@ youwillfindme
Ein berührender Beitrag. Danke!
Wir sind da zu 100% einer Meinung. Meine Wut, meine Angst, meine Scham, meine Trauer, mein teilweise uralter Schmerz, auch vielleicht sogar vermeintlich "Böses" wie z. B. Neid, Eifersucht und Rachsucht - das alles gehört selbstverständlich auch zu mir. Das alles nehme ich an und begrüße es sogar. Es trägt dazu bei, dass ich so bin, wie ich bin (was nicht bedeutet, dass ich nicht dennoch daran arbeiten kann).
Und ich weiß wohl, dass die meisten Menschen diese Gefühle leider entweder leugnen oder unter den Teppich kehren oder verdrängen ...
Diese Gefühle sind absolut nicht weniger oder mehr wert als alle anderen. Gefühle sind ohnehin einfach Gefühle, ohne jede Bewertung. Erst wir mit unserer Moral etc. machen daraus "gute" und / oder "schlechte" Gefühle, das sind unsere Bewertungen. Die Gefühle selbst sind neutral, es sind einfach unsere Gefühle.
Ich frage mich einzig ...
Und mein Partner ermöglicht mir, im geschützten Raum der Beziehung, auch diese Gefühle bewusst wahrzunehmen - nicht erst, wenn etwas Schlimmes passiert ist.
... warum erst etwas Schlimmes geschehen muss, um diese Gefühle zu spüren? Das kann ich auch vorher, wenn ich wirklich will. Und warum brauche ich einen Partner, der mir das Wahrnehmen, Spüren, Erkennen usw. dieser Gefühle ermöglicht. Kann ich das nicht auch selbst oder z. B. im Rahmen einer guten Therapie?
Versteh mich bitte nicht falsch: Wenn der Weg, den Du dafür gewählt hast, Dir gut tut und sogar Spaß macht - ist es auch in meinen Augen völlig in Ordnung. Es ist ohnehin Deine Sache, aber es gibt überhaupt nichts daran zu bewerten oder zu kritisieren. Aber wie "art_of_Pain" es so wunderbar formuliert hat: Man darf sehr wohl versuchen ,es ein Stück weit zu begreifen.
Deshalb frage ich mich, warum muss mir das jemand ermöglichen, dass ich auch meine angeblich "negativen" Gefühle zulassen darf? Kann ich nicht auch für diese Seiten in mir einfach selbst die Verantwortung übernehmen? Und wenn nicht, warum nicht?
Ein eher alltägliches Beispiel: Wenn ich z. B. Eifersucht in mir spüre, dann kann ich mich einschließen, mich in das Gefühl total fallen lassen, es aus mir raus schreien, auf Kissen einprügeln oder was auch immer - es also einfach zulassen (anstatt cool zu tun und mir sowie anderen einzureden und vorzuspielen, ich sei gar nicht eifersüchtig). Da brauche ich doch niemanden, der es mir erlaubt, der es aus mir raus holt, der mich dafür irgendwie "behandelt" - das kann ich doch alles auch jederzeit allein.
Wo ist Deiner Meinung nach der Punkt, an dem ich das Entscheidende nicht kapiere?
(Der Antaghar)