Monogamie...
...ist oft nur das Ersatzwort für Verlustangst und sehr beliebt bei Menschen, die glauben, dass man jemanden verliert, weil er woanders sexuell was bekommt, das er in der Beziehung nicht bekommt.
Hinweis: Am Ende des Textes steht noch mal was über eine andere Art der Fantasie. Ich weise darauf hin, damit sich auch für flüchtige Schnelldrüberleser der Kreis schließen kann.
Wie bei allem rund um das Thema Sex ist es super, wenn man erst mal ehrlich zu sich selbst und dann auch ehrlich zum Gegenüber ist.
Aber in kaum einem anderen Thema wird so viel vor sich selbst und anderen geflunktert, übertüncht, verharmlost, hysteriert, verdächtigt und konventioniert.
Deshalb ist es nicht ratsam einen Beziehungsstatus monogam in einen anderen Status zu wandeln als zuvor miteinander abgestimmt.
Wurde denn was abgestimmt?
Das ist erste Frage, denn in aller Regel wurde nie was abgestimmt sondern einfach als gegeben gegenseitig angenommen oder gar unterstellt.
Einiges der nachfolgenden Zeilen kann man im umgekehrten Fall, wenn aus eine offenen Beziehung der rein einseitige Wunsch nach einer Monogamie entsteht ebenfalls wieder finden.
Zu einer Abstimmung oder zumindest zu einem gemeinsamen Befinden kommt es eher selten, weil es für die meisten ohnehin ein Tabu-Thema ist über das man nicht spricht.
Angst kommt auch noch dazu: Was wenn das Gegenüber schon allein bei der Diskussion darüber das Vertrauen verliert???
Was wenn die lieb gewonnene Beziehung daran Schaden nimmt?
Da beginnt schon die Verlustangst. Und da schon muss die Frage, die man sich selbst stellen sollte lauten:
Warum traue ich mir und/oder der Beziehung das Gespräch darüber nicht zu?
Aua! Das ist ja vielleicht mal unbequem und droht auch noch anstrengende Arbeit zu werden.
Dann rede ich doch lieber über die unmöglichen Nachbarn, schlage Kochrezepte vor oder sonst irgendwas um das Thema zu begraben bevor es überhaupt auf den Tisch kommt.
Außerdem ist die Monogamie ja doch eh das "Normale" und dann machen wir ja schon alles richtig.
Diese Fantasien...ach das ist nix! Fantasien sind doch Fantastereien - also das kriegt man sich schon schnell schlecht und blöd geredet.
Siehste! Alles ganz leicht und wusst ich doch schon vorher!
Einige Jahre geht das. Manchmal sogar Jahrzehnte und in anderen Fällen sogar ein Leben lang. Ok.
Immer öfter aber geht das nicht, denn heutzutage wird doch stets wieder schnell an seine Fantasien erinnert.
Macht nix; dann muss man halt schneller und heftiger Blümchen über das Unbequeme streuen und schon sieht'S doch wieder so hübsch aus wie zuvor.
Irgendwann stellt sich der mit den Fantasiene, der aber nicht darüber reden kann und will, die Frage, ob er sein Leben leben will ohne es je mal getan zu haben.
Dann kann aus einer Fantasie ein starker Wille werden es umzusetzen. Notfalls auch egoistisch - nein - am liebsten egoistisch, denn sonst müsst man ja wieder als erstes sein Defzit im Mitteilen und Grundvertrauen angehen.
Wir erinnern uns: Das ist zu unbequem und erscheint deshalb als "gefährlich", "unmöglich" und wenn das nicht reicht, dann ist es eben das Gegenüber insgeheim schuld, dass man nicht reden kann.
Immer hübsch einfach, eindimensional und immer hübsch von sich weg.
Und dann passiert es. Man setzt es um und es kommt raus.
Für den andern war es nie eine Frage aus der Monogamie auszubrechen und entsprechend groß ist der Schock. Aus Vertrauen wird in der Sekunde in der es rauskommt Mistrauen.
Völlig normal, denn was anders sollte denn empfunden werden?
Das ist dann ein übler Cocktail aus Mistrauen, Sich-abgelehnt-fühlen, Überforderung mit der Situation wie auch einer radikalen Erinnerung daran, dass es nicht wirklich gut Unbequemes immer schnell mit einem niedlichen Deckchen zu versehen.
Wenn dann die Beziehung wirklich mehr taugt als die praktischen Dinge einer Beziehung. Wenn es mehr ist als die zur Lebensgewohnheit gewordene Beziehung und wenn es mehr bedeutet als die Sicherheit und den Status, den man sich aufgebaut hat, dann:
Besteht die Chance doch mal offen und ehrlich zu reden. Die ist aber dann sehr klein diese Chance, denn der betrogene Part wird nun nicht gerade in besonderem Maße fähig sein zuzuhören und zu verstehen und nur wenig Bereitschaft zeigen in den anderen und in sich selbst hinein zu fragen.
Aber der ausgebrochene Part könnte schon mal anfangen sich zu fragen und das Verständnis dafür aufbringen, dass sich das Gegenüber gerade ohne Boden unter den Füßen fühlt. Dass dessen Gefühlswelt gerade im Chaos-Modus ist.
Das kann bei/m Fantasie-allein-Umsetzer/in auch so sein. Gefühlswelten sind nicht zwingend der beste Ratgeber, um exakt diese Gefühlswelten zu verstehen und wieder in Einklang zu bringen.
Es brauch Zeit in der jeder für sich überlegen kann. Nächste Gefahr:
Diese Zeit kann auch wieder zum Aufschieben von Unbequemen missbraucht werden. Aber auch das schafft Fakten, denn wer dann noch aufschiebt, der hat einfach nicht die Fähigkeit, die es braucht.
Ideal ist es, wenn man rechtzeitig in der Beziehung lernt wirklich ehrlich über alles miteinander zu reden und der eine sich auf den anderen in so fern verlassen kann, dass man nicht für ein Thema - welches auch immer - abgeurteilt oder herabgestuft wird.
Das ist immer noch kein Garant dafür, dass man zu den gleichen Fatasien und deren Umsetzung gelangt. Wird der Dialog ehrlich, selbstehrlich und anvertrauend und zuvertrauend geführt zeigt es umso mehr wie wichtig es ist zu lieben und geliebt zu werden.
Die schönste Erfahrungen in einer Beziehung!
Wer die Chance dazu hat, der sollte sich auch vor Augen halten:
DAS BLEIBT FÜR DIE MEISTEN MENSCHEN IMMER NUR EINE FANTASIE!
Sie kommen nicht dahin, weil sie den Weg dahin nicht kennen oder sich nicht auf diesen Weg trauen.
Und wie alles Wunderbare geht diesem auch voraus, dass man dafür auch schon mal schwere Brocken angehen muss. Es sind ja meist die Brocken, die man in seinem Rucksack schon hatte bevor es zur Beziehung kam.