Ja, so habe ich auch als Kind gefragt. Die Antwort darauf war immer: Stell Dich net so an, frag net so viel und übrigens: Indianer weinen nicht!“ „Heute weiß ichs besser als damals“, fährt Er fort: „... es war aus TÖTUNGSABSICHT!“
„Warum das denn? Welchen Grund hatte Er dazu?“, frage ich. Hans Jörg bekommt seinen überlegenen Blick und ich wappne mich für alles. „Seine eigene UNFÄHIGKEIT!“, Er lacht kurz und ich kann sein Lachen nicht wirklich begreifen. „Weißt Du, bevor mein Vater meine Mutter geheiratet hat, da hat Ihn meine Großmutter zur Seite genommen und Ihm gebeichtet, daß Ihre Tochter eines Tages krank werden könnte. Sie hat Ihm damals erzählt, daß Ihr bekannt ist, daß Ihr Mann, von dem Sie schon lange geschieden war, krank ist und diese Krankheit in dessen Familie als Erbkrankheit vorhanden ist. Sie hat Ihm gesagt, daß es völlig ok wäre, wenn Er meine Mutter nicht mehr heiraten und einfach stehen lassen würde. Daß da schon längst und offensichtlich ein Kind unterwegs war, war für die Großmutter damals kein Problem gewesen.“
Kurz am Wasserglas nippend fährt Hans-Jörg mit ruhiger Stimme fort:“Er blieb, leider. Heute wünschte ich Er wäre einfach gegangen. Mag sein, daß Er zu diesem Zeitpunkt noch aus Liebe blieb, später aus Unfähigkeit und Feigheit! Das erste Kind wird also geboren und alles ist in bester Ordnung, meine Mutter ist noch gesund. Fünf Jahre später wird ein weiteres Kind geboren... Das war dann ich. Wieder nimmt Ihn seine Schwiegermutter zur Seite und wieder findet ein ernstes Gespräch statt. Diesmal heißt es aber: Mit einem Kind hättest Du Sie sitzen lassen können, aber nicht mit zwei. So etwas macht man nicht!“
Langsam begreife ich, was Er meint. Ich begreife was in Ihm vorgeht, wenn auch nur Stück für Stück. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen kann ist, daß es noch schlimmer kommt. Hatte ich solche storys früher nur in Büchern gelesen und mir immer dabei gedacht“Oh mann, was für ein Alptraum!“, so bin ich jetzt sprachlos. Ich sage nichts, höre nur zu.
„Meine Mutter wird also nun eines Tages krank, schleichend aber immer schlechter werdend. Man kann Ihr ansehen, daß irgend etwas nicht stimmt. Sie ist ständig müde, sieht immer abgeschafft und übernächtigt aus, Ihr Gang ändert sich. Nicht wenige denken in dieser Zeit, daß Sie trinkt. Das tut Sie aber nicht. Wenn Sie nicht schläft, verbringt Sie die meiste Zeit bei Ärzten. Alle sind ratlos.“
„Schade, daß ich mich heute nicht an die ratlosen Gesichter mehr erinnern kann, ich würde darüber lachen!“, sagt das wirklich im ernst und ein lächeln geht Ihm dabei übers Gesicht. „Hat man herausgefunden was es für eine Krankheit es ist?“, frage ich Hans-Jörg. „Aber klar doch! Sie wurde ins Krankenhaus überwiesen, weil die Neurologen mit der weißen Fahne an der Stange gewedelt haben.“, und wieder lächelt Er, diesmal aber mit richtiger Schadenfreude; man kanns Ihm regelrecht ansehen. Dann fährt Er fort:“Weißt Du, die Weißkittel, speziell am Anfang Ihrer Kariere, denken doch immer Sie sind Halbgötter die alles und jeden heilen könnten. So ist es aber nicht! Und wenn Sie mit Ihrem Latain am Ende sind wird die weiße Fahne herausgeholt... und der Patient weitergeschickt. So nach dem Motto: Solls ein anderer mal versuchen, ich selbst schaffe es nicht!“
„Nun denn...“, fährt Er fort, „...es wurde durch einen Hinweis meiner Großmutter herausgefunden was es ist; sehr schnell sogar. Und wieder einmal waren die Mediziner mit Ihrem Latein am Ende. Das letzte was folgte war ein Gespräch im Krankenhaus, erst zwischen Patient und Ärzten, danach zwischen Arzten und Betroffenen, also meinem Bruder und mir und den Weißkitteln. „
„Einer war sogar richtig gut im erklären und hat sich richtig mühe gegeben“, sagt Hans-Jörg in immer ernsterem Ton zu mir. „Weißt Du, dieser Penner war so gut mit seinen Erklärungen, daß ich mit meinen nur 10 Jahren geblickt hab, was die Konsequenzen aus dieser Erbkrankheit sind. Er hat uns richtig genial erklärt, daß unsere Zukunftaussichten nicht der Rede wert sind, daß die Lebensqualität nahezu null ist. Und daß das einzig vernünftige, daß wir bezüglich dieser Krankheit unternehmen können, wenn wir uns selbst schon nicht helfen können, eine Sterilisation ist um eventuell weitere kranke Kinder für alle Zeiten auszuschließen.“
Hans-Jörg stoppt kurz, nippt wieder einmal an seinem Wasserglas, dann fährt Er fort:“Die Menschheit ist so dumm, dümmer könnte sie nicht sein. Sobald ein Mensch lesen und schreiben kann, hält ER jedes geschriebene Wort für bare Münze; dabei kann es alles nur gelogen sein. In der Regel ist ER unfähig selbst etwas zu betrachten um sich seine eigene Meinung darüber zu machen. Einmal festgelegte Ansichten sind nur sehr schwer zu revidieren.“
„Weißt Du, in unserem Fall, in unserer Familie, mit unserer Erbkrankheit hatte man immer gedacht, die Vererbung findet ausschliesslich dominant mit vollständiger Penetranz statt, d.h. auf gut deutsch: jeder bekommt es. Leider hat sich kein Mediziner auch nur die geringsten Gedanken darüber gemacht, ob das so in dieser Form auch stimmt. Jeder hat sich auf Fachliteratur die es zu diesem Zeitpunkt gab verlassen, ohne selbst hinzusehen, selbst in dieser Richtung zu forschen. Man hätte bemerkt, daß die gemachten Aussagen nicht zutreffend sind. Zu aller Ignoranz hat leider auch der 2. Weltkrieg seinen Teil dazu beigetragen nicht mehr Licht hinter dieses Thema zu bringen. Viele derer die nicht erkrankt wären, sind im Krieg gefallen; man hatte also nicht genügend Vergleichsmaterial um dem Irrtum auf die Spur zu kommen. Speziell in unserer Familie hätte es aber weitläufig genügend andere Menschen gegeben, man hätte es erkennen können, zumindest aber wäre man stutzig geworden, daß nicht alle davon betroffen sind. Man war aber einfach überfordert damit.“
„Nun denn, ich bin also innerhalb weniger Minuten eines Gesprächs um Jahre gealtert! Als Kind ging ich ins Gesprächszimmer und als Erwachsener wieder heraus; als unbedarftes Kind hinein, als Zombie und ohne Gesichtsausdruck wieder heraus.“ Hans-Jörg schaut mich mit ernstem und fragendem Blick an, dann sagt Er:“Was meinst Du wie man sich dann fühlt?“
Eigentlich bin ich sprachlos und könnte nichts sagen, aber weil, Er mich eben so fragend ansieht sage ich:"TOT!?“ Und er erwidert:“RICHTIG!“
„Den Rest meiner sogenannten Kindheit verbrachte ich dann mit Schlägen und Gewalt meines Vaters, und ach ja, beinahe hätte ich ja die fröhlichen Momente vergessen als Er mich am Hals packte, mich würgte, die Wand hinauf schob und innerlich wahrscheinlich der Meinung war, daß es weitaus lustiger ist solche Kasperlspiele aus der aktiven Sichtweise zu betreiben, als umgekehrt. Auch heute noch bin ich Ihm darüber sehr dankbar und kann weder Rollkragenpullover noch Hemden mit Schlips anziehen. Hat ja auch irgendwie wieder einen gewissen Vorteil, denn man macht sich um keine Jobs gedanken, für die man vielleicht sogar geeignet gewesen wäre und schränkt sich dadurch auch immens ein; wird doch dadurch auch das auswählen erleichtert, gell?“
„Als ich 15 war ging mein Vater, Gott sei dank! Die lustigen physischen Spiele mit meinem Vater wurden dann auch gleich durch die psychischen meiner Großmutter ersetzt! Es kann so toll sein, wenn die meisten Familienmitglieder unter einem Dach zusammen leben. Genial! In meinem Fall sah das so aus: Eine kranke Mutter an deren Zustand Du sehen kannst wie es Dir mal ergehen wird, einen Bruder der sich immer mehr zurückzog und einer Großmutter die die Moralkeule schwingt und alles zu kontrollieren versucht was mit Sexualität zu tun hat. „
„Das geht dann soweit, daß Du keine Freundinnen mitbringen darfst, oder wenn das schon mal erlaubt wurde, die Moralkeule gerade in diesen Momenten Dein Zimmer betritt als Du verkrampft versuchts das Wort FICKEN einmal in die Tat umzusetzen.“ „An dieser Stelle muß ich echt ein Lob an meine Großmutter aussprechen“, Hans-Jörg lächelt sarkastisch und ich frage Ihn:“Warum?“ „Nun, durch das bin ich in Momenten, in denen ich mich beobachtet oder auch nur belauscht fühle, nicht in der Lage sexuell aktiv zu werden!“
„Diese ständigen Kontrollen was ich mit meinen Mädels mache, haben erst aufgehört als ich mich dazu durchgerungen habe mich sterilisieren zu lassen. Sie hat mich nie mit Worten dazu gedrängt, aber es mich die ganze Zeit spüren lassen. Wenn dieses Thema angesprochen wurde, so gings über kurz oder lang immer auf das Ziel: sterilisieren.“
„Ich war 21 Jahre alt, hatte gerade den Bund hinter mir und ich wusste, ich würde noch einige Zeit bei Ihr wohnen. Da hab ich mich dazu entschlossen es machen zu lassen. Ich hätte es nicht tun müssen. Ich hätte gewußt wie man wirkungsvoll verhütet! Aber ich habs getan; die Lage war zu diesem Zeitpunkt einfach aussichtslos und der Grund für mich war schwerwiegend. Es ging nicht einfach nur darum zu verhüten. Es ging darum einem anderen Menschen kein schweres Schicksaal aufzulasten mit dem ER/SIE eventuell nicht leben kann.“
Hans-Jörg hält kurz inne und wieder hat es diesen glasigen Blick. Diesmal weiß ich gewiß Er würde unter keinen Umständen eine Träne vergießen und ich hab noch seinen Spruch von vorhin in den Ohren:“Indianer weinen nicht!“
Dann fährt Er fort:“Viele Jahre hab ich mein Leben exzessiv gelebt. Ich wusst ich würde irgendwann so um 40 sterben; meine Mutter starb mit 44, mein Bruder mit 41. Nichts hab ich ausgelassen, hab die meisten Dinge ausprobiert. Hatte viele Weiber, Typen, manchmal auch beides und viele, viele, viele Ficks. Ausgerechnet anhand der Spermamenge die ich wahrscheinlich so in 30 Jahren verspritzt habe, dürften das wohl mehrere Badewannen voll sein. Ich wurde nicht zum Alkoholiker und ich wurde auch kein Junky. Habs sogar geschafft nach langem hin und her und Wechsel der Arbeitgeber eine Ausbildung abzuschließen.“
„War verheiratet und wurde wieder geschieden. An Kinder dachte ich nie wieder! Hab selten gelächelt und noch seltener gelacht! Ich war unterwegs wie ein Zombie, oftmals sehr emotionslos. Mein Bruder wurde schwer krank und eigentlich hätte ich zu diesem Zeitpunkt auch schon Symptome haben müssen. Hatte ich aber nicht. Von der Möglichkeit eines Gentests zum Nachweis oder auch Ausschluss der Krankheit habe ich erst sehr spät erfahren. 2003 habe ich diesen Test gemacht; das Resultat war unerwartet: Ich habe es nicht! Ich hab diesen Gendefekt nicht. Ich werde nicht krank, meine Kinder werden nicht krank. Eigentlich hätte ich mich freuen sollen. Ich freute mich nicht. Alle meine Entscheidungen waren mit einem Satz sinnlos und bedeutungslos geworden...“
„Ich rappelte mich auf, begann ein neues Leben. Hab eine weitere Ausbildung gemacht und auch abgeschlossen. Hab ne therapeutische Ausbildung hinterhergesetzt... Dann lernte ich meine heutige Frau kennen, eine Probeklientin während meiner Ausbildung. Hab bis heute eine tiefe Liebe erfahren die ich selbst noch nicht begreifen kann. Kann nicht wirklich verstehen warum Sie mich eigentlich mag, nehms aber hin und geniese jeden Tag.“
Hans-Jörg schweigt und seine Miene wird immer ernster. Dann beginnt Er von neuem:“Weißt Du, meine Frau ist 10 Jahre jünger als ich, sehr attraktiv und bestimmt wäre Sie eine gute Mutter. Sie kennt mich und meine Lebensgeschichte; Sie weiß alles über mich. Ich brauch mich nicht zu verstecken und gelegentlich wenn wir alleine sind kann ich auch mal weinen. Denn Sie sagt nie zu mir: Indiander weinen nicht!“
„Beide haben wir nun einen Kinderwunsch, den zu verwirklichen nahezu so schwierig erscheint wie zum Mond mit einem Boot zu rudern. Nach 18 Jahren eine Refertilisation; da stehen die Chancen schlecht. Es ist nicht unmöglich ich weiß. Aber nur diese Möglichkeit kommt für uns in Betracht. Eine andere könnte bedeuten, daß wir in unsere Zweisamkeit eventuell im worst-case Fall genau diese Krankheit wieder in die Familie holen, die ich mit der Sterilisation damals ausschließen wollte. Das würde alle meine Entscheidungen noch mehr sinnlos erscheinen lassen, als sie es eh schon sind...“
Nach einem kurzen Moment des innehaltens fügt Hans-Jörg noch hinzu:“Weißt Du, ich kann nicht verstehen, wie gedankenlos Man(n) sich manchmal sterilisieren läßt, wo es doch so viele Möglichkeiten gibt eine Schwangerschaft wirkungsvoll zu verhindern. Im Zeifelsfall würde ich an gewissen Tagen lieber auf einen Fick verzichten! Das Leben kann sich in Sekundenbruchteilen so ändern, daß die Entscheidung zu einer Sterilisation und die Durchführung dieser mehr als zweifelhaft erscheinen läßt.“
„So habe ich das noch nie gesehen“, sage ich zu Hans-Jörg und in einem weiteren Satz frage ich Ihn:“Sag mal, nach all dem was Du erlebt hast, was kann Dich da heut noch schocken?“ Er beginnt zu lachen, lauthals. Dann sagt Er:“Eigentlich nichts mehr. Man könnte während dem ich am Tisch sitze und esse neben mir auf den Tisch scheißen. Es würde mich net jucken. Außer wenns Dünnschiß ist und in meinen Teller spritzt. Dann werde ich sauer weil ich mir nen neuen Teller holen gehen muß...“
Ich persönlich halte es für ein enormes Armutszeugnis ne Sterilisation machen zu lassen nur damits Verhüten so einfach und bequem ist. Hallo? Gehts noch?
Gruss XXgenesisXX